10:00 Uhr morgens, strahlender Sonnenschein – wir verlassen unsere Zelte am Ufer der Lena und machen uns zu Fuß auf den Weg zur Buotama, einem Nebenfluss der Lena. Auf dem Weg durch die Taiga frischen wir nebenbei unseren Vitaminhaushalt mit Johannisbeeren, Krähenbeeren, Bärentrauben, Preiselbeeren und Walderdbeeren auf.
Die höher gelegenen hellen Torfmoose haben Luft in ihre Zellen eingelagert,
die dunkelgrünen Torfmoose an den tiefer gelegenen Stellen Wasser
Am Ufer der Buotama treffen wir eine jakutische Familie, die bereits das Mittagessen vorbereitet: Fleischsuppe mit Gemüse auf einer Feuerstelle vor dem Holzhaus. Wir werden freundlicherweise zu Suppe, Brot und selbst gemachter Butter eingeladen. Die selbst gemachte Butter heißt auf russisch Smetana, von uns mit Schmand übersetzt. Mit dem gleichnamigen Komponisten hat sie allerdings nichts zu tun.
Wir überqueren die Buotama. Einige waten durch das in der Nähe einer Sandbank nur knietiefe Wasser einen halben Kilometer flussaufwärts, einige schwimmen und der Rest setzt mit einem kleinen Ruderboot auf die andere Seite über. Hier ersteigen wir einen steilen, ca. 150 Meter hohen Hügel. Im Kern besteht er aus Kalkstein, der von Sand überweht wurde – eine für diese Gegend typische Formation.
Große, in der Sonne rot schimmernde Heuschrecken fliegen auf und unter großem Getöse um uns herum. An dieses Geräusch und an diesen Anblick müssen wir uns beim Aufstieg erst langsam gewöhnen. An diesem sonnenabgewandten, trockenen Berghang nehmen wir die verschiedenen, verstreut wachsenden Pflanzengesellschaften für unser Herbar auf: Viele Sukkulenten mit ihren fleischigen Blättern wachsen auf dem typischen Trockenrasen. Wir finden duftenden Lauch, Küchenschelle und die seltene, in Jakutien auf der Roten Liste stehende Sibirische Kreuzblume (Polygala sibirica), die wir natürlich nur fotografieren. Insgesamt beschreiben wir fünfzehn verschiedene Pflanzenarten auf diesem nach Thymian duftendem Hangstück.
Oben angekommen bietet sich uns ein herrlicher Blick auf das Mündungsgebiet der Buotama in die Lena. Endlose, leere Sandstrände und viele unterschiedlich geformte Sandbänke im Mündungsbereich der Buotama glitzern in der Sonne. Nun ist uns auch klar, warum wir unsere ursprünglich mit unserem Boot geplante Landung an der Buotama nicht durchführen konnten: Die Buotama führt offensichtlich nur während der Schneeschmelze oder größerer Regenfälle für eine solche Landung genügend Wasser. Mit vollem Herbar machen wir uns auf den Rückweg. Abends am Lenaufer braten wir unsere von Matthias und Bastian gefangenen Barsche und Hechte über dem Lagerfeuer. Wir sitzen wieder bis weit nach Mitternacht an unserem aus Treibgut zusammengetragenen Holzfeuer, da es im Juli in Jakutien auch nachts immer etwas hell bleibt. Unser Biorhythmus hat damit noch so seine Problemchen.