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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Berichte von der „Meteor“ (Teil 1 bis 5)

Teil 1

Ein Forschungsabenteuer beginnt

Position der „Meteor“:
28° 6,29 Nord
15° 2,34 West

Aurich / Gran Canaria. Endlich war der lang ersehnte Tag gekommen. Nachdem wir wochenlang Fotos und Artikel über die „Meteor“ regelrecht verschlungen haben, konnte unsere Reise Richtung Gran Canaria zu dem deutschen Forschungsschiff losgehen. Schon Dienstagnachmittag ging es zur Gepäckaufgabe zum Bremer Flughafen. Der Abschied von Freunden und Familie fiel nicht allzu schwer, da wir sehr gespannt auf die uns erwartenden Eindrücke waren.

Nach einer Nacht in Bremen waren wir bereits um 5 Uhr am Flughafen. Beim Einchecken machten wir bereits die erste Bekanntschaft mit den Menschen, mit denen wir die kommenden sechs Wochen auf einem Schiff verbringen werden. Im Flugzeug nahmen wir an der Seite von Swimmingpooltieren und gut gelaunten Urlaubern Platz. Von denen ahnte wohl keiner, dass uns kein Urlaub, sondern spannende Forschung erwartet. Während sie ihre Urlaubslektüre rausholten dachten wir an die Physikbücher in unserem Handgepäck. Beim Abheben des Flugzeuges um 6:10 Uhr wurde uns klar: Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Das Abenteuer hat begonnen.

Forschungsschiff „Meteor"

Auf dem deutschen Forschungsschiff „Meteor“ haben Gesa und Jann
ihre Kojen bezogen. Es kann losgehen! Foto: dpa

In Las Palmas de Gran Canaria verbrachten wir zwei Nächte in Hotelzimmern. An Deck der „Meteor“ wurde noch gearbeitet. Weil durch die frühe Anreise ein günstiger Gruppenflug möglich war, genossen alle mit gutem Gewissen einen Tag Urlaub auf der Kanareninsel.

Beim ersten Hotelfrühstück war unsere Freude groß, als wir entdeckten, dass man vom Tisch aus direkten Blick auf die im Hafen vertäute „Meteor“ hatte. Der Hunger verflog schnell, da natürlich die ersten Fotos vom Schiff geschossen sein wollten. Der Tag auf der Insel verging schnell, obwohl wir voller Ungeduld darauf warteten, endlich das neue schwimmende Zuhause beziehen zu können.

Am Freitagmorgen war es endlich so weit. Unsere 22- köpfige Gruppe durfte den Sicherheitsbereich des Hafens betreten. Für viele der Wissenschaftler und Studenten ist es nicht das erste Mal, dass sie an Bord der „Meteor“ zu einer Forschungsreise aufbrechen. Unabhängig von Alter oder wissenschaftlichem Fachgebiet fühlte man sich spätestens dann als Team, als man gemeinsam an Bord stiefelte. Nachdem wir ein wenig Zeit hatten, um uns in den Kabinen heimisch einzurichten, gab es in der Messe das Mittagessen. Gut gestärkt ging es dann ans Schuften. Ein Container voller Messinstrumente und Arbeitsbedarf wartete darauf ausgepackt zu werden. Da sich alle beteiligten war das aber schnell erledigt. Wir als Anfänger in Sachen Forschungsreisen erhielten so einen Einblick in die verschieden Decks und Labors.

Jetzt freuen wir uns darauf, genauer zu erfahren, was hinter Fachbegriffen und wissenschaftlichen Gerätschaften steckt.

Teil 2

Erste Grabungen und Abschied vom Land

Position der „Meteor“:
27° 19,80 N
17° 47,73 W

Aurich / El Hierro. Nachdem wir am Freitag die „Meteor“ das erste Mal betreten hatten, hieß es schon bald Abschiednehmen vom Festland. Am Samstagmorgen nach dem Frühstück wurden die letzten Vorbereitungen für das anschließende Kommando „Leinen los" getroffen. Es gab eine Sicherheitseinweisung, die besonders für diejenigen wichtig ist, welche das erste Mal auf der „Meteor“ mitfahren. So lernten wir die Wege zu den Rettungsbooten und das richtige Verhalten im Notfall kennen. Nachdem dies geschafft war, wurde das Schiff von der Besatzung nach möglichen blinden Passagieren durchsucht. Danach versammelte sich die wissenschaftliche Crew auf dem Peildeck, um die Mannschaft nicht beim Ablegemanöver zu behindern. Auch diejenigen, die schon mehrmals an Bord waren, ließen es sich nicht nehmen ein weiteres Mal anzuschauen, wie das fast 100 Meter lange Schiff den Hafen verlässt.

Unser Kurs ging Richtung Henry Seamount südlich von El Hierro, einer Nachbarinsel von Gran Canaria, wo ein Team von Geologen Gesteinsproben nehmen will. In der ersten Nacht auf See machten wir die Erfahrung, dass das sanfte Schaukeln der „Meteor“ und das leise Rauschen der Wellen beim Einschlafen helfen. Doch viel Zeit zum Ausruhen hatten wir nicht. Bereits in der Nacht begannen die ersten geologischen Forschungsarbeiten. Das Meer ist an dieser Stelle über 3000 Meter tief. Um an Gesteinsproben zu kommen, muss eine Art Baggerkralle bis auf den Meeresboden abgelassen werden. Dafür werden 4000 Meter Kabel abgerollt. Am Grund angelangt wird die so genannte Dredge über den Meeresboden gezogen und sammelt so Gestein. Der gesamte Vorgang dauert bis zu vier Stunden. Die Proben vom Meeresboden werden noch an Bord von den Wissenschaftlern begutachtet und sortiert.

Bei den Dredgearbeiten kommt jedes Mal Hoffnung auf, wenn ein „Bite“ zu bemerken ist. Ein „Bite“ kommt zu Stande, wenn die über den Boden gezogene Kralle an einem größeren Gesteinsbrocken hängen bleibt und diesen abreißt. Dieser Stein fällt dann in das Netz der Dredge. Doch das Bergen solcher Gesteinsproben ist nicht leicht. Oft befindet sich nicht viel in dem Netz der großen Kralle. Mit etwas Glück können aber Brocken von mehreren hundert Kilo an Bord gezogen werden. Diese Fänge sind jedoch selten. Am Sonntagnachmittag konnten einige Steine, die wahrscheinlich noch aus der Kreidezeit stammen, vom Meeresgrund geholt werden. Besonders erstaunlich war das Bergen einer abgestorbenen Muschel aus über 3000 Metern Tiefe. Die meisten Proben werden von den Geologen verpackt und dann mit nach El Hierro genommen von wo aus die drei Wissenschaftler Richtung Heimat reisen werden. Dort werden sie Altersdatierungen und geochemische Untersuchungen vornehmen. Wissenschaft ist nicht immer einfach. Und schon auf El Hierro erwartete die drei das nächste Hindernis. Am Montag ist auf der Insel Feiertag und sie werden nur mit einer Nottelefonnummer ihres Agenten in der Tasche versuchen von dem Strand, an dem sie ausgesetzt werden, zu Fuß zu ihrer Unterkunft zu kommen. Für den Rest der Mannschaft und damit auch für uns wird El Hierro das letzte Stückchen Land sein, das wir für die nächsten Tage sehen werden. Leider auch das nur aus der Ferne, da die „Meteor“ dann Kurs in Richtung Karibisches Meer nehmen wird, wo unser Teil der Forschung beginnt.

Teil 3

Klettern im Dienste der Wissenschaft

Position der „Meteor“:
26° 55,68 N
19° 44,63 W

Aurich / El Hierro. Der Bordalltag ist eingekehrt. Obwohl wir eigentlich Ferien hätten, treffen wir uns jeden Morgen kurz vor halb acht am Frühstückstisch. Das Esszimmer wird an Bord Messe genannt. Beim ersten Blick aus dem Bullauge sahen wir heute Land. Die drei Geologen wurden wohlbehalten abgesetzt und die „Meteor“ setzte von El Hierro aus Kurs West.

Gesa und Jann im Dienste der Wissenschaft

Im Dienste der Wissenschaft: Gesa und Jann auf dem Peildeck
der „Meteor“ in schwindelnder Höhe. Foto: privat

Festen Boden vermissen wir bislang nicht, denn es ist jedes Mal lustig zu sehen, wie andere wissenschaftliche Mitarbeiter wackelig über Deck schwanken. Auch wir kommen um den Zickzack-Kurs nicht herum. Beim freizeitlichen Kickern kommt es einem sogar zu Gute, wenn der Ball vom Wellengang ins gegnerische Tor gerollt wird. Heute war es endlich soweit: Wir erfüllten unsere erste große Aufgabe im Dienste der Wissenschaft. Mit an Bord ist nämlich ein Staubsammler, der die Verteilung von Saharasand auf unserer Reiseroute misst. Täglich muss ein Filter in 35 Metern Höhe gewechselt werden. Hierzu erklimmen wir alle Treppen und Leitern des Schiffes um auf die Mess-Station oberhalb der Brücke zu gelangen. Wind und Seegang erschweren diese Aufgabe. Von dort oben hat man eine kilometerweite Sicht auf Meer und me(e)hr. Der Bordalltag wird durch Entdeckungen auf hoher See abwechslungsreich. So kam gestern Abend vom Kapitän eine Durchsage „Schildkröte auf steuerbord“. Sofort stürzten wir heraus. Den Fotoapparat in der Hand. Da die „Meteor“ aber mit einer Geschwindigkeit von 9 Knoten unterwegs ist, war die Schildkröte bald hinter uns in den Wellen verschwunden.

Neu ist für uns auch die Reise durch die Zeitzonen. Heute Nacht um 24 Uhr heißt es erneut: Uhren umstellen. Wir werden eine Stunde länger schlafen dürfen. Erfreulich ist, dass die nächtliche Wache noch nicht begonnen hat, da auch diese um eine Stunde verlängert werden würde. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt dann zwei Stunden. Im Laufe unserer Fahrt werden wir noch Zeitunterschiede von sechs Stunden erleben. Doch nicht nur die Uhrzeit ist anders, als in Deutschland. Auch das Wetter unterscheidet sich deutlich von den ostfriesischen Regenschauern der letzten Wochen.

Lichtschutzfaktor 30 und Sonnenbrille müssen es schon sein, damit man es länger im Freien aushalten kann. Zur Krönung gab es am Sonntag sogar Eis zum Nachtisch. Dies ist wie das Eis am Seemannssonntag (Donnerstag) Tradition. Wir warten gespannt darauf, welche Überraschungen wir auf unserer Forschungsreise noch erleben werden.

Teil 4

Zum Geburtstag gibt's viel Meer

Position der „Meteor“:
25° 11,07 N
24° 38,47 W

Aurich / El Hierro.Wie jeden Morgen klingelte unser Wetter um kurz vor sieben Uhr. Heute hatten wir aber eine Stunde länger geschlafen, da in der Nacht die Uhren zurückgestellt worden sind. Das frühe Aufstehen war auch nötig. Heute mussten bereits um sieben Uhr die ersten Geräte kontrolliert werden. So zum Beispiel ADCP. Das Gerät misst die Strömungsgeschwindigkeit.

Auch das reichhaltige Frühstück lockte uns früh aus den Kojen. Anschließend hörten wir einen Vortrag von Frau Prof. Dr. Rhein. Sie vermittelte uns Hintergrundwissen über die Energieverteilung in Ozeanen und machte uns neugierig auf die zukünftigen Messstationen. Danach ging's dann für uns ans Eingemachte. Wir erhielten eine Einführung in die wichtigsten wissenschaftlichen Gerätschaften und Computerprogramme an Bord. Im ersten Moment klang das alles gar nicht so einfach. Aber die erfahrenen Kollegen beruhigten und versicherten uns, dass wir uns schnell in unseren Aufgabenbereich einarbeiten werden. In den nächsten Tagen werden wir jede Arbeitsschicht eine Probemessung machen, damit wir, im Arbeitsgebiet angelangt, sofort loslegen können. Gesa wird dann Mitglied der „8 bis12 Uhr Schicht" sein. Jann wird der „4 bis 8 Uhr Schicht" zugeteilt werden. So arbeitet man zwei Mal am Tag vier Stunden und muss auch mitten in der Nacht aufstehen, um seine Arbeit zu erfüllen. Eine Schicht besteht aus drei Personen, von denen mindestens einer schon bei einer Forschungsreise dabei war. Wir werden also nicht allein gelassen.

Der Arbeitsalltag mag hart klingen, doch ist auch jede Menge Spaß dabei. Oft hat gerade die Wissenschaft der Physik den Ruf trocken zu sein. Wir haben allerdings ganz andere Erfahrungen gemacht. Jeder einzelne der Mitreisenden verfügt über viel Humor und wir fühlten uns schnell dem Team zugehörig. Zwar verändert sich der Blick vor dem Bullauge kaum – wir sehen ausgedehnte Wellenlandschaften – doch wir erleben jeden Tag etwas Spannendes und Neues. Anlass zum Feiern gibt es auch schon. Heute etwa feiern wir den ersten Geburtstag an Bord. Kerstin Kirchner von der Uni Bremen und Guo Yong Hu, der chinesische Wäscher an Bord, werden heute ein Jahr älter. Schnell waren Geschenke für die beiden organisiert und am Abend sitzen wir mit der gesamten Crew beisammen und feiern die Geburtstagkinder. Vielleicht wird dann ja auch die Schiffsglocke geläutet. Wenn das geschieht, muss man nämlich eine Runde ausgeben.

Teil 5

Wie geht's am besten aus der Koje?

Position der „Meteor“:
23° 27,85 N
29° 23,71 W

Aurich / El Hierro. Schon eine Woche ist vergangen, seit wir von Bremen aus zu unserer Forschungsexpedition starteten. Und vor allen innerhalb der Kabinen ist eine gewisse Routine ist eingekehrt.

Einblicke in die Schlafkabinen

Pause für Gesa: Im Hochbett der Doppelkabine
lässt es sich auf der „Meteor“ auch mal ein bisschen
faulenzen. Sind ja schließlich Ferien. Foto: privat

Wenn man jetzt vom schrillen Klingeln des Weckers aus dem Schlaf gerissen wird, wundert man sich längst nicht mehr darüber, dass das Hochbett zu wackeln scheint. Auch schwingt man nicht mehr, in der Erwartung festen Boden unter den Füßen zu haben, sofort die Beine über den Rand. Einige rasante Abstiege haben Wirkung gezeigt.

Um nicht von einer Welle angeschubst auf dem Teppichboden zu landen, kriecht man am besten aus der Koje. Nach dieser „Morgenakrobatik" stolpert man in das zu der Doppelkabine gehörende Badezimmer. Dieses könnte sich fast an Land befinden, wären da nicht die Griffe neben Toilette und Dusche, an denen man sich bei schwerer See festhalten kann. Auch das Bett verfügt über einen „Rausfallschutz“. So besteht nicht die Gefahr, dass der oben Schlafende nachts unsanft aus seinen Träumen schreckt.

Die Kabine ist praktisch eingerichtet und gut durchdacht. So trennen Vorhänge die einzelnen Schlafplätze vom Rest der Kabine, damit bei nächtlichen Wachen der Mitbewohner nicht geweckt wird.

Es gibt einen Kleiderschrank und über einem Schreibtisch befinden sich Schrankfächer. Das erste Öffnen fiel uns allerdings schwer. Wir merkten schnell, dass man mit einfachem Ziehen am Griff nicht sehr weit kommt. Ein Knopf am Griff muss eingedrückt werden, um die Sicherung zu lösen. Besonders bei Schubladen ist diese Sicherung wichtig, da sonst außerhalb des Hafens der Schrankinhalt schnell auf dem Fußboden verteilt wird.

Vor offenen Regalfächern verhindern Holzleisten, dass zum Beispiel unser Bordradio hinausfällt. Dieses Radio hat eine Weiterleitung zur Brücke, sodass wir mit ihm Kurzwellensender wie zum Beispiel Deutsche Welle mitten auf dem Atlantik empfangen können. Sogar ein Telefon hängt an unserer Wand. Doch rufen wir damit nicht bei Freunden an, um zu erfahren, was in der Heimat passiert ist. Es ist lediglich ein Schiffstelefon, mit dem wir in Notfällen die Brücke informieren können und uns ansonsten mit anderen Reisenden zum Sternegucken auf dem Helideck verabreden können.

Sicherheit wird auf der „Meteor“ groß geschrieben. Schwimmwesten befinden sich gleich unter dem Bett. Auch an Deck muss man vorsichtig sein. Beim Zuwasserlassen von Forschungsgeräten sind Sicherheitsschuhe, Schwimmweste und Helm Pflicht.

Oft gilt die Devise „immer eine Hand fürs Schiff“, damit man bei einer plötzlichen Schiffsbewegung nicht hinfällt oder über Bord geschleudert wird. Doch glauben wir, dass Autofahren gefährlicher ist und können daher ohne Angst mit diesen Vorschriften leben.

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