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Abschlussbericht Trinidad (18.03. – 02.04.2015)

Wir, Dominik Jost (BBS2 Aurich) und Philipp Beer (Ulricianum Aurich), hatten das Glück als Praktikanten bei einer biologischen Forschungsarbeit im tropischen Regenwald der Insel Trinidad mitarbeiten zu dürfen.

Kartenausschnitt, 17 k

Trinidad, wo liegt das eigentlich? Der kleine Inselstaat Trinidad & Tobago liegt vor der Küste Venezuelas in Südamerika und die beiden Inseln sind die südlichsten der Kleinen Antillen. Mit 1,3 Millionen Einwohnern und 4.821 km2 ist Trinidad die größte der beiden Inseln. Es gibt drei von Ost nach West verlaufende Gebirgszüge, deren nördlicher bis zum 940 m hohen „Cerro del Aripo“ aufragt. Im Norden herrscht Regenwald vor, im Süden Savanne.

Nach vielen Vorbereitungen ging es dann am Dienstag, dem 17.03.2015, nach Berlin. Da unser Flug am Mittwochmorgen ging, wollten wir kein Risiko und keine Hektik eingehen und entschieden uns dafür, eine Nacht im Flughafenhotel zu verbringen, um so rechtzeitig vor Ort zu sein.

Früh am Morgen des 18.03. machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, um dort Professor Jens Krause und sein Team zu treffen und gemeinsam einzuchecken. Das verlief alles reibungslos und so landeten wir nach Zwischenstopps in London und Miami mit einer Zeitverschiebung von 5 Stunden in Port of Spain, Trinidad.

Nach dem Frühstück mussten ein paar organisatorische Arbeiten verrichtet werden, wie unter anderem das Einkaufen für unser leibliches Wohl. Untergebracht waren wir in einem schönen Haus, welches der University of the West Indies (UWI) in St. Augustin gehört.

Hausansicht, 19 k

Unterkunft

Ansicht der University of the West Indies, 18 k

University of the West Indies

Nach diesen Arbeiten ging es auch schon los in den Dschungel. Wir fuhren zum „Lower“ Aripo, um dort mit einem speziellen Experiment das Verhalten von wilden Guppys zu erforschen. Trinidad bietet sich besonders dafür an, da die gegebenen geografischen Eigenschaften einzigartig sind.

Lower Aripo, 16 k

Lower Aripo

Guppy, 23 k

Guppy

Im Kern wurde nach einem Grundgedanken gearbeitet: Über Trinidad ziehen sich mehrere Gebirgszüge von Ost nach West. Von diesen Gebirgen fließen Flüsse herunter, die sich jeweils in die Abschnitte Oben („Upper“) und Unten („Lower“) einteilen lassen. Betrachtet haben wir den Aripo und den Turure.

Es galt herauszufinden, wie sich Guppys im Schwarm verhalten und welche Auswirkung die Umwelt auf ihr Verhalten hat. In den unteren Regionen der Flüsse gibt es viele Raubfische wie z. B. Panzerwelse und Killifische, die das Leben der kleinen Fische gefährlich machen. In den oberen Regionen hingegen, die meistens durch viele Wasserfälle geprägt sind, ist die Zahl der Raubfische gering, da die Wasserfälle für diese eine unüberwindbare Hürde sind.

In den folgenden Tagen haben wir mit einer Angel das Schwarmverhalten beobachtet und mit einer Kamera protokolliert. An dieser Angel waren in einem Abstand von ca. 20 cm Köder angebracht. Einer davon war ein Stück aus einer roten Paprika und der andere ein Stück rotes Plastik. Die Farbe Rot war wichtig, da Guppys bevorzugt Beute mit rotem Farbanteil fressen. Die Männchen färben auf diese Weise ihre Körper, um den Weibchen zu imponieren.

Die Angel wird so im Wasser platziert, dass der auserkorene Guppy gleichweit von beiden Ködern entfernt ist. Das Experiment wird gefilmt und es wird aufgeschrieben, wie sich der Guppy verhält und welchen Köder er präferiert. Diese Versuche sind wichtig, um die kollektive Intelligenz der Guppys zu erforschen. Diese ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem vom Geschlecht des einzelnen und der Größe der Gruppe ab.

Upper Turure, 17 k

Upper Turure (I)

Upper Turure, 16 k

Upper Turure (II)

Am 2. Tag ging es zum „Upper Turure“, einem optisch sehr schönen Platz, für den eine große Anzahl an Pools und Wasserfällen charakteristisch ist. Auch hier wurde besagtes Experiment durchgeführt und nach getaner Arbeit nutzten wir die Pools zur Abkühlung, da es ziemlich heiß wurde.

Nach unserer Arbeit im Dschungel blieben uns noch die Nachmittage, welche wir zur Auswertung der Daten im Team nutzten, und die Abende, welche sich vielseitig gestalten ließen. An einem Samstag zum Beispiel wurden wir auf eine Lodge zum Dinner eingeladen, welches hervorragend war und eine willkommene Abwechslung zur üblichen Verpflegung aus Burgern und Pizza darstellte.

Außerdem gehörte zu jedem Tag eine Pause an einem der unzähligen „Double“-Stände. Dies sind kleine gefüllte Teigtaschen, dort ein Nationalgericht und für umgerechnet nicht mal 50 Cent zu erwerben.

Ab Freitag, dem 27.03.2015, erhielten wir Verstärkung durch die Amerikaner Yven und Sonja. Ab da wurde unsere Arbeit in Teams gegliedert, die sich mit unterschiedlichen Dingen befassten. Das eine Team untersuchte weiterhin mit der Angel das Fressverhalten und durch „Leerfischen“ die Populationsdichte der verschiedenen Pools. Das andere Team ließ sich im Upper Turure nieder und markierte in einem abgesteckten Bereich sämtliche Guppys mit Farben und protokollierte deren Bewegung und Kollektivverhalten.

Netzwerke, 16 k

Analyse der sozialen Strukturen (I)

Netzwerke, 21 k

Analyse der sozialen Strukturen (II)

Neben der Beschäftigung mit Guppys erhielten wir aber auch andere Einblicke in Trinidads faszinierende Tierwelt. Bei einer Nachtwanderung zu einem Funkturm, der bekannt für Rieseninsekten ist, haben wir eine Menge Tiere gesehen wie z. B. den Sticky-Beatle oder den Herkules-Käfer, was einfach nur atemberaubend war.

Sticky-Beatle, 11 k

Sticky-Beatle

Herkules-Käfer, 12 k

Herkules-Käfer

Am Tag darauf besuchten wir das „Asa Wright“, einen kleinen Nationalpark im Dschungel. Wir sahen zahlreiche Insekten und Vögel wie z. B. den Kolibri und die Blattschneider-Ameisen.

Kolibri, 23 k

Kolibri

Blattschneider-Ameisen, 20 k

Blattschneider-Ameisen

Später am Tag fuhren wir mit einem Boot durch den „Corone Swamp“, einen Sumpf im Süden der Insel. Man konnte neben Kaimanen und sehr vielen Krebsen auch den Nationalvogel Trinidads, den roten Ibis im Schwarm sehen.

Kaiman, 22 k

Kaiman

Red Ibis, 11 k

Red Ibis

Nach der Arbeit im Dschungel haben wir an einem Montag ein verlassenes Haus voller Fledermäuse besucht in der Hoffnung, auf die einzigartige Vampirfledermaus zu treffen. Diese Hoffnung erfüllte sich.

Fledermaus-Haus, 12 k

Fledermaus-Haus

Vampirfledermaus, 21 k

Vampirfledermaus

Später in der Nacht auf Dienstag haben wir erneut eine Nachtwanderung gemacht, diesmal zu den Marraka Falls. Auch diese war atemberaubend, denn wir sahen die riesige Aga-Kröte und neben vielen anderen Insekten und Schlangen auch eine Vogelspinne.

Aga-Kröte, 18 k

Aga-Kröte

Vogelspinne, 18 k

Vogelspinne

Am letzten Tag ging es für alle noch einmal zum „Upper Turure“, um dort die Forschung abzuschließen und eventuell noch einige Daten zu sammeln, um die erworbenen Ergebnisse noch repräsentativer zu machen.

Nachdem wir alle zusammen unser Haus aufgeräumt hatten, besuchten wir noch einen typischen karibischen Strand. Dort hatten wir am späteren Abend das Glück, eine der riesigen Lederschildkröten beim Eierlegen sehen zu können und diese danach sogar zu streicheln!

Strand, 14 k

Strand

Lederschildkröten, 13 k

Lederschildkröte

Wie alles im Leben ging aber auch dieses Abenteuer einmal zu Ende und wir flogen am 01.04.2015 zurück nach Deutschland.

Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Stipendium absolut erfolgreich verlaufen ist. Es wurden alle nötigen Daten zur Auswertung gesammelt und wir gewannen eine Menge Eindrücke sowohl von der Guppyforschung als auch von der Insel, den Menschen und der Kultur.

Es war eine atemberaubende Erfahrung, die wir machen durften und die uns für immer in guter Erinnerung bleiben wird.

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