Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 20. Februar 2016, S. 21 [1]
Dirk Ortgies forscht an der Universidad Autónoma de Madrid. (Foto: Keller)
AURICH / KEL - Wie können Krebstumore noch gezielter diagnostiziert und behandelt werden? Zu dieser Frage forscht Dirk Ortgies, der in Aurich geboren wurde und sein Abitur am Gymnasium Ulricianum gemacht hat, an der Universidad Autónoma de Madrid. Über die dabei eingesetzten Nanopartikel hielt er am Donnerstag bei den 26. Auricher Wissenschaftstagen einen Vortrag im Güterschuppen.
Etwa 80 Zuhörer lauschten seinen fachspezifischen Ausführungen auf dem Gebiet der organischen Chemie. Bei Nanopartikel handelt es sich um sehr kleine Moleküle, deren Größe im Bereich von vier Milliardstel Meter liegen. „Ein Zuckermolekül ist mehr oder weniger einen Nanometer groß“, veranschaulichte Ortgies. Die meistgenutzten Nanopartikel seien Gold und Halbleiter, sogenannte Quantenpunkte. Sie werden zusammen mit Fluoreszenz-Farbstoffen in den Tumor gespritzt, um dessen Lage unter der Haut besser sichtbar zu machen. Anschließend könne das Tumorgewerbe durch Bestrahlung punktgenau zerstört und so Schäden im umliegenden Gewebe vermieden werden. Die Nanopartikel werden anschießend über den Urin ausgeschieden. Diese Therapie werde derzeit an Mäusen erprobt, so Ortgies.
Dass diese Infrarotfluoreszenz von Bleisulfid- oder Eisenoxid-Nanopartikeln auch zur Temperaturmessung in Geweben benutzt werden könne, habe man in seiner Forschungsgruppe an Hühnerbrust getestet: „Das von uns entwickelte Nanothermometer arbeitet mit großer Präzision im Temperaturbereich zwischen 30 und 40 Grad, in dem die meisten Gewebe liegen“, so Ortgies. Der Forscher bedankte sich zum Schluss bei seinen Gymnasiallehrern: „Was ich hier am Ulricianum gelernt habe, war exzellent.“
Bei der anschließenden Diskussion wurde gefragt, wann diese Methode beim Menschen anwendbar sei. „Erst in zehn bis 15 Jahren. Toxizitätsstudien fehlen noch“, antwortete Ortgies. Schon jetzt werden jedoch Medikamente mit Nanopartikeln verabreicht, beispielsweise beim Betäubungsmittelentzug, weil sie eine konstante Abgabe des Medikaments garantierten, erläuterte der Forscher.
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