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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 24. April 2006

Physik-Nobelpreisträger sprach in Aurich

NATURWISSENSCHAFT Dr. Heinrich Rohrer referierte über die Nanotechnologie

Der 73-jährige Schweizer hat vor 20 Jahren mit dem Deutschen Gerd Binnig das Rastertunnelmikroskop entwickelt. Mit dessen Hilfe kann der Betrachter einzelne Atome erkennen.

Von Günther Niet

Foto von Dr. Heinrich Rohrer, 39k

Brachte ein schwieriges Thema unterhaltsam rüber: Dr. Heinrich Rohrer. (Foto: Niet)

Aurich – Normalerweise finden die Auricher Wissenschaftstage im Spätherbst statt, doch der Terminkalender eines Nobelpreisträgers richtet sich nicht danach. So nutzten die Initiatoren der Auricher Veranstaltungsreihe die Rückreise des renommierten Schweizer Physikers Dr. Heinrich Rohrer von einem Aufenthalt in Dänemark, ihn für Freitagabend zu einem Vortrag über die Nanotechnologie in den Auricher Güterschuppen einzuladen.

Rohrer hatte 1986 mit dem deutschen Physiker Gerd Binnig für die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops den Physiknobelpreis erhalten. Dieses neuartige Mikroskop erlaubt es, bis hinab zu den Atomen sehen zu können, indem eine feine Metallnadel ohne Berührung wie eine Art Echolot die Oberfläche einer Materie ertastet. Mit Hilfe des durch die Metallspitze fließenden Stroms lassen sich die Atome dann genau abbilden und sichtbar machen. Die Nanotechnologie, bei der es um die Erforschung, Bearbeitung und Herstellung von Materialien und Strukturen geht, die kleiner als 100 Nanometer sind, werde Wissenschaft, Technik und Wirtschaft nachhaltig verändern, sagte der Schweizer Physiker in seinem kurzweiligen und verständlichen Vortrag „Zauber des Kleinen: Nano“.

Das Arbeiten auf der Nanometerskala, also in Bereichen von einem milliardstel Meter, werde ein beherrschender Faktor sein. Die Nanotechnik erfordere ein neues Repertoire an wissenschaftlichen Instrumentarien, verlange neue Methoden und Ansätze.

In Nano- Systemen würden im Gegensatz zur Mikrotechnologie viele Prozesse und Informationen intern verarbeitet und kontrolliert statt von außen. „Wir sollten uns hier von der lebenden Natur inspirieren lassen, sie ist ein Vorbild für die Nanotechnologie.“

Zudem werde das Zusammenspiel der Wissenschaften immer bedeutsamer, die fachlichen Grenzen zwischen Biologie, Physik und Chemie gehörten der Vergangenheit an.

Die vielfältigen Möglichkeiten und Risiken der Nanotechnologie müssen nach Ansicht des 73-jährigen Physikers auch durch eine Ethik der Verantwortung begleitet werden. Alles sei möglich. „Will ich das als Wissenschaftler aber machen? Darf sich eine Gesellschaft das leisten?“ Diese Fragen müssten gestellt werden, forderte Rohrer.

Die Auricher Wissenschaftstage gibt es seit 1989. Sie gehen auf eine Zusammenarbeit des Fachgymnasiums der Auricher Berufsbildenden Schulen II und des Gymnasiums Ulricianum zurück.

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