Logo der Berufsbildenden Schulen 2 Aurich

Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

Logo des Ulricianums

Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 5. Mai 2013, S. 9 [1]

Auricher Schüler durften mit Forschern in den Tropen arbeiten

BILDUNG Stipendium der Wissenschaftstage: Verhaltensforschung bei Guppys im Inselstaat Trinidad und Tobago

Jan Trebesch und Meint-Hilmar Broers haben vier Wochen lang das Verhalten der Fische analysiert.

Foto der beiden Stipendiaten mit Dr. Rudolf Seiters, 16 k

Meint-Hilmar Broers (links) und Jan Trebesch (rechts) überraschten den Schirmherrn ihrer Expedition, Dr. Rudolf Seiters, mit einem Mitbringsel. (Bild: Kabernagel)

AURICH / UTE - „Sehr interessant“ klingt als Urteil aus dem Mund von Jugendlichen normalerweise sehr ironisch. Jan Trebesch und Meint-Hilmar Broers brechen die Regel. Die beiden Gymnasiasten aus Aurich sagen oft „sehr interessant“, klingen dabei ernsthaft begeistert und haben dafür wahrlich einen guten Grund: Die beiden waren vier Wochen lang auf Expedition im Regenwald.

Ermöglicht über die Auricher Wissenschaftstage, haben sie von Mitte März bis Mitte April vor der Küste Venezuelas im kleinen Inselstaat Trinidad und Tobago ein Forscherteam um Professor Jens Kruse vom Leibniz-Institut Berlin bei der Arbeit unterstützt. Ihre Aufgabe: das kollektive Verhalten von Guppys untersuchen. Die Zierfische sind in den Tropen zu Hause.

Von ihren Erfahrungen haben Broers, 22 Jahre, und Trebesch (16) jetzt Dr. Rudolf Seiters berichtet. Er war Schirmherr der Expedition und fast ein kleines bisschen neidisch. Mit Blick auf die Chance, sich mit einem ungewöhnlichen Wissenschaftszweig zu beschäftigen und zudem wissenschaftliche Arbeitsweisen kennenzulernen, gestand Seiters ein: „Ihr seid zwei Glückspilze.“

Das sehen die beiden genauso. Dabei mussten sie im Urlaubsparadies Trinidad und Tobago richtig ran. „Wir haben sehr viel gearbeitet, nebenbei aber auch 1000 andere Erlebnisse gehabt“, sagte Broers, Schüler der Berufsbildenden Schulen. Täglich mussten die beiden mit dem Team zwei Stunden zu Fuß bergauf zu einem Fluss wandern. Dort haben sie Guppys markiert, deren Lebensraum verändert, beobachtet, wie das die Fische beeinflusst, die Ergebnisse dokumentiert und die Daten eingegeben. „Wir waren nicht nur Helfer.“ Die Auswertung der Guppy-Forschung dauert. Erst in ein bis anderthalb Jahren soll sie publiziert werden. „Das hat uns auch erstaunt“, erklärte Trebesch, der das Gymnasium Ulricianum besucht.

Grob zusammengefasst lässt sich aber unter anderem sagen: Je weniger Platz, umso aggressiver die Guppys. Die beiden berichteten von Beißhierarchien, von Macho-Fischen und von Fisch Nummer 8 – einem Opfer, das ihnen irgendwie Leid getan hat. Broers: „Wenn man sich vier Wochen lang damit beschäftigt, wird man auch ein bisschen verrückt.“

Seiters beeindruckte, dass Fische ein Sozialverhalten an den Tag legen. „Das ist interessant. Im normalen Leben denkt niemand darüber nach.“ Die Stipendien der Wissenschaftstage sollen dazu beitragen, Gymnasiasten bei der Berufswahl zu unterstützen.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

[Zurück zum Text]

Seitenanfang