Mit dem Bus der Universität fuhren wir zur Lena
Am nächsten Tag geht es los. Wir verstauen unsere Rucksäcke, die Lebensmittel und einen Stromgenerator für die Kameras und Laptops. Per Bus fahren wir mit Frau Prof. Dr. Gogoleva die Lena stromaufwärts bis zu der Stelle, wo am anderen Lenaufer der Buotama in die Lena mündet. Wir warten mit unserem Gepäck und allen Lebensmitteln am Steilufer der Lena auf ein kleines Motorboot, das uns ans andere Lenaufer bringen soll.
Unsere Lenafähre kommt. Sie soll uns in unser Camp bringen
Unser Warteplatz an der Lena ist weiträumig übersät mit kleinen Kohlestücken, weil unter uns ein kleiner Kohleflöz verläuft, der genau an dieser Stelle an die Erdoberfläche tritt. Dies erinnerte uns wieder an eine alte jakutische Sage. Als Gott die Bodenschätze über die Erde verteilen wollte, nahm er sie alle auf seine Arme und flog um die Welt. Über Jakutien war es jedoch so kalt, dass seine Arme steif wurden und alle restlichen Bodenschätze – u. a. Kohle, Gold, Diamanten und Öl - auf dieses Land herunterregneten, und so wurde Jakutien zu einem der Bodenschatz-reichsten Länder der Erde.
Jakutien ist unglaublich reich an Bodenschätzen. Selbst an unserer Anlegestelle kommt ein kleiner Kohleflöz bis zur Erdoberfläche
Die „Buotama“, unser Motorboot, legt an. Über eine Holzleiter bringen wir unsere gesamte Ausrüstung auf das Schiff und legen ab. Bei unserer Fahrt über die Lena sehen wir viele Steilhänge mit den Folgen des Eisgangs aus dem letzten Winter. Viele Bäume sind die Steilhänge hinuntergefallen oder wie Streichhölzer zerknickt worden. Da der Buotama momentan nur wenig Wasser führt, müssen wir unseren Anlegeplatz am anderen Lenaufer um zwei Kilometer verlegen. Wir legen unter ca. 40 m hohen, stark überhängenden Dünen an, von denen schon viele Bäume hinabgestürzt sind.
Auf der Fähre: Prof. Dr. Gogoleva erklärt Bastian, Alexander und Maren einiges zum Ökosystem der Lena
Beim Ausladen auf dem nur wenige Meter breiten Uferstreifen zucken wir oft zusammen. Über uns rutschen die Dünenränder mit großem Krachen und manchmal knallt es sogar wie bei einem Gewehrschuss. Die Jakuten lachen und wollen uns beruhigen: „Meistens passiert nichts.“ Wir sind uns da nicht so ganz sicher und unser Blick geht oft sorgenvoll nach oben. Wir schleppen unsere Ausrüstung den Strand entlang und den Steilhang hinauf bis ins Lager am Zusammenfluss von Lena und Buotama. Nach dieser Schlepperei schlagen wir unsere Zelte auf, kochen Tee und setzen uns zum Abendessen zusammen. Verschwitzt und todmüde genießen wir es, einfach nur so nutzlos dazusitzen, Tee zu trinken und der Sonne dabei zuzusehen, wie sie über der Lena untergeht.