Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 1. März 2018, S. 21 [1]
Von Norbert Fiks
Marcus Junkelmann (rechts) erklärte dem Publikum der Auricher Wissenschaftstage die Ausrüstung der römischen Legionäre, die von Jürgen Woltz getragen wurde. (Bild: Fiks)
AURICH - Das Publikum der Auricher Wissenschaftstage hatte am Dienstagabend die seltene Gelegenheit, zwei römische Legionäre und ihre Ausrüstung kennenzulernen. Allerdings waren es keine echten Fußsoldaten der Antike, sondern die Historiker Marcus Junkelmann und Jürgen Woltz, der Centurio (Oberst) und der Optio (Leutnant) einer spektakulären Alpenüberquerung von 1985.
Der Historiker Junkelmann war damals zusammen mit sieben anderen Männern in voller römischer Montur von Verona in Norditalien nach Augsburg, das römische Augusta Vindelicorum, gelaufen. 2000 Jahre vorher hatte das römische Herr unter den Feldherren Drusus und Tiberius diese Route für einen Feldzug ins Voralpenland benutzt. 24 Tage lang marschierte Junkelmanns Trupp, das Contubernium, seinerzeit auf genagelten Sandalen, bepackt mit Schild, Waffen, Töpfen und Nahrungsmitteln, zusammen mit der Bekleidung aus einer Woll- und einer Leinentunika, Mantel und Helm ein Gewicht von 45 Kilogramm.
Der Marsch sorgte nicht nur für große Medienaufmerksamkeit, sondern beantwortete auch viele Fragen zur Ausrüstung des römischen Militärs. Nicht jede Frage konnte geklärt werden, aber, verriet Junkelmann dem Auricher Publikum, „ohne Unterhose zu marschieren, hat sich bewährt“.
Einen Teil der Ausrüstung hatten die beiden Legionäre aus Bayern mitgebracht und machten damit anschaulichen Geschichtsunterricht: Schwerter, ein großes Schild, Helme, ein Kettenhemd, Marschgepäck und das unvermeidliche Pilum, der charakteristisch geformte Wurfspieß der römischen Infanterie. Junkelmann erklärte Herkunft, Funktion und technische Besonderheiten, Woltz sorgte für die stilechte Vorführung im voll besetzten Foyer des Ulricianums in Aurich.
Abgerundet wurde der Abend mit Impressionen von der Alpenüberquerung mit einer heute schon altmodisch wirkenden klassischen Diashow. Deutlich wurde: Der Marsch von Verona nach Augsburg war anstrengend, das Wetter war oft schlecht, aber es gab auch schöne Momente, zum Beispiel Begegnungen mit den Menschen, die den kleinen Legionärtrupp mit Verpflegung, Wein oder Bier versorgten. Eigentlich wollte sich das Contubernium wie die Legionäre mit Hartkäse und Getreide selbst versorgen, sagte Junkelmann. Aber „die Zivilbevölkerung griff störend ein“.
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