Position der „Meteor“:
21° 35,75 N
34° 29,18 W
Aurich / El Hierro. Gestern haben wir die seegängige Ausstattung unserer Kabinen vorgestellt. Heute gibt es den nächsten Einblick in den Alltag an Bord der „Meteor“. Bereits beim ersten Betreten waren wir darüber erstaunt, wie bunt das Schiff von Innen ist. Bei genauerem Hinsehen erschloss sich auch uns das System der vielen bunten Türen. So hat jedes Deck eine andere Farbe. Der Vorteil: Man weiß sofort, wo man hin muss, wenn einem gesagt wird, das Krankenzimmer befinde sich auf dem orangenen Deck. Das Farbspektrum reicht von olivgrün über gelb bis hin zu dunkelrot.
Gesa und Jann fahren beim Training mit dem Rad über den Atlantik. Foto: privat
Am beliebtesten ist bei der Crew das Deck, in dem sich die Messe und die Bar befinden. Wie alle anderen Räume sind auch diese klimatisiert und durch das Bullauge kann man bei viel Seegang die Wellen vorbeirauschen sehen.
Beliebt sind auch die Kühlschrank- Standorte, die über das ganze Schiff verteilt sind. Doch dieser Service ist nicht umsonst. Wenn Jann etwa eine Cola trinken möchte, nimmt er sich zuerst einen Zettel und schreibt auf, was er sich aus dem Kühlschrank nimmt. Der Zettel kommt dann in einen Kasten. Am Ende der Fahrt wird dieser Zettelkasten vom Steward geleert und die Getränkerechnung beglichen.
Die Kühlschränke bekommen einen ganz besonderen Wert, wenn man seinen Vorsatz Sport zu treiben wirklich umsetzt. Die „Meteor“ verfügt über einen kleinen Sportraum. So hat man die Möglichkeit, im Laufe der Reise nicht alle Fitness zu verlieren. Die nebenan gelegene Sauna wird bei unserer Fahrt aber eher selten genutzt, da ein Saunagang den gleichen Effekt erzielt, wie die Mittagspause auf dem dunkelgrünen Außendeck der „Meteor“. Großen Anklang findet im Gegensatz zur Sauna der kleine Außenpool. Diese Beschreibung klingt jetzt sehr nach „Traumschiff“. Doch in den Pool passen maximal fünf schmächtige Personen und selbst dann scheint eine Trockenzeit für den Pool zu drohen. Trotzdem ist unsere kleine schwimmende Stadt über diese Erfrischungsmöglichkeit sehr froh. Derweil kommen wir unserem Ziel jeden Tag ein Stückchen näher. Und das merken wir auch an den schnell steigenden Temperaturen nach dem Frühstück.
Heute Nacht überqueren wir bereits die dritte Zeitzone. Seit Tagen haben wir keine anderen Schiffe gesehen. Unsere einzigen Begleiter waren ein paar fliegende Fische. Nur das rhythmische Wogen der Wellen und die vom Passatwind verteilten Wolken zeigen uns, dass die Welt um uns herum nicht eingeschlafen ist. Aber wir genießen diese Ruhe sehr. Ohne Handyklingeln.
Position der „Meteor“:
19° 29,43 N
40° 08,68 W
Aurich / EL Hierro. Auf einem Schiff gehen viele Dinge tagein tagaus ihren gewohnten Lauf. Das fängt bei den Wachzeiten an und hört bei den Öffnungszeiten des Fitnessraumes auf. Gewöhnungsbedürftig für uns Neulinge waren anfangs auch die Essenszeiten. Vier Mal am Tag wird an Bord gespeist.
Lecker: Jann und Olli verspeisen ihren Mitternachtssnack
in der Kombüse der „Meteor“. Foto: privat
Frühstücken kann man an Bord der „Meteor“ von 7:30 bis 8 Uhr. Wenn die wissenschaftlichen Wachen demnächst von 4 bis 8 Uhr dauern, wird die nachfolgende Schicht schon um 7:45 Uhr anfangen, um den Vorgängern ebenfalls ein Frühstück zu ermöglichen. Zum Frühstück gibt es jeden Tag eine Wurst- sowie eine Käse- und eine Obstplatte, von der man sich frei bedienen kann. Dazu verschiedene Sorten Brot und Brötchen.
Kaum, dass man sich an den Tisch gesetzt hat, zwingt einen die Neugierde auch schon das Tagesmenü durchzulesen. So gibt es morgens Ei in vielen Variationen. Die Palette reicht vom gekochten Ei bis zum mexikanischen Ei. Gesas eindeutiger Favorit ist der morgendliche Pfannkuchen mit täglich wechselnden Obstsorten. Besonders gespannt ist man auch auf das „Extragericht" des Tages. Das kann Camembert mit Preiselbeeren, Mettbrötchen oder Toast Hawaii sein. So muss man schon beim Frühstück hoch konzentriert bei der Sache sein, um für den späteren Tag die richtige Entscheidung zu fällen.
Mittags gibt es wechselnde Gerichte. Jeden Tag stehen Fleisch oder Fisch auf dem Speiseplan. Dazu werden Salat, Kartoffeln oder Reis als Beilagen angeboten.
Nachmittags um 15 Uhr trifft man sich zum Kaffeetrinken in der Schiffs-Bar. Hier wird bei einem Stück schmackhaften Kuchen geklönt und der weitere Tagesablauf besprochen. Hier wird bei einem Stück schmackhaften Kuchen geklönt und der weitere Tagesablauf besprochen.
Das Abendessen ist ein weiteres Highlight des Bordlebens. Abermals kann man sich ein Gericht aus der Kombüse bestellen. Dieses ist mal Bami Goreng, kann aber auch Hühnerfrikassee sein. Wer eher Appetit auf etwas Leichtes hat, bedient sich an den kalten Platten auf denen Fisch, Gemüse Wurst und Käse angeboten werden. Was wir in der ersten Woche auf der „Meteor“ gelernt haben ist folgendes: Das Essen auf einem Schiff ist extrem wichtig. Ist der Magen verstimmt, spielt die Laune selbst bei karibischen Temperaturen und Sonnenschein nicht mehr mit.
Nachdem wir uns die ersten Tage schwer damit taten vier Mal am Tag ausgehungert bei Tisch zu erscheinen, klappt das inzwischen schon ganz gut. Seeluft macht eben hungrig. Da tut es manchmal Not, sich täglich im Fitnessraum oder beim Tischtennisspielen auszutoben. Besonders gut gefällt uns, dass die Küche rund um die Uhr geöffnet ist und wir genau wissen, wo der Kühlschrank, von dem wir uns bedienen dürfen, befindet.
Anfangs gingen wir davon aus, dass bei diesem Speiseplan keine Steigerung mehr möglich sei. Doch am ersten Sonntag an Bord wurden wir eines Besseren belehrt. Denn sonntags gibt es immer ganz besonders gutes Essen. Lachskrabbensuppe, Rinderfiletsteak, Kroketten und Gemüse überraschten uns dann doch ein wenig. Nach jedem dieser leckeren Menüs plagt beschleicht uns allerdings das schlechte Gewissen und die bange Frage: Wie lange wird uns beiden wohl unsere Kleidung noch passen?
Position der „Meteor“:
17° 55,26 N
44° 19,22 W
Aurich / El Hierro. Jeden Morgen überlegen wir an Bord der „Meteor“, welche spannenden Geschichte wir den „ON Lesern" noch erzählen können. Heute kam Gesa die passende Idee für einen Artikel in Form des Steuermanns Haye Diecks entgegen. Wir wurden spontan zu einem Besuch auf die Brücke eingeladen. Endlich konnten wir die Kommandozentrale der „Meteor“ mal von innen sehen.
Konzentriert bei der Arbeit: Jann steuert die „Meteor“
Richtung Westen. Von der Brücke aus hat man die
Kontrolle über das gesamte Forschungsschiff.
Zahlreiche Instrumente und Leuchten überwachen
Geräte und Maschinen. Foto: privat
Um vom Hauptdeck zur hoch gelegenen Brücke zu gelangen, müssen über fünf Treppen bewältigt werden. Bei dem Weg über die Außentreppen brannten bereits die Sonnenstrahlen. Wir waren froh, auf der klimatisierten Brücke angelangt zu sein. Von der Brücke aus hat man die Kontrolle über das gesamte Schiff. Eine mit Leuchtdioden bestückte Tafel zeigt an, wenn Gas-, Feuer- oder Schmelzmelder Alarm schlagen. Auf den ersten Blick wirken die unzähligen Schaltpulte wie ein einziges kompliziertes Meer von Instrumenten. Erst die Erklärungen brachten uns den Durchblick. Wir erfuhren, warum weit über 20 Geräte zur Steuerung und Kontrolle des Schiffes notwendig sind. Viele Instrumente sind einfach mehrfach vorhanden, damit die „Meteor“ beim Ausfall eines Gerätes nicht auf offener See orientierungslos ist.
Bei unserem Gespräch mit dem Steuermann erfuhren wir außerdem, dass die „Meteor“ über vier Generatoren verfügt, die Elektromotoren antreiben und so für die 12 Knoten schnelle Fahrt sorgen. Die Geschwindigkeit muss, anders wie bei ähnlich großen Schiffen, so nicht langsam hochgeregelt werden. Es besteht die Möglichkeit schnell Geschwindigkeit aufzunehmen, um so zur nächsten Messstation zu gelangen. Wenn die „Meteor“ auf Autopilot geschaltet ist, das heißt eine vorher eingegebene Route abfährt, genügt es, wenn lediglich eine Person von der Wache aus in schiffsverkehrsarmen Zonen das Treiben auf dem Meer beobachtet. Für uns „Neulinge" machte der Steuermann eine Ausnahme. Der Autopilot wurde ausgestellt und wir durften beide einmal das Steuerrad in die Hand nehmen, die „Meteor“ steuern. Spannend. Hinterher betrachteten wir danach die leichten Schlangenlinien, die wir hinter uns gezogen hatten. Kurs halten will eben gelernt sein.
Auf der Brücke gibt es noch eine Extrastation. Von ihr aus überblickt die Winden, von wo aus die Forschungsgeräte ins Wasser gelassen werden. Diese Position muss während des Hievens und Fierens der Messinstrumente die ganze Zeit besetzt sein, um das Schiff möglichst genau auf Position zu halten. Es kann schon mal vorkommen, dass diese Aufgabe 18 Stunden lang voll konzentriert erfüllt werden muss. Dies erfordert höchste Aufmerksamkeit von der Brückenwache. Obwohl es sich nicht um harte körperliche Arbeit handelt, können die Vier-Stunden-Schichten sehr lang werden. Der Besuch auf der Brücke hat uns gezeigt, dass es für die Forschung ziemlich wichtig ist eine Schiffsbesatzung zu haben, auf die Verlass ist.
Position der „Meteor“:
16° 18,76 N
48° 33,18 W
Aurich / El Hierro. Morgen geht es endlich los: Die ersten Messungen beginnen und damit auch die Schichtarbeit. Bei den letzten Proben verlief alles gut und wir freuen uns darauf, endlich „richtige" Forschung zu erleben. Heute erklärte uns Meteorologe Christian Kreutzmann, wie das tägliche Erstellen des Wetterberichtes abläuft. Angeregt von seinem Vortrag wollten wir wissen, wie man als Meteorologe an Bord der „Meteor“ kommt. Also verabredeten wir uns mit ihm auf dem Helideck, welches sich besonders in den Abendstunden als Sonnenplatz eignet.
Meteorologe Christian Kreutzmann behält
das Wetter im Auge. Foto: privat
Hier erzählte uns der Meteorologe von seinem Werdegang: Schon als Kind interessierte sich Christian für das Wetter. Er stellte bei Regen Gefäße nach draußen, um den aktuellen Niederschlag zu messen. Auch heute noch sind Gewitter für ihn ein großartiges Naturschauspiel. Zur Meteorologie kam Kreutzmann aber durch Umwege. Nach dem abgeschlossen Grundstudium der Geophysik merkte er, dass seine Leidenschaft immer noch beim Wetter lag.
Zu seinem Glück hängen Geophysik und Meteorologie voneinander ab. So konnte er Teile des vorherigen Studiums anerkennen lassen und fing bald an als Meteorologe bei verschiedenen Wetterdiensten zu arbeiten. Dass er an Bord der „Meteor“ ist, verdankt Christian seinem Fachbereich „Seewetter“. Jedes Jahr werden Seewetter-Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes auf Forschungsfahrten geschickt, bei denen es zu kritischen Wettersituationen kommen kann.
Bei unserer Expedition liegt die Gefahr darin, dass wir mitten in der Hurrikan-Saison unterwegs sind. Bisher sieht aber alles bestens aus und wir genießen das gute Wetter. Christian hat die Aufgabe zu überwachen, ob das auch so bleiben wird. Schon früh morgens werden ihm die ersten Wetterkarten aus Hamburg geschickt. Diese vergleicht er dann mit aktueller Windgeschwindigkeit und Wolkenbildern. Seine Wetterberichte werden an Fahrtleiterin Frau Prof. Dr. Rhein und Kapitän Niels Jakobi weitergegeben.
Normalerweise gehört zu seinen Informationsquellen auch die Messungen von Wetterballons, die von Bord aus regelmäßig gestartet werden. Doch leider ist der zugehörige Computer derzeit defekt und so müssen externe Informationen und aktuelle Beobachtungen reichen. Alle an Bord hoffen, dass Christian auch in Zukunft nicht zu viel zu tun haben wird, da dieses automatisch bedeutet, dass kein Tropensturm zu befürchten ist. Auf unsere Frage hin, ob er einen Regentanz beherrsche lacht Christian und verneint. Bisher haben wir noch keinen einzigen Regentropfen fallen sehen. Liegt dieses wohl daran, dass Christian auch noch nicht getanzt hat?
Position der „Meteor“:
15° 16,01 N
51° 31,11 W
Aurich / El Hierro. Am Montag erwachten wir mit der Gewissheit, dass es ein besonderer Tag werden würde. Seit Tagen schon hingen an allen wichtigen Türen Zettel mit der Bekanntmachung, dass eine Sicherheitsübung stattfinden sollte. Nach dem Frühstück zogen wir uns in unsere Kabinen zurück, um uns noch einmal genau mit dem Verhalten im Notfall vertraut zu machen. Pünktlich um 10.20 Uhr dann ertönte das Signal: sieben kurze und ein langer Ton. Das Zeichen heißt, dass sich die Mannschaft auf dem Sammelplatz des Achtercekces versammeln muss. Bei Verlassen der Kabine sollten Türen und Lüfter geschlossen werden. Schwer fiel es uns, lange Kleidung und davon so viel wie möglich anzuziehen. Schnell ging es schließlich dick eingepackt nach draußen, wo uns kuschelige 30°C erwarteten.
Proben für den Ernstfall: Jann schwimmt im Pool der „Meteor“
im Überlebensanzug. Die Aussicht ist kaum zu toppen. Foto: privat
Nach der Anprobe der Schwimmwesten wurden wir aber erlöst und durften im T-Shirt weiterschwitzen. Jann kam allerdings nicht so schnell davon. Er hatte das Privileg, einen Überlebensanzug anziehen zu dürfen. Ist man mit diesem Anzug in 0°C kaltem Wasser, sinkt die Körpertemperatur 6 Stunden lang nicht unter 35°C. Bei unseren Außentemperaturen droht allerdings eher die Gefahr eines Hitzschlags, wenn man sich längere Zeit mit diesem Anzug bewegt. Jann durfte einmal baden gehen und führte uns den Auftrieb seines Anzuges im Bordpool vor. Obwohl es ein Spaß war auf dem Wasser schwerelos zu treiben, war es eine Erlösung für ihn, den Anzug wieder ausziehen zu dürfen.
Zur Notfallprobe gehört außerdem das Vorführen der Löschinstrumente. So lernten wir, wie ein normaler ABC-Feuerlöscher funktioniert und sahen die verschiedenen Spritzarten des Löschschlauches. Dann wurde der Extremfall simuliert. Das Rettungsboot der Backbordseite wurde von dem wissenschaftlichen Team bestiegen. Obwohl es ein so genanntes halboffenes Cabriomodell ist, kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Das Rettungsboot verfügt über einen Dieselmotor, mit dem das Boot 48 Stunden lang fahren kann. Falls es zu einem Seenotfall an Bord der „Meteor“ kommen sollte, ist es ratsam, schon während man sich zu dem Verlassen des Schiffes fertig macht, viel zu trinken. An Bord eines Rettungsbootes ist Wasser nämlich rationiert auf 0,5 Liter am Tag. Für die ersten 24 Stunden müssen die körpereigenen Reserven noch ausreichen. Das kann gerade in den Breitengraden, in denen wir uns gerade aufhalten, zu einer Qual werden. Da sich aber Funksender, Signalraketen und Rauchzeichen an Bord des Rettungsbootes mit dem Namen „Meteorit" befinden, würden wir im Ernstfall wahrscheinlich bald gefunden werden.
Bereits in der letzten Nacht konnten wir feststellen, dass die Seemannschaft an Bord gut funkitoniert: Gegen Abend verhakte sich am Bug ein altes Fischernetz, das gegen die Bordwand schlug. Zusammen wurde nach der Quelle des Geräusches gesucht und bald war dieser kleine Zwischenfall behoben. Die Notfall-Übungen werden 14-tägig stattfinden. So glauben wir, gegen fast jeden Notfall gewappnet zu sein.