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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 16. März 2017, S. 18 [1]

Referentin: Religion ist weitgehend Privatsache geworden

SOZIALFORSCHUNG Professorin Dr. Judith Könemann sprach bei den Auricher Wissenschaftstagen

Sie stellte die Ergebnisse einer Studie vor. In dieser wurde untersucht, wie sich der Glaube in den vergangenen 50 Jahren verändert hat.

Von Maria Berentzen

Foto von Prof. Dr. Judith Könemann bei ihrem Vortrag auf den 27. Auricher Wissenschaftstagen, 22 k

Judith Könemann

AURICH - Die Art, wie Menschen glauben und wie sie ihre Religion ausleben, hat sich in den vergangenen 50 Jahren stark verändert. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Professorin Dr. Judith Könemann von der Universität Münster am Montagabend bei den Wissenschaftstagen in Aurich vorstellte. Sie hielt dort vor rund 200 Zuhörern einen Vortrag über „Religion und Spiritualität in der Ich-Gesellschaft“.

Die Studie stammt zwar aus der Schweiz, „aber die Ergebnisse sind mit der Situation in Deutschland vergleichbar“, sagte Könemann. Ihr gehe es vor allem um die Frage, an was Menschen heute glauben, wie sich dieser Glaube verändert habe und warum, sagte sie. Vor allem eine Beobachtung sei auffällig: „Religion ist zur Privatsache geworden.“

Die Kirchen hätten in vielen gesellschaftlichen Bereichen ihre Monopolstellung verloren, sagte Könemann: „Probleme kann man im Gebet zu lösen versuchen. Man kann aber auch eine Psychotherapie machen.“ Ebenso lasse sich Gesellschaft statt in der Gemeinde auch in einem Verein finden und Sinn statt in der Kirche in der Wissenschaft suchen. „Diese Veränderungen haben ganz stark in den 1960er Jahren stattgefunden“, sagte Könemann. „Sie wirken bis heute fort“. Dazu zähle auch die Rolle der Frau, die sich stark gewandelt habe.

Rund 20 Prozent der Menschen in der Schweiz beziehungsweise in Deutschland glauben laut Könemann zwar „nicht nichts“. Aber bei ihnen sei es schwierig zu sagen, an was sie konkret glaubten. Religiöse Praktiken spielten in ihrem Alltag keine oder nur eine sehr geringe Rolle. Viele dieser Menschen seien aber trotzdem Mitglied in einer der großen Kirchen, aber die Konfessionszugehörigkeit bedeute ihnen nicht sehr viel. Auch das hänge mit dem Wandel in den 1960er Jahren zusammen: „Damals verschwamm die Konfessionszugehörigkeit als soziale Grenze.“

Auch der Wahrheitsanspruch von Religion habe sich stark relativiert, sagte Könemann. Rund 30 Prozent der Menschen in Deutschland seien heutzutage konfessionslos. Dass heute mehr Muslime in Deutschland leben als früher, habe Religion allerdings ein Stück weit zurück in den öffentlichen Raum geholt. „Das ist im Grunde positiv für die großen Kirchen“, sagte Könemann. „Sie werden dadurch weniger auf der rechtlichen Ebene infrage gestellt, wenn es zum Beispiel um den Religionsunterricht an Schulen geht.“

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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