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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 14. April 2016, S. 21 [1]

Das Problem: Unter einem Risiko versteht jeder etwas anderes

VORTRAG Bei den Auricher Wissenschaftstagen ging es am Dienstag um die ethischen Fragen bei der Energieversorgung

Referentin Rafaela Hillerbrand diskutierte philosophische Aspekte des Problems. Das Zuhörerinteresse im EEZ war gering.

Von Günther Niet

Foto von Prof. Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand im Gespräch mit Josef Antony, 23 k

Die Referentin Rafaela Hillerbrand und Josef Antony vom Team der Auricher Wissenschaftstage unterhielten sich an­ge­regt. (Foto: Niet)

SANDHORST - Stark ins Philosophische ging es beim Vortrag der Auricher Wissenschaftstage am Dienstagabend im Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrum (EEZ) in Sandhorst zu. Das Thema „Ethik und Energie – was Technik mit dem guten Leben zu tun hat“ mit Professor Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse in Karlsruhe lockte nur knapp 30 Gäste an. Die bisherigen Veranstaltungen der hochkarätig besetzten Vortragsreihe hatten dagegen stets für ein volles Haus gesorgt.

Die Debatte um Energie und um eine sichere Energieversorgung sei primär ein Diskurs um den Risikobegriff, sagte die Professorin für Technikethik und Wissenschaftsphilosophie. Es bedürfe einer ethischen Bewertung jeder Energieform im Hinblick auf „Fluch oder Segen“ auch für die zukünftige Generation und der Besinnung auf die Frage, was man unter einem guten Leben verstehen wolle.

Die Risikoeinschätzungen jedes Einzelnen seien sehr unterschiedlich. Bei technischen Anlagen müsse der Mensch sich auf politische Entscheidungen verlassen, sagte die Referentin.

Der Begriff Risiko werde in der Wissenschaft als ein Produkt aus den Faktoren Schaden und Eintrittswahrscheinlichkeit definiert, erläuterte die in Den Haag lebende Wissenschaftlerin. Diese Wahrscheinlichkeit lasse sich zwar durch technische Disziplinen abschätzen, was aber für wen und warum einen Schaden darstelle, bleibe unbeantwortet.

Da Risiken in der Energieversorgung nicht völlig vermieden werden könnten, gehe es darum, welche Risiken vom wem getragen werden müssten. Auch die gerechte Verteilung von Strom und Energiediensten sei Voraussetzung für menschliches Wohlbefinden, das vor allem durch Wohlstand und Gesundheit definiert werde.

Daher müsse der Expertendiskurs sich zukünftig für einen Dialog mit den Bürgern auf Augenhöhe öffnen, um gemeinsam die Gefahren und Chancen einer Energietechnik zu ergründen und zu diskutieren. Hillerbrand sprach sich dafür aus, den Fokus enger auf das zu legen, was menschliches Wohlergehen und ein gutes menschliches Leben ausmachen. Nur dann könne die Technik mit ihrem Potenzial zu einer nachhaltigen und von der Gesellschaft getragenen nachhaltigen Umgestaltung der Lebenswelt beitragen.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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