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Praktika auf der „Polarstern“ (II)

Praktikumsbericht

Fahrt auf der „Polarstern“
vom 5. bis zum 15. Mai 2012
Von Pauline Loewen

Unterwegs auf dem Forschungsschiff „Polarstern“

Unsere Reise begann am 5. Mai 2012 am ZOB in Aurich. Von da aus ging es mit Bus, Bahn und Flugzeug nach Las Palmas, wo wir am nächsten Tag mit der „Polarstern“ ablegen sollten. Mit „wir“ meine ich uns drei Schüler, die im Rahmen der „Auricher Wissenschaftstage“ mit der „Polarstern“ von Las Palmas nach Bremerhaven unterwegs sein durften, und Frau Henschel vom Gymnasium Ulricianum Aurich, welche als betreuende Lehrkraft mitkam. Wir Schüler kamen von unterschiedlichen Schulen und lernten uns erst auf der Fahrt kennen. Felix Eckel kam vom JA Gymnasium aus Emden, Lea Fritz geht auf die BBS 2 hier in Aurich und ich, Pauline Loewen, komme wie Frau Henschel vom Gymnasium Ulricianum Aurich.

Am nächsten Tag warteten wir also gespannt am Hafen auf die Polarstern. Der Eisbrecher (der größte und einzige Deutschlands) vom Alfred-Wegener-Institut für Polar und Meeresforschung kam gerade von einer Forschungsexpedition aus der Antarktis zurück. Das Ziel war Bremerhaven, wo das 30 Jahre alte Schiff gewartet werden sollte. Als die „Polarstern“ eintraf, waren wir von ihrer Größe überwältigt. Viele der Wissenschaftler und der Besatzung an Bord standen draußen, um uns und die vier Wissenschaftler, die mit uns an Bord gingen, zu begrüßen und das An- und Ablegen des Eisbrechers zu beobachten. Es dauerte nicht mehr lange, bis wir einchecken konnten und in dem Labyrinth des Schiffes unsere Zimmer zu finden versuchten. Lutz Peine versuchte uns durch eine Führung Klarheit zu schaffen. Er zeigte uns die Messen (Speisesäle), die Brücke, Rettungsboote, Helikopter, Wetterstation, das Labor und vieles mehr.

Foto vom Start des Wetterballons, 19 k

Start des Wetterballons auf dem Helikopterdeck der „Polarstern“

Wir gewöhnten uns schnell an das Leben an Bord und es gab für uns auch jede Menge zu sehen. Die Wissenschaftler zeigten uns gern ihre Arbeit und ließen uns oft mitarbeiten. Juliane Hempelt, eine Wettertechnikerin vom Deutschen Wetterdienst, zeigte uns, wie man einen Wetterballon startet. Die Sonde des Wetterballons, die mit einem Akku verbunden war, maß die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Winde (Richtung und Geschwindigkeit) in der Höhe. Die Messung lief so lange weiter, bis der Ballon platzte. Der Ballon selbst bestand aus Latex und wurde mit Helium gefüllt. Manchmal wurden sogar Grüße, Wünsche oder Briefe an den Ballon gebunden und mit ihm losgeschickt. Wir durften den Ballon sogar ein paarmal in die Luft steigen lassen. Eine weitere Aufgabe des Deutschen Wetterdienstes an Bord war es, alle drei Stunden die Richtung, die Höhe und die Frequenz der Wellen, die Art der Bewölkung, die Höhe der Wolken und die Sichtweite zu bestimmen. Auch dabei durften wir Juliane Hempelt wieder helfen.

Die Grundlage für fast alle Forschungen an Bord war die CTD. Sie maß den Salzgehalt (Conductivity), die Temperatur und die Dichte, woher auch der Name stammt. Dafür wurde das Gerät in 4.000m Tiefe herunter gelassen. Die doppelt gemessenen Werte wurden über ein Kabel nach oben geleitet, wo man sie auf einem Computer sehen konnte. Um das CTD befand sich ein Kranz aus Flaschen, welche geöffnet herunter gefahren und auf der gewünschten Tiefe der Wissenschaftler geschlossen wurden. Da es im Meer verschiedene Wasserschichtungen gibt, mussten Wasserproben aus verschiedenen Tiefen genommen werden. Diese Meeresschichtungen konnte man anhand des Graphen der CTD gut erkennen, da der Salzgehalt der verschiedenen Schichtungen unterschiedlich ist. Zum Beispiel konnten wir das salzreiche Wasser aus dem Mittelmeer anhand eines Ausschlags in der Kurve des Salzgehaltes gut erkennen.

Foto vom Vorbereiten einer Bakterienprobe, 21 k

Beim Vorbereiten einer Bakterienprobe

Ein Wissenschaftler zeigte uns, was mit den entnommenen Wasserproben weiterhin geschieht, und ließ uns dabei tatkräftig mithelfen. Zum Einen wurden auf verschiedene Weise die Bakterien im Wasser abgetötet, damit man sie später genau untersuchen kann. Wir durften zu der Wasserprobe eine enzymhemmende Substanz hinzugeben, die den momentanen Zustand der Bakterien nicht veränderte. Zum Anderen wurden Bakterienkolonien auf Agarplatten gezüchtet. Auch dabei durften wir helfen. Die Wasserproben wurden auf verschiedene Nährböden verteilt, wo bestimmte Bakterienkolonien gedeihen konnten. Nach ein paar Tagen konnten wir uns anschauen, wie die Bakterienkolonien gewachsen sind. Das war echt spannend!

Oft wurden auch Proben von dem Oberflächenwasser des Meeres genommen. Dazu mussten die Wissenschaftler mit einem kleinen Boot ein Stück hinausfahren, da die „Polarstern“ das Wasser zu sehr aufwirbelt und so sonst die Proben verfälscht worden wären. Einmal durften auch wir mit dem kleinen Boot rausfahren. Es war toll, von einem kleinen Boot mitten auf dem Atlantik aus den riesigen Eisbrecher des Alfred-Wegener-Instituts zu bestaunen.

Neben der Meeresforschung wurde an Bord auch die Luft untersucht. Diese Messungen fanden in zwei Containern auf dem Deck des Schiffes statt. Die Meteorologen untersuchten die Wolkenbildung durch Aerosolteilchen. Durch ein Rohr wurde Luft in den Container gesogen und zu den verschiedenen Geräten geleitet. Diese haben die Größe, Anzahl und Wasserempfänglichkeit der Teilchen gemessen. Ein anderer Container stellte genaue Beobachtungen zum Wetter an. Die gesammelten Daten werden zu Hause ausgewertet und können Wettervorsagen präzisieren. Auf den Dächern beider Container befanden sich weitere Messgeräte. Unter anderem wurden alle 15 Sekunden Bilder von der Bewölkung gemacht. Wir durften wir auf den Container klettern und uns die Geräte genauer anschauen.

Foto vom Gespräch mit dem Fahrtleiter,22 k

Zu Gast in der Kabine des Fahrtleiters

An einem Tag erzählte uns Karl Bumke, was die Aufgaben eines Fahrtleiters auf so einer Forschungsreise sind. Die Planung für die Fahrt muss schon ein Jahr vorher organisiert werden. Zu seinen Aufgaben gehörte es, zu bestimmen, welche Wissenschaftlergruppen an Bord dürfen, die Zimmerordnung zu organisieren und die Stationen zu planen. Auch während der Fahrt gab es noch viel zu organisieren, wie zum Beispiel die Koordination zwischen der Besatzung und den Wissenschaftlern, ein wöchentlicher Bericht musste geschrieben werden und die Stationen mussten eventuell neu geplant werden.

Jeden Abend gab es im Kinosaal der „Polarstern“ einen Vortrag von einem Wissenschaftler, der über seine Arbeit an Bord oder jüngste Ergebnisse referierte. Das war interessant! Einen Abend hörten wir einen Vortrag von einem Wissenschaftler, der beim Bau der Neumeyer-Station geholfen hatte. Das ist die Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis.

Durch die Reise auf der „Polarstern“ haben wir viele positive Erfahrungen gesammelt. Es war interessant, den Wissenschaftlern bei der Arbeit zusehen zu dürfen und das Leben auf dem Schiff zu erfahren. Es war eine einzigartige Erfahrung und hat sehr viel Spaß gemacht.

Deshalb möchten wir uns bei dem Alfred-Wegener-Institut, den „Auricher Wissenschaftstagen“ und all den Leuten bedanken, die uns die Fahrt ermöglicht haben.

Desweiteren möchten wir uns bei den vielen Wissenschaftlern bedanken, die uns herzlich aufgenommen und uns geduldig ihre Arbeit an Bord gezeigt haben. Auch möchten wir uns bei der Besatzung bedanken.

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