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Auricher Wissenschaftstage –
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Erlebnisbericht aus Trinidad Nr. 1

11 Montag

Am 11ten März ging die Reise schon los. Um 11:30 Uhr trafen wir, soll heißen Herr Antony, Frau Groen, Jan Trebesch und ich (Meint-Hilmar Broers), uns noch mit den Redakteuren der ON und OZ zur Verabschiedung. Nach Befragung zu unserer Reise und was genau das Ziel der Expedition ist, machten wir uns schon direkt auf den Weg, mit dem Auto nach Leer. Die Idee war die folgende, dass wir (Jan & ich) extra einen Tag vor Abreise in Berlin anreisen, damit wir auf keinen Fall den Abflug um 09:30 Uhr morgens am Dienstag vom Flughafen Berlin Tegel aus verpassen würden.

12 Dienstag

Alles verlief dann auch soweit nach Plan, wir erreichten um halb 8 den Flughafen. Dort angekommen warteten wir auf die Ankunft der Kollegen. Das wären da namentlich:

Wie man gut erkennen kann, sind wir somit sowohl eine relativ kleine als auch mit Nationalitäten gut durchmischte Gruppe. Durch die verschiedenartigen Herkünfte ergibt es sich, dass im Team hauptsächlich Englisch gesprochen wird. Auch die Amtssprache von Trinidad ist Englisch, daher sind gute Englischkenntnisse vorausgesetzt worden.

Nach und nach trafen dann alle Mitglieder der Expedition am Flughafen zusammen. Daraufhin ging es dann mit dem Flugzeug von Berlin aus nach Miami weiter. Der Flug dauerte 10,5 Stunden. Daraufhin 4 Stunden Wartezeit, Weiterflug nach Port of Spain, Dauer 3 Stunden. In Trinidad gibt es eine Zeitverschiebung um minus 5 Stunden. Das heißt, wir kamen um 02:30 Uhr deutscher Zeit und 09:30 Uhr Ortszeit in Trinidad an.

Miami Airport, 8 k

Miami Airport

Auf dem Gelände der UWI, 12 k

Auf dem Gelände der UWI

In Trinidad angekommen wurden wir von Prof. Indar Ramnarine in Empfang genommen. Wir beschafften uns direkt am Flughafen einen Mietwagen für die 1-monatige Expedition. Daraufhin zeigte uns Prof. Ramnarine unsere Unterkunft für die kommenden Wochen, ein zweistöckiges Haus im Eigentum der UWI Universität.

13 Mittwoch

Der Mittwoch war nun eigentlich als Tag geplant, um organisatorische Dinge zu erledigen. Zuerst fuhren wir (also das gesamte Team) erst einmal zum Universitätsgelände. Dort trafen wir wieder Prof. Ramnarine, um die organisatorischen Fragen zu klären. Sowohl Jan als auch mir wurde ein Papier ausgehändigt, welches uns das Betreten des Campusgeländes erlaubte. Als nächstes inspizierten wir ein Labor, welches von der Universität für die Arbeit von Dr. Herbert-Read gestellt wurde. Das Labor war ausgerüstet mit mehreren größeren Aquarien, in denen Fische beherbergt werden konnten.

Dr. Herbert-Reads Projekt war, das kollektive Verhalten der Guppys im Labor weiterhin zu beobachten. Dort fanden wir auch mehrere Gegenstände, die wir zum Fangen der kleinen Fische benutzen konnten, wie z. B. ein großes Netz, aufgespannt auf zwei Holzstücke. Die genaue Funktionsweise ist zu erkennen auf einem der Fotos unten.

Kurz darauf erfuhren wir, dass am Abend anscheinend eine Gruppe von wissenschaftlich interessierten Touristen bei einer Fledermaushöhle im Regenwald, genauer gesagt in Tamana, Forschung zur Vielfalt der verschiedenen Fledermäuse betreiben würde. Diese einmalige Gelegenheit mussten wir unbedingt wahrnehmen, und so machten wir uns gegen Abend hin auf zur Höhle. Dort angekommen war die Datenaufnahme bereits im vollen Gange. Dies muss man sich folgendermaßen vorstellen:

Eine so genannte „Harp Trap“ (der Name ergibt sich aus der Bauweise, wie eine Harfe eben, erkennbar auf den Foto links), in der zwei Reihen von leichten Drahtseilen, welche diagonal zueinander angeordnet sind, leitet die Fledermäuse, wenn sie denn in die Falle gingen, in ein Fangbecken. Von dort aus wurde jedes einzelne Exemplar auf seine Spezieszugehörigkeit untersucht, um daraufhin mit den Datensätzen die Mengenverhältnisse der einzelnen Arten und die Vielfalt zueinander in Relation zu setzen.

Weiterhin hatten wir die Möglichkeit, die Höhle zu besuchen (siehe die Fotos unten). Die Höhle war ein mehrschichtiger Komplex aus mehreren großen und kleinen Höhlen verbunden mit schmalen Gängen. Ich selber bin bis zur zweiten Haupthöhle gekommen. Dabei musste ich zwar durch knöcheltiefe Ansammlungen von Fledermausexkrementen und über große Ansammlungen von Kakerlaken, und als netter Nebeneffekt urinierten die Fledermäuse von der Decke auf einen herunter. Zum Glück hatten wir unsere Regenponchos dabei. So hatte ich die Möglichkeit, die Fledermäuse in großen Ansammlungen zu beobachten. Im Tamana-Höhlenkomplex befanden sich circa eine Million Fledermäuse.

Öffnung der Fledermaushöhle, 12 k

Öffnung der Fledermaushöhle

Reihe von Fledermäusen in der Höhle, 13 k

Reihe von Fledermäusen in der Höhle

Austritt der Fledermäuse, 9 k

Austritt der Fledermäuse

Nektarinenfressende Fledermaus, 14 k

Nektarinenfressende Fledermaus

14 Donnerstag

Am Donnerstag haben wir dann mit dem eigentlichen Ziel der Expedition begonnen: Untersuchung des kollektiven Verhaltens der Guppys. Unsere Planung hat sich halt durch die plötzliche Gelegenheit der Tamana-Fledermaushöhlenbesichtung um einen Tag verschoben, was aber soweit nicht weiter problematisch ist.

Regenwald, 21 k

Regenwald

Vergleich Baumstamm – Mensch, 18 k

Größenverhältnisse

Wasserfall, 14 k

Wasserfall

Fischen von Guppys, 12 k

Fischen von Guppys

Morgens sind wir um 08:30 Uhr aufgebrochen. Nach circa einer Dreiviertelstunde Autofahrt, zuerst noch über Asphalt, später dann über holprige Wege, die vor langer Zeit von Bergarbeitern in den Urwald geschlagen wurden, erreichen wir dann eine Brücke inmitten des Regenwalds. Hier läuft auch der Fluss entlang, der das Wasser von Quellen aus den Bergen führt. Diesen Fluss verfolgen wir daraufhin aufwärts. Teilweise müssen wir durch‘s Flussbett wandern, teilweise gibt es eingetrampelte Pfade der Einwohner, über Wurzeln und Steine. Unser Ziel für diesen Tag waren Wasserfälle tiefer im Wald (siehe das Foto oben). Dort angekommen haben wir zuerst die Guppys für Dr. Herbert-Reads Labor gefangen.

Daraufhin wurde uns noch die Möglichkeit gegeben, dass wir zusammen mit dem Team die Wasserfälle hoch klettern. Ein unglaubliches Erlebnis. Die Wasserfälle bestehen zum größten Teil aus Kalkstein, und mit der Zeit haben sich atemberaubende Formationen entwickelt. Wir hatten sogar die Möglichkeit, im Wasser der Wasserfälle schwimmen zu gehen. Danach sind wir noch einen anderen Flussverlauf hoch gewandert, um ein geeignetes Flussbett für die systematische Observation der Guppys, welches die Hauptaufgabe der Expedition ist, zu finden. Nachdem wir eine geeignete Stelle ausgemacht hatten, brachen wir gegen Nachmittag dann mit den sicher in großen Plastiktüten verpackten Guppys auf zum Labor, wo sie dann ihr neues Zuhause, die Aquarien, beziehen konnten.

15 Freitag

Anmerkungen am Rande:

Freitags sind wir dann wieder zu unserem Pool/Flussbecken am Turure aufgebrochen, das wir am Tag zuvor für die Observation auserkoren hatten. Auswahlkriterien der Flussbecken waren z. B., dass sie relativ groß sind mit gemäßigten Wasserfluss, so dass einerseits die Guppys nicht ins nächste Becken gespült werden und andererseits man sie durch eine glatte Wasseroberfläche gut beobachten kann. Ein weiterer Aspekt wäre zum Beispiel, ob ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Fische vorhanden ist. Außerdem brauchten wir einen Pool mit bereits bestehender Population.

Als wir nun am Freitag dort ankamen, fingen wir zuerst alle Exemplare, die wir finden konnten. Dabei wurde jeder einzelne Fisch mit Nelkenöl betäubt, um ihm daraufhin Farbe in die Epidermis (Zwischenhaut) zu tätowieren, ähnlich wie beim Menschen. Dabei entscheidet man sich idealerweise für sehr unterschiedliche Farben, die optimal auch unter schlechten Sichtverhältnisse erkennbar sind. Dies sah dann bei uns so aus, dass jeder Fisch eine individuelle Markierung bekam. Wir hatten drei verschiedene Farben, die jeweils entweder in den vorderen, mittleren oder hinterem Rückenbereich tätowiert (injiziert) wurden. Auf diese Art und Weise bekam jeder einzelne Fisch eine individuelle Markierung, durch welche er dann identifizierbar wird.

Als wir mit dieser Aufgabe fertig waren, haben wir noch einen zweiten Pool gesucht und gefunden. Der Plan ist es, die Flussbecken im Nachhinein zu manipulieren z. B. durch Wasserstandserhöhung oder -senkung. Daraufhin wird beobachtet, wie die Guppys sich vor der Manipulation und nach der Manipulation verhalten bzw. ob es eine leichte Änderung in ihrem Sozial-, Sexual- oder Essverhalten gibt.

Danach sind wir noch zu einem Flussbecken im Dorf gefahren. Dort angekommen haben wir weitere Fische für Dr. Herbert Reads Arbeit im Labor gefangen und diese dann danach auch in die Aquarien des Labors entlassen.

16 Samstag

Nach vielen Vorbereitungen konnten wir uns dann am Samstag der Praxis widmen, die von nun an sehr viel unserer Zeit in Anspruch nehmen würde. Konkret sah das so aus, dass wir uns wieder zu Pool Nr. 1 begaben. Und nun haben wir die ersten Daten erhoben. Dies geschieht folgendermaßen:

Ein Guppy wird gefunden. Man nehme zum Beispiel Guppy „front white white“. Das steht dafür, dass der Guppy auf dem Vorderrücken auf beiden Seite die Farbe Weiß trägt. Nun wird der Guppy für 2 Minuten beobachtet. Hierbei wird alle 10 Sekunden notiert, was das jeweilige Exemplar tut: Wird gebalzt oder isst der Fisch gerade? Ist er alleine oder sozial mit einem anderen Fisch? Wenn ja, mit welchem Fisch (Markierung)? Schwimmt er nur durch die Gegend oder ist er vielleicht im Moment sexuell aktiv? All diese Daten werden in codierter Form fest gehalten. Dabei wird der jeweilige Fisch zu zweit beobachtet und jemand anderes notiert.

Die so am Ende erhobenen Daten werden dann am Ende an den Laptops in der Unterkunft elektronisch verarbeitet und soziale Netzwerke werden erstellt. Auf diese Art und Weise wird versucht, Zusammenhänge erkennbar zu machen, insbesondere in Bezug auf die noch später durchgeführte Manipulation des Lebensraums.

17 Sonntag

Harp Trap, 18 k

Kartografierung eines Pools

Am Sonntag wurde daraufhin die Observation mit der in 16 beschriebenen Methodik weiter geführt. In der Regel wird jeder Fisch exakt 2 Minuten beobachtet. Nachdem alle vorgefundenen Fische dann jeweils abgehandelt wurden, warten wir 10 Minuten. Dann wird der ganze Prozess wiederholt und das dann 4 weitere Mal (5 Wiederholungen insgesamt). Auf diese Art und Weise wird jeder Fisch, wenn er denn immer gefunden wird, 10 Minuten täglich observiert.

Da Prof. Dr. Jens Krause, Dr. Alexander Wilson und Doktorand Romain Clément hauptsächlich sich dieser Aufgabe widmeten, wurde Jan und mir die Aufgabe aufgetragen, den Pool Nr. 2 zu vermessen. Dazu suchten wir uns den tiefsten Punkt des jeweiligen Pools, und von dort aus wurden jeweils vertikal, horizontal und diagonal die Längen zum Poolende gemessen. Daraufhin wurde auf diesen Linien in einem Abstand von 30cm immer die Tiefe des Pools gemessen. Außerdem vermerkten wir Flussrichtung, große Objektive (Steine, Baumstämme) und andere Details. Diese erhobenen Daten wurden von uns in eine schematische Zeichnung eingefügt, so dass die Messergebnisse nicht zu abstrakt wurden. Mit diesen gesammelten Daten, so sagte es Prof. Dr. Jens Krause, ließe sich im Nachhinein am PC ein 3D-Model des jeweiligen Pools erstellen, um eventuelle weitere Zusammenhänge zwischen den Messergebnissen auch in Bezug auf die Manipulationen zu finden.

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