Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 15. Februar 2014, S. 25 [1]
Von Franziska Laube
Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl von der LMU München sprach am Donnerstagabend in der Auricher Sparkasse. (Bild: Ortgies)
AURICH - „Denken ist eine Tätigkeit. Wir wissen, was wir denken, nicht aber, wie wir es machen. Und wir können auch nicht einfach so damit aufhören“, so Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl von der Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaften der Universität München. Er eröffnete am Donnerstagabend mit seinem Vortrag zum Thema „Denken und Gehirn“ in der Sparkasse Aurich-Norden die 24. Auricher Wissenschaftstage. Es kamen knapp 500 Zuhörer.
Mit viel Witz und anschaulichen Beispielen brachte Vossenkuhl den Zuhörern die Funktionsweisen und Zusammenhänge des Denkens, Sprechens und der Wahrnehmung näher. Wie sehr das Gehirn zum Beispiel die Wahrnehmung beeinflusst, zeigt sich schon beim normalen Sehen. „Das Auge nimmt Bilder nur zweidimensional war. Das Hirn erstellt daraus dreidimensionale Bilder“, erklärt der Professor. „Wir sehen die Welt also nicht, wie sie ist. Die Wirklichkeit wird erst in unserem Kopf gebaut.“
Die Vizepräsidentin des Landtags, Gabriele Andretta, sprach ein Grußwort. Unter den Zuhörern waren auch (von links) Landrat Harm-Uwe Weber, Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst, Landtagsabgeordneter Wiard Siebels, der ehemalige Landrat Walter Theuerkauf und Sparkassendirektor Carlo Grün. (Bild: Laube)
Durch diesen Prozess existiert laut Vossenkuhl eine objektive Wahrheit auch nur außerhalb des Kopfes. „Wenn ich es nach außen darstellen kann, wie ein Strich auf einem Blatt Papier, dann ist es wahr. In meinem Hirn ist hingegen erst einmal alles möglich.“
Warum der Mensch überhaupt denkt, ist bisher noch nicht genau geklärt. „Zunächst müssen wir herausfinden, wie wir überhaupt denken“, so Vossenkuhl. Erst wenn das „Wie“ geklärt sei, habe man eine Chance, das „Warum“ zu finden.
Vossenkuhl beleuchtete auch die unterschiedlichen Herangehensweisen von Hirnforschern und Philosophen an das Thema. „Beide Bereiche sind dabei wichtig und miteinander verknüpft. Man sollte sie nur nicht vermischen“, so der Philosoph.
Vor dem Vortrag von Vossenkuhl wurden die 24. Wissenschaftstage von Sparkassendirektor Carlo Grün eröffnet. Neben Dieter Schröder, Leiter des Ulricianum Aurich, sprach die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags, Gabriele Andretta, einige Grußworte. Die Auricher Schüler Jan Trebesch und Meint-Hilmar Broers berichteten außerdem über ihr Forschungsprojekt auf der Insel Trinidad.
Auf dem Programm der Wissenschaftstage stehen bis zum 14. März acht weitere hochkarätige Vorträge.
Folgende Vorträge beginnen – wenn nicht anders angegeben – um 19.30 Uhr im Auricher Güterschuppen:
17. Februar: Prof. Dr. Federico Foders zum Thema Demografie und Bildung.
18. Februar: Prof. Dr. Claudia Stolle referiert zum Thema Magnetfeld der Erde.
19. Februar: Menschen und Meer – die Zukunft der Ozeane ist das Thema von Prof. Dr. Martin Visbeck.
20. Februar: Prof. Dr. Henrik Mouritsen spricht zum Thema Vogelzug und das Magnetfeld der Erde.
24. Februar: Zoonosen – Das unterschätzte Gesundheitsrisiko ist das Thema von Prof. Dr. Lothar H. Wieler.
25. Februar: Prof. Dr. Kai Kappel spricht über die Anfangsarchitektur in der Besatzungszeit und in der frühen Bundesrepublik.
27. Februar: Ab 10 Uhr berichten Schülerinnen und Schüler der BBS 2 und des Ulricianums im Güterschuppen von ihren Aufenthalten in wissenschaftlichen Instituten.
3. März: Im Landschaftsforum der Ostfriesischen Landschaft spricht ab 19.30 Uhr Dr. Susanne Kubersky-Piredda über Funktion und Bedeutung der Nationalkirche im Rom der frühen Neuzeit.
14. März: Dr. Dirk Sievertsen referiert über die Vermittlung des Germanenbildes von 1871 bis 1945.
Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.