Expeditionsleiter Prof. Dr. Jens Krause mit Herma te Brake vom Beruflichen Gymnasium der BBS2 (li.) und Rieke Seifert vom Gymnasium Ulricianum (re.) direkt an der Stelle, wo an den sozialen Netzwerken der Guppies gearbeitet wird
Wir, Rieke Seifert, Schülerin des Gymnasium Ulricianum, und Herma te Brake, Schülerin der BBS 2 Aurich, haben nun leider schon die Halbzeit unseres Aufenthaltes in Trinidad erreicht. Während unseres bisherigen Aufenthaltes haben wir das Forschungsteam bei vielen Tätigkeiten unterstützt und faszinierende Einblicke in die Tierwelt des Regenwaldes und der Savanne der Insel gewonnen.
Uns begeisterten besonders die Tiere, die wir vorher noch nie in freier Natur gesehen hatten, wie zum Beispiel die Baumschlange (tree boa), die amphibische Jagdspinne (fishing spider), die Nephila-Spinne und die großen Schmetterlinge Giant Owl und Morpho. Abgesehen davon machten wir auch einen Ausflug in den Carino-Sumpf, um unter anderem den Nationalvogel, den Roten Ibis, zu sehen.
Wir leben hier zusammen mit dem Team in zwei Häusern, die uns von der Universität (The University of the West Indies) gestellt werden. Das Team wird geleitet von Professor Jens Krause (Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) und besteht aus Doktor Ralf Kurvers (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin), der Doktorandin Lysanne Snijders (Wageningen University, Niederlande) und Professor Stefan Krause (Fachhochschule Lübeck), der für die Datenauswertung mittels IT zuständig ist.
Unser Arbeitsalltag beginnt um 8 Uhr mit der ungefähr einstündigen Autofahrt zum Regenwald, in dem wir dann etwa eine halbe Stunde entlang des Turure-Flusses wandern, um unsere Forschungsstelle zu erreichen. Dort arbeiten wir jeweils zu zweit an einem der drei von uns zuvor ausgesuchten und ausgebesserten Wasserbecken, aus denen im Idealfall keine Guppy-Fische heraus- oder neue hineingelangen können. Die Grundfrage der Forschung lautet: Lässt sich durch die Kenntnis sozialer Netzwerke der Informationsfluss innerhalb von Fischpopulationen vorhersagen?
Um die Stellung der einzelnen Fische innerhalb ihres Netzwerkes festzustellen, haben wir zunächst jeden Fisch im Pool für zwei Minuten beobachtet und alle zehn Sekunden dokumentiert, wo er sich aufhält und welche Fische sich in direkter Nähe befinden. Diese Untersuchung führten wir zwölfmal pro Netzwerk durch, um aussagekräftige Werte zu erhalten.
Die nächsten Tage beschäftigten wir uns dann mit dem Informationsfluss. Dafür stellten wir Köder her, jeweils einen „falschen“ (lediglich eine Bleikugel) und einen „richtigen“ (eine Bleikugel mit Fischfutter überzogen). Diese hängten wir mit einer Schnur an eine Angel. Jeder Pool wurde in zehn Zonen aufgeteilt, in die wir dann jeweils einmal einen „richtigen“ und einmal einen „falschen“ Köder hineinhielten.
Wir nahmen ihn heraus, wenn entweder nach drei Minuten kein Fisch auf den Köder aufmerksam geworden oder nachdem eine Minute nach dem ersten Entdecken verstrichen war. Dazu schrieben wir auf, welche Fische sich in welcher Reihenfolge näherten. Dies machten wir, um festzustellen, ob bei Fischen mit einer hohen Stellung im Netzwerk (viele Kontakte) auch eine hohe Anzahl an nachfolgenden Fischen beim Entdecken des Köders zu sehen ist. Um das Ganze zu Hause noch einmal überprüfen zu können, filmten wir jede Sequenz.
Gegen 14 Uhr machen wir uns dann auf den Heimweg, um zu Hause nachmittags zunächst die Daten zu digitalisieren. Diese werden von Professor Stefan Krause ausgewertet, wovon dann auch das weitere Vorgehen abhängt.
Das Abendprogramm fällt ganz unterschiedlich aus. Wir waren bereits anlässlich des St.-Patrick-Days auf einer Party eines mit Professor Jens Krause befreundeten irischen Botanikers, waren im Kino und häufig lassen wir den Abend gemeinsam mit dem Forscherteam bei einem Abendessen entweder zu Hause oder in einer Pizzeria ausklingen. Uns erwartet zudem eine Nachtwanderung zu dem Maracaswasserfall unter Führung des Kurators des Naturkundemuseums von Trinidad, um verschiedene nachtaktive Reptilien und wirbellose Tiere zu beobachten.
St. Augustine, Trinidad, 20.03.2016
Rieke Seifert, Herma te Brake