Happy Birthday, Charles!
Im Geburtstagfeiern entwickeln wir langsam aber sicher eine gewisse Routine. Nachdem wir in den vergangenen Tagen einem Junggesellen beim Fegen zugeschaut haben und es für das andere Geburtstagskind ein Cello-Konzert zum Frühstück gegeben hat, steht nun ein weiterer Geburtstag ins Hause.
Diesmal handelt es sich um ein ganz prominentes Mitglied der „scientific community“: Der britische Naturforscher und Begründer der modernen Evolutionstheorie Charles Robert Darwin feiert morgen seinen 193. Geburtstag. Zu diesem Anlass treffen wir uns mit Brigitte Hilbig, Biologin am Zoologischen Institut Hamburg, nach dem Frühstück im Blauen Salon, dem Raum, in dem wir schon so manche Stunde an unserer Facharbeit schreibend zugebracht haben.
Die Biologin, dessen Spezialgebiet Polychaeten (Tiefsee-Würmer) sind, hat sich schon immer sehr für Charles Darwin interessiert und will nun unsere Schulbuch-Kenntnisse ein bißchen erweitern. Darwin und seine wissenschaftlichen Arbeiten hätten sie seit jeher fasziniert, weil sie ein Beispiel dafür wären in welch engem Zusammenhang Naturwissenschaft mit gesellschaftlichen Prozessen stünden.
Mareike arbeitet an ihrer Facharbeit
Darwin, der am 12. Februar 1809 als Kind einer reichen englischen Familie geboren wurde, begann nach Schulabschluss auf Wunsch seines Vaters zunächst einmal ein Medizinstudium. Dieses brach er jedoch ab, um sich in Cambridge der Theologie zu widmen. Sein Interesse an biologischen und geologischen Problemen entstand vor allem in dieser zeit und wurde von verschiedenen Bekanntschaften gefördert. Eine dieser Bekanntschaften ermöglichte es ihm nach Abschluss seines Theologiestudiums an einer fünfjährigen Expedition an Bord des königlichen Forschungsschiffs Beagle teilzunehmen.
Als wir diese Zahl hören, horchen wir auf – und wir hatten schon gedacht, dass fünf Wochen auf der Polarstern eine lange Zeit seien! Während seiner Zeit an Bord der Beagle untersuchte Darwin die unterschiedlichen geologischen Formationen von Kontinenten und Inseln, sowie viele Organismen und Fossilien. Vor allem der Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln weit vor der Küste Ecuadors brachte ihn dazu, sich intensiv mit der Entstehung von Arten zu beschäftigen.
Hier machte er eine ungewöhnliche Entdeckung: Auf jeder der Inseln gab es eine spezifische Art von Schildkröten, Darwinfinken und Spottdrosseln, die zwar eng verwandt waren, aber sich von Insel zu Insel in Erscheinungsbild und Nahrungsaufnahme unterschieden. Hieraus ergab sich für Charles Darwin die Frage, ob diese sich im Grundaufbau ähnelnden Arten einer gleichen Stammform entsprängen.
Nach intensiven Bearbeitungen legte Darwin 1858 seine erste Fassung der Evolutionstheorie vor. Sie besagt im Wesentlichen, dass alle Individuen einer Population sich untereinander unterscheiden. Manche dieser Individuen sind an ihre Umwelt besser angepasst als andere, voraus größere Überlebens- und Fortpflanzungswahrscheinlichkeiten resultieren. Diese Anpassung verschwindet allerdings keinesfalls nach dem Tod des Individuums, sondern wird durch genetische Vererbung an folgende Generationen weitergegeben.
Katharina macht ihr Bett
Dieser Prozess, der schrittweise aber kontinuierlich ablief, bewirkt laut Darwin die Evolution der Arten. Vor Darwin hatte man zwar die Variation innerhalb der Arten und ihre Weiterentwicklung teilweise bereits wahrgenommen, hatte diese jedoch mit Naturkatastrophen und anschließenden Neuschöpfungen erklärt.
So hielten die Vertreter dieser Theorie die biblische Überlieferung der Sintflut für die jüngste derartige Katastrophe. Als Darwin mit seiner Theorie an die Öffentlichkeit trat, löste er damit viel Kritik aus, da sie die gesamte Schöpfungsgeschichte in Frage stellte und den Menschen scheinbar auf eine Stufe mit den Tieren stellte.
Noch fünfzig bis achtzig Jahre nach Erscheinen von Darwins erstem Buch „Über die Entstehung der Arten im Tier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung“, wurde seine Theorie angezweifelt. Der zentrale wissenschaftliche Einwand, den die hegten, die sich nicht erklären konnten, wie die Weitergabe von geeigneten Merkmalen möglich sei, wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die moderne Gentechnik ausgeräumt. Dennoch kamen die schärfsten Kritiken immer eher aus der Welt der religiös motivierten Gegner als aus dem Feld der Wissenschaft.
„Brigitte Hilbig zum E-Deck“, ertönt es durch den Lautsprecher, der natürlich auch im zum Klassenzimmer umfunktionierten Blauen Salon tonangebend ist.
Heute ist ANDEEP-Tag, da darf Brigitte Hilbig, eine der führenden Wissenschaftlerinnen dieses Projektes, nicht fehlen. So findet unser Unterricht an Bord zunächst einmal ein Ende. Wie auch immer: Happy Birthday, Charles.
Was tun, wenn's brennt?
Beim morgendlichen Briefing wurden wir heute darauf hingewiesen, dass die Besatzung der Polarstern an einem Feuerschutzmanöver teilnehmen muss. Wir sollten also nicht in Panik geraten, wenn der Generalalarm nach vorheriger Durchsage ausgelöst werden wird.
Nach Ertönen des Notfallsignals fand sich die Mannschaft in Schutzausrüstung bestehend aus Sicherheitshelm, Rettungsweste und festem Schuhwerk auf dem Sammelplatz vor der Bordwetterwarte ein.
Anschließend wurde eine Vollzähligkeitsmusterung durchgeführt und der Besatzung wurden die Sicherheitsinstruktionen für den Notfall erläutert.
Falls es tatsächlich zu einem Brand auf der Polarstern kommen sollte, sind bestimmte Kleingruppen dafür verantwortlich, in unterschiedlichen Bereichen des Eisbrechers die Schotten dicht zu machen.
„Abenteuerliche Klettertour in die Rettungsboote“
Nach diesen allgemeinen Hinweisen machte sich die Besatzung unter Leitung des ersten Offiziers auf den Weg in den Betankungsraum auf dem Helikopterdeck. Wenn es für uns bis jetzt etwas langweilig war, dem Geschehen zu folgen, wurden wir jetzt für unsere Ausdauer belohnt.
Denn in diesem Betankungsraum wurden die Sprenkelanlagen aktiviert, was zur Folge hatte, dass diese Halle vollends unter Wasser stand. Des weiteren wurden die Mannschaftsmitglieder instruiert, die Löschschläuche zu bedienen.
Nachdem einige Container auf dem Helikopterdeck unvorhergesehen gereinigt wurden und auch einige Liter über Bord gingen, wurde der Wasserhahn wieder zugedreht. Dies geschah zum Gefallen vieler, denn es war harte körperliche Arbeit für die Besatzung, die Wasserschläuche festzuhalten. Auf Grund des enormen Druckes mit dem die erhebliche Wassermenge durch die Löschgeräte gepumpt wurde, konnte eine Person allein den Schlauch nicht halten.
„Hoffen, dass dies niemals zum Ernstfall werden wird“
Die letzte Etappe des Feuerschutzmanövers begann. Die Mannschaften machten sich auf den Weg in die Rettungsboote. Dies stellte sich als eine abenteuerliche Klettertour heraus. Erstens waren die Boote sehr eng und zweitens waren diese noch an den entsprechenden Davits befestigt.
Daher konnte man auch verstehen, dass ein Teil der Besatzung nicht allzu sehr davon angetan war, dass wir mit unserem Fotoapparat, den Markus vor Lachen kaum gerade halten konnten, daneben stand und zusah.
Doch nachdem auch diese Hürde genommen war, fanden wir uns alle zusammen in der Messe II ein, um gemeinsam bei Kaffee und Kuchen über die Übung zu sprechen und zu hoffen, dass dies niemals zum Ernstfall werden wird.