Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 6. April 2013, S. 8 [1]
Aurich/Trinidad. Unser Erlebnis auf Trinidad geht weiter. Allerdings verliefen die nächsten Tage insgesamt schon etwas routinierter. Am Montag gingen wir zunächst zum Pool Nr. 1, um dort eine sogenannte Wasserstandsmanipulation durchzuführen. Im Grunde genommen ist das einfacher, als es sich dem Namen nach anhört. Durch Umleitungen und Aufstauungen des Wasserflusses kann der Wasserstand so beeinflusst werden, dass er entweder steigt oder sinkt. Wir haben den Wasserstand in dem Becken zunächst gesteigert. Da hierdurch für die Guppys neue Ufer und somit auch neue Lebensräume erschlossen wurden und sich die kleinen Fische erst einmal an das neue Terrain gewöhnen müssen, sind wir an diesem Tag dann auch relativ früh wieder zur Unterkunft aufgebrochen. Abseits der Arbeit haben wir diesen Tag dann für interessante Freizeitaktivitäten genutzt. Wir nahmen an einer Bootsführung durch die trinidadischen Sümpfe teil. Die Sümpfe sind durchzogen von Mangroven und sie beheimaten viele verschiedene Tierarten. Für uns war es ein Erlebnis, unter anderem die „Tree Boa“, den Nationalvogel Trinidads, den roten „Scarlett Ibis“ und sogar „Brillen-Kaimane“ in ihrem natürlichem Territorium beobachten zu können.
Am Tag darauf setzten wir unsere Forschungsarbeiten fort. Als wir am Pool Nr. 1 ankamen, waren Prof. Dr. Krause, Dr. Wilson und Doktorand Clément dort bereits mit der Datenaufnahme beschäftigt. Wir indes bekamen eine neue Aufgabe zugewiesen. Prof. Dr. Krause wies uns an, zwei weitere Pools, die er für die Experimente als geeignet empfunden hatte, auszumessen. Wir hatten inzwischen schon Erfahrung gesammelt und konnten deshalb die Aufgaben am Pool Nr. 3 und Pool Nr. 4 viel schneller bewältigen, als vor Kurzem noch an Pool 2. Nach Abschluss der Arbeiten gesellten wir uns wieder zu den anderen, die am Pool Nr. 1. standen. Dort angekommen, bekamen wir weitere Aufgaben zugewiesen. Unsere Aufgabe sah vor, dass Jan und ich abwechselnd die Zeitabstände ansagten, in denen die Beobachtungsergebnisse protokolliert wurden. Der jeweils andere arbeitet dem Doktoranden Clément zu. Er notierte die Daten. Wir konnten auf diese Art und Wiese schrittweise die Arbeitsmethodik erlernen. In den Tagen darauf stand hauptsächlich die Datenaufnahme im Vordergrund. Nachdem wir den Wasserstand im Becken zuvor erhöht hatten, war jetzt eine Wasserstandssenkung Ziel. Nach dieser zweiten Manipulation erfolgte eine erneute Datenaufnahme.
Als wir dann nun am Ende einen kompletten Datensatz für Pool Nr. 1 erarbeitet hatten und Jan und ich in die Arbeitsweise eingeführt wurden, konnten wir im nächsten Schritt die Effizienz unseres Teams durch Aufteilung steigern. Doktorand Clément widmete sich daraufhin nämlich einem eigenen Projekt. Wir, die verbliebenen vier, Prof. Dr. Krause, Dr. Wilson, Jan und ich, teilten uns in zwei Gruppen auf. So konnte jede Gruppe einen Pool observieren und Daten erheben. Man kann sich vorstellen, dass auf Jan und mich jetzt viele weitere Aufgaben übertragen wurden. Jeder von uns arbeitete nun sowohl als Zeitgeber als auch als Protokollant. Anschließend wurden die Pools nun erneut manipuliert. Durch diese Methode und mithilfe der erhobenen Datensätze soll am Ende der Forschungsarbeiten ablesbar werden, wie sich das kollektive Verhalten der Guppys durch Manipulation des Lebensraumes verändert und es überhaupt zu einer Veränderung kommt. Nachdem wir jetzt einen ersten kompletten Datensatz erhoben hatten, stand für uns ein Tag ohne Arbeitsziel an. Wir genossen das herrliche Wetter, fuhren zu einem Strand, bei dem sich ein Ausläufer des „Marianne Rivers“ (Süßwasser) mit dem salzigen Ozean traf.
Die Auricher Schüler Meint-Hilmar Broers und Jan Trebesch erforschen vier Wochen lang das Schwarmverhalten von Guppys auf Trinidad. Wohnen werden die beiden an der Nordwestküste in einer Unterkunft der Universität von Port of Spain, der Hauptstadt der Inselrepublik. Ermöglicht wird ihnen die Forschungsreise durch die Auricher Wissenschaftstage.
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