Position der „Meteor“:
13° 27,56 N
61° 02,58 W
Aurich / El Hierro. Das regelmäßige Leben an Bord macht kreativ. Und so haben Jung-Physiker damit begonnen, in freien Minuten einen Comic zu zeichnen. Er fängt lustige Situationen des Bordalltags ein und kann alle zum Lachen bringen. Es werden auch ganz spezielle Geburtstage gefeiert. So bekam die 8-12-Uhr-Schicht bei Arbeitsbeginn von ihrem Vorgänger zu hören, dass sie Rosis hundertsten Geburtstag verschlafen hätten. Gerade erst aufgestanden verstand man gar nicht gleich, was gemeint war. Doch ein Blick auf die Stationsnummer löste das Rätsel. Der Wasserkranzschöpfer, liebevoll „Rosi" genannt, war zum 100. Mal in den Ozean hinab gelassen worden. Das Protokoll, auf dem Uhrzeit, genaue Position, Temperatur und Salzgehalt vermerkt werden, war von Luftballons und kleinen Zeichnungen verschönert worden. Schließlich ist Rosie eines der wichtigsten Mitglieder der Gemeinschaft. Wie Olli, Gesa und Karin hörten, hatte die Schicht vor ihnen jede Menge Spaß am frühen Morgen gehabt. Sie feierten den besonderen Moment, indem sie den helfenden Matrosen eine Dose Cola ausgaben.
Happy Birthday „Rosi“: Auf einem Forschungsschiff wird auch schon mal
der 100. Einsatz eines Messgerätes gefeiert. Foto: Privat
Diese waren zuerst verdutzt, freuten sich dann aber auch über das Jubiläum. Wenig später waren alle Schöpfer in verschiedenen Tiefen geschlossen worden und die Rosette kam wieder an Deck. An ihr befestigt ist stets ein an einer langen Leine hängendes Gewicht, das bei Bodenkontakt ein Signal gibt. Wir staunten nicht schlecht, als wir die in Plastikfolie gewickelte Nachricht lasen. Rosi erzählte uns in einem Brief von ihrem Jahrestag und brachte uns so schon am frühen Morgen zum Lachen. Von Jann, der in der vorherigen Schicht gearbeitet hatte, erfuhren wir, dass auf jeder Fahrt die 100. Station etwas ganz besonderes ist. So werden dann alle Schöpfer geschlossen, auch wenn nicht alle für die Proben benötigt werden. Dies hellt den Arbeitalltag auf und bringt Abwechslung in die Routine, die wir trotz allem in den letzten Wochen bekommen haben.
Die Routine ist vor allem dann wichtig, wenn das Wasser flacher wird und die verschiedenen Stationen schneller aufeinander folgen. So blieb leider nicht sehr viel Zeit, um den Ausblick auf die Insel St. Vincent zu genießen. Nur eine Meile entfernt vom Land machten wir Messungen und konnten so einzelne Häuser und Palmen an der Steilküste erkennen. Nach Rosis Jubiläum gab es noch weitere Überraschungen. Um 10.20Uhr tönte das Signal zum Treffen auf dem Sammelplatz und die vorher angekündigte Sicherheitsübung begann.
Am Sammelplatz wurde dann das Anlegen der Schwimmwesten und die Bekleidung kontrolliert. Bei tropischen Temperaturen ist es auch wirklich nur kurz in langer Hose und Pullover auszuhalten und so waren wir alle froh, als die Übung beendet war.
Position der „Meteor“:
14° 34,11 N
61° 11,88 W
Aurich / El Hierro. An Bord der „Meteor“ gibt es nicht nur das Team, das die Rosette ins Wasser lässt und die Sauerstoffproben zapft. Es gibt weitere Arbeitsgruppen, die unterschiedliche Messungen durchführen. Sandra Erdmann, Reinhard Drews und Klaus Bulsiewicz sind zum Beispiel das Freonteam. Freone ist ein anderer Ausdruck für FCKWs. Dies sind Gase in der Atmosphäre, die künstlich hergestellt wurden und zum Beispiel für Kühlschränke und als Treibgas in Sprühflaschen genutzt wurden. Da sie der Ozonschicht schaden und sich nur sehr langsam wieder abbauen, beschloss man 1975, Ersatz zu finden und sie seltener einzusetzen. So senkt sich seit einigen Jahren der FCKW-Gehalt in der Atmosphäre.
Hier ist Vorsicht angesagt: Sandra Erdmann nimmt Freonproben
an den Wasserschöpfern auf Deck. Foto: Privat
Freone gelangen über den Kontakt mit der Atmosphäre auch in das Oberflächenwasser der Ozeane. In verschiedenen Gebieten, wie zum Beispiel der Labradorsee, kühlt das Oberflächenwasser so weit ab, dass es in die Tiefe sinkt und dabei die Freone mitnimmt. Durch verschiedene Meeresströme wird dieses freonhaltige Tiefenwasser über den gesamten Globus transportiert. Die Freonkonzentration des Wassers lässt Rückschlüsse darauf zu, wann dieses Wasser die FCKWs an der Oberfläche aufgenommen hat. Die Zeit, die seit dem Absinken vergangen ist, nennt man das „Alter" der Wassermasse. Bei unserer Forschungsreise finden wir Tiefenwasser aus der Labradorsee und aus den Gebieten nördlich von Island und am Boden sogar Tiefenwasser aus der Antarktis. Wir lassen unsere Rosette bis kurz über den Boden nach unten und schließen in verschiedenen Tiefen die Wasserschöpfer. Wieder oben angelangt, werden Freonproben genommen. Der FCKW-Gehalt im Wasser sagt uns dann das Alter des Wassers und damit kann man auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit berechnen.
Das Schwierige bei diesem Verfahren ist, wenn sich Wassermassen mit verschiedenen FCKW-Anteilen vermischen. Noch vor wenigen Jahren gab es auch viele Probleme bei der Probennahme. Mit einer Glasspritze wurden zeitaufwendig Proben genommen. Mittlerweile gibt es ein einfacheres Verfahren. Glasampullen mit einem dünnen Metallrohr werden an die verschiedenen Schöpfer geschlossen und ein paar Minuten lang wird das Wasser durch sie hindurch gespült. Da das Wasser am oberen Ende wieder hinaussprudelt, sieht in diesem Moment die Rosette aus wie ein Springbrunnen. Es ist wichtig, dass man diese Proben zuerst nimmt, da die FCKWs aus der Atmosphäre die Proben verfälschen können.
Die Freonarbeitsgruppe, von uns auch liebevoll Freonis genannt, hat es oft nicht leicht. Die Glasampullen sind sehr zerbrechlich. Da sie jeweils acht Stunden am Stück arbeiten, müssen sie gerade am Ende der Schicht, wenn die Müdigkeit sie überfällt sehr vorsichtig bei der Probennahme sein. Am anstrengendsten ist Reinhards Schicht, wenn er von 24 Uhr bis acht Uhr morgens arbeitet. Oft steht er erst am späten Nachmittag auf und frühstückt, wenn wir zu Abend essen. Seine Freizeit beginnt nach dem Abendessen, wenn andere schon fast ins Bett gehen, um fit für ihre Schicht zu sein. Immer wieder ist es lustig, wenn er, gerade erst aufgestanden am Abend auf den Flur stolpert und den nächstbesten fragt, wann es Frühstück gibt. Am Sammelplatz wurde dann das Anlegen der Schwimmwesten und die Bekleidung kontrolliert. Bei tropischen Temperaturen ist es auch wirklich nur kurz in langer Hose und Pullover auszuhalten und so waren wir alle froh, als die Übung beendet war.
Position der „Meteor“:
14° 59,95 N
61° 22,98 W
Aurich / El Hierro. Endlich war der Tag gekommen, an dem das Bergfest gefeiert wurde. Tagsüber ging man noch der normalen Arbeit nach. Als die ersten Vorbereitungen begannen, packten diejenigen, die frei hatten mit an und halfen den Stewards das Schiff grillfertig zu machen. Bänke, Tische und Geschirr wurden aufs Deck getragen, um dort ab Abend gemütlich zusammen sitzen zu können.
Xin und Jann beim morgendlichen Zapfen
der Sauerstoffproben. Foto: Privat
Anstelle des Abendessens stand Grillen auf dem Speiseplan. Gerade diejenigen, die das erste Mal dabei sind, waren gespannt, was sie erwarten würde. Um halb sechs waren die ersten Würstchen fertig und die Feier konnte beginnen. Überrascht waren wir davon, wie viele leckere Salate und frischgebackene Brote es gab. Schließlich wurde das letzte Mal vor vier Wochen auf Gran Canaria eingekauft. Während des Essens unterhielten sich alle gut und es war für uns sehr spannend, von verschiedensten Lebensgeschichten zu erfahren. Der Ausblick auf das nahe Martinique gab dem Grillabend ein ganz besonderes Ambiente. Die Hauptstadt Fort-de-France schien zum Greifen nah. Einerseits war es schön, endlich das lang erwartete Bergfest und somit die Mitte der Fahrt zu feiern, doch schwang auch ein bisschen Wehmut mit. Wir fühlen uns sehr wohl hier und würden gerne noch ein paar Wochen mehr die Schulbank gegen die schaukelnde Koje auf der „Meteor“ eintauschen.
Der besondere Reiz an Bord ist, die verschiedenen Menschen näher kennen zu lernen. Außerdem macht es Spaß, sich von der Begeisterung, mit der die Wissenschaftler an die Arbeit gehen, mitreißen zu lassen. Heute wurden die Wasserschöpfer von der Rosette abmontiert.
An ihrer Stelle wurden Microcats, die ein Jahr lang Daten an den Verankerungen aufgenommen haben angebracht. Sie messen Salzgehalt und Temperatur des Wassers. Sie wurden an die Rosette montiert und hinuntergelassen, um sie anhand der gleichzeitig gemessenen Werte der CTD eichen zu können. Während wir auf Station liegen und warten, dass die Microcats wieder hinaufkommen, können wir in der Ferne Dominica sehen. In den letzten Tagen war unsere Reise sehr interessant. Wir haben in den Passagen zwischen den kleinen Antillen Messungen vorgenommen. So kamen wir sehr dicht an Inseln wie St. Lucia, Martinique und Dominica vorbei. Natürlich ist es nicht gerade leicht, in solchen Momenten an Bord zu bleiben.
Schließlich würde man sogar ins Wasser springen und hinüberschwimmen um die Insel entdecken zu können. Wir fahren an menschenleeren Sandstränden und grün leuchtenden Palmenwäldern vorbei und zapfen dabei Sauerstoff. Schließlich sind wir auf einem Forschungsschiff und nicht auf einer Kreuzfahrt. Darüber sind wir auch sehr froh. Das hautnahe Erleben wissenschaftlicher Arbeit hat viel mehr zu bieten als das beste Animationsprogramm auf einem Luxusdampfer.
Position der „Meteor“:
16° 12,09 N
61° 14,76 W
Aurich / El Hierro. Nachdem vor einigen Tagen Fehler an einem der beiden ADCPs festgestellt wurden, war das Leibniz-Institut für Meeresforschung in Kiel bereit, uns ein Ersatzgerät nach Guadeloupe zu schicken. Der Fahrplan wurde so geändert, dass das Anlaufen von Pointe-à-Pitre gut in die Messungen hineinpasste. Die Aufregung war Freitagmorgen groß, da die Ankunft in Inselnähe auf 10 Uhr gesetzt war. Letztendlich entpuppte sich das Manöver als nicht besonders aufregend. Wir waren immer noch mehrere Kilometer von Guadeloupe entfernt. Schließlich kam ein Motorboot, um das Gerät der „Meteor“ zu bringen. Vor der nächsten Station wird das neue ADCP an die Rosette angebracht. So erhalten wir beim Hinunterlassen wieder Informationen über die Strömungsgeschwindigkeiten des Wassers.
Gesa und Jann ganz oben auf der „Meteor“. In den gelben
Kästen befinden sich die Staubsammler. Foto: Privat
Während wir frei haben, zieht es viele nach draußen. Allerdings nicht um braun zu werden, sondern um den unbezahlbaren Ausblick auf die Inseln, an denen wir vorbeifahren, zu genießen. Wir sehen Hochhäuser und lange Strände und fragen uns, welche Insel uns am besten gefallen würde. Während man nach dem besten Fotomotiv Ausschau hält, kann es auch mal sein, dass einem ein Delphin vor die Linse schwimmt. Alle genießen den Anblick dieser schönen Tiere. Gestern Abend hatten einige wenige ein ganz besonderes Erlebnis. Das, was wir zunächst für einen Delphin hielten, war ein Wal. Leider sah man nicht viel von ihm, da er bald wie ein schöner Traum verschwunden war.
Manchmal verscheuchen Regengüsse die Schaulustigen vom Helideck. Ein Schauer kündigt sich oft schon in der Ferne an. Wenn das Schiff in der Nähe der Wolke ist, prasseln kurze Zeit später bereits die ersten großen Tropfen an Deck. Genauso schnell, wie er aufgezogen ist, verschwindet der Schauer auch wieder. Dies ist ein typischer tropischer Regenguss. Er ist sehr kurz, dafür aber umso heftiger. Ein weiteres Wetterphänomen kann eine Saharastaubwolke sein. Sie transportiert Saharastaub bis in karibische Breitengrade.
Zwei Staubsammler an Bord des Forschungsschiffes sammeln Partikel dieses Staubs. Man hofft dadurch mehr Erkenntnisse über die Verteilung von Saharasand zu erfahren. Jeden Tag werden die Staubfilter, die aus weißen Glasfasern und Zellstoff bestehen, gewechselt. Bisher konnten wir noch keinen unklen Staub in ihnen entdecken. dies liegt vor allem daran, dass lange Zeit der Wind von hinten kam und die Sammler nicht messen konnten. Sie funktionieren nur bei Wind von vorne und von der Seite. Bei Wind von hinten finge man zu viele Rußpartikel aus dem achtern gelegenen Schornstein der „Meteor“ ein. Der Bordmeteorologe hatte für das Wochenende eine Saharastaubwolke gemeldet. Wir hoffen, dass wir durch sie möglichst viele Staubproben für die Uni Bremen bekommen können.
Position der „Meteor“:
16° 16,98 N
60° 34,99 W
Aurich / El Hierro. An Bord der „Meteor" befinden sich auf der Reise M 66/1 jede Menge Physiker mit dem Schwerpunkt Ozeanographie. Doch einer der Mitreisenden hat eine andere Aufgabe. Michael Oschmann ist Auszubildender zum Chemielaboranten. Michael macht in Bremen eine Praxisbezogene Lehre. Den praktischen Teil der Ausbildung leistet er an der Universität Bremen. Dort arbeitet der junge Chemiker mit verschiedensten Arbeitsgruppen zusammen. So half er Biologen, Tiergehirne zu präparieren. Im Moment arbeitet er mit der Arbeitsgruppe Rhein in der Abteilung Ozeanographie zusammen. So hat er auch als Nichtphysiker die Möglichkeit, an unserer Forschungsexpedition von Gran Canaria nach Curaçao teilzunehmen. Bereits einen Monat vor der Fahrt musste der Chemie-Laborant mit seiner Vorbereitung beginnen. So wälzte er Fachbücher und ließ sich von seinen Ausbildern in das Themengebiet einarbeiten.
Michael Oschmann arbeitet in seinem Labor mit den von der Rosette
gezapften Sauerstoffproben. Foto: Privat
Michaels Aufgabe an Bord ist es, die von den CTD-Wachen und von ihm selbst genommenen Sauerstoffproben zu messen. Die ermittelten Werte werden dann mit den von der CTD-Sonde gemessenen Werten verglichen, d. h. die Sonde wird kalibriert. So kann man die Abweichungen bei den elektronischen CTDMessungen erkennen und beheben. Michael hat an Bord ein eigenes Labor, in dem ein Teil seiner Chemikalien gelagert wird. Ein Großteil der Chemikalien ist allerdings aus Sicherheitsgründen im schiffseigenen Chemikalienstore gelagert.
Bei Trinidad konnten wir merken, wie das Oberflächenwasser salzärmer und trüber wurde. Dieses deutet darauf hin, dass ein Teil des Wassers aus einem Fluss, wie in diesem Fall dem Amazonas oder dem Orinoco, kommt. Für eine geologische Forschungsgruppe wurden mit diesem Wasser Kanister befüllt. Michael hatte die Aufgabe, diese Proben mit Salzsäure vor biologischen Bewuchs zu schützen. Ein Chemielaborant darf auch bei tropischen Temperaturen nicht davor zurückschrecken, mit Kittel, Stiefeln und Schutzbrille in der prallen Sonne zu arbeiten. Angenehmer ist es dann, im klimatisierten Labor Sauerstoffwerte zu messen. Montag hatte Michael einen freien Tag. Es wurden keine Wasserproben genommen. Die Rosette fährt so genannte Yoyos.
Die Rosette wird bis zum Grund hinuntergelassen. Dann hievt man sie wieder bis zur Oberfläche, um sie dann wieder hinunterzulassen. Diese Messung dauerte Montag zwölf Stunden. An den gemessenen Daten kann man die Veränderung der Strömung in diesem Zeitraum erkennen. Für die CTD-Schichten wird die Arbeit während dieser besonderen Station anstrengender werden. Da wir die ganze Zeit auf derselben Position bleiben, werden wir zwischendurch keine Fahrtpausen haben, um draußen Sauerstoffproben zu zapfen. Unsere Aufgabe wird es sein, den CTD-Computer zu überwachen, um etwaige Unregelmäßigkeiten sofort zu bemerken.