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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 21. Februar 2014, S. 18 [1]

Nur noch Verbote helfen den Ozeanen

VORTRAG Forscher sprach in Aurich über besorgniserregende Lage der Weltmeere

Der Klimawandel, der Müll und die Überfischung sind die größten Probleme, sagte Martin Visbeck bei den Wissenschaftstagen.

Von Günther Niet

Foto von Prof. Dr. Martin Visbeck nach seinem Vortrag im Rahmen der 24. Auricher Wissenschaftstage 2014, 21 k

Martin Visbeck

AURICH - Der Zustand der Weltmeere ist nach Ansicht von Professor Martin Visbeck vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel besorgniserregend. Besonders der von Menschenhand verursachte Kohlendioxid-Ausstoß werde das Ökosystem der Ozeane langfristig verändern und beeinflussen, sagte der Ozeanforscher am Mittwoch in seinem Vortrag bei den Auricher Wissenschaftstagen.

Mit einem kurzen Filmeinspieler fokussierte Visbeck zu Beginn den Blick der Besucher auf die gegenwärtige Übernutzung, Ausbeutung und Verschmutzung der Ozeane aus reiner Profitgier. Ohne Manuskript, dafür aber mit zahlreichen Grafiken, Schaubildern und Animationen bot der 51-jährige Ozeanforscher einen kurzweiligen, interessanten und informativen Vortrag.

Der Klimawandel verursache einen langsamen, aber stetigen Anstieg der Durchschnittstemperatur der Erde. „Rund 90 Prozent der Erwärmung findet im Meer statt“, erläuterte Visbeck. Durch das Abschmelzen der Gletscher werde gleichzeitig der Meeresspiegel ansteigen, nach Angaben des Meeresforschers bis zum Jahre 2100 um einen Meter. Der Anstieg lasse sich zukünftig nicht mehr stoppen, auch wenn man den Ausstoß der Schadstoffe drastisch senke. Weil die Ozeane als Kohlendioxid-Schlucker nur träge auf Veränderungen in der Atmosphäre reagierten, würden die Folgen des Klimawandels über Jahrhundert zu spüren sein.

Nur durch einen CO2-Stop und ein Verbot, Müll im Meer zu versenken, könne der Zustand der Meere verbessert werden, betonte Visbeck. Dabei rücke der Anteil von sogenanntem Mikro-Plastik immer mehr in den Vordergrund. Diese mikroskopisch kleinen Kugeln sind zum Beispiel in Zahnpasta enthalten, um den Reinigungseffekt zu erhöhen. Sie belasteten die Umwelt und verunreinigten die Gewässer. Er gehe von einem baldigen Verbot dieser Stoffe in Haushaltsprodukten aus, sage der Wissenschaftler aus Kiel.

Mit Hilfe von mehr als 3000 Unterwasserrobotern wolle man die vielfältigen Prozesse und Veränderungen in den Ozeanen durch den Eingriff der Menschen herausfinden, erklärte der Hochschullehrer die Ziele seines Instituts. Der Mensch solle zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen bewogen werden.

Zudem forderte der Wissenschaftler, in den Ozeanen Schutzgebiete einzurichten, um sie unter anderem vor Überfischung zu schützen.

Zu Beginn der Veranstaltung am Mittwochabend hatten die beiden Oberstufenschülerinnen Anna Warmuth und Maren Siebels über ihr Praktikum am Max-Plank-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen berichtet.

Gespräch mit dem Ehrengast

Der Ehrengast der 24. Auricher Wissenschaftstage, Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl, hat den Eröffnungsvortrag gehalten. Am Tag darauf stellte er sich den Fragen von Oberstufenschülern aus Philosophiekursen des Gymnasiums Ulricianum Aurich.

Der emeritierte Professor nahm sich Zeit, berichtete von ersten Begegnungen mit dem Fach schon im Alter von 13 Jahren, von unruhigen Zeiten Ende der Sechziger, in denen er studierte und in denen ihm der Beruf des Philosophen jedenfalls in universitärem Rahmen kaum vorstellbar schien. Man merkte ihm an, dass der Beruf längst zur Berufung geworden ist, und so verwunderte es nicht, dass er die Schüler ermutigte, bei der Studien- und Berufswahl ausschließlich eigenen Leidenschaften und Interessen zu folgen.

Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Herausforderungen einer Ethik im 21. Jahrhundert, aktuelle medizinethische Fragen und der Umgang mit neuen Medien. Vossenkuhl stellte fest, dass sich die Moral in Zeiten des Internets nicht verändert habe, aber zunehmend sichtbar werde. Die Hemmschwelle, amoralisches, unsittliches Verhalten zu zeigen, sei eben durch die Anonymität des Netzes deutlich gesunken.

Anschließend besuchte Wilhelm Vossenkuhl den zum ersten Mal stattfindenden Workshop „Philosophieren mit Kindern“, den Schüler aus einem Einführungskursus im zehnten Jahrgang mit ihrer Lehrerin für Kinder aus den Klassen 4 bis 6 organisiert hatten.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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