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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 4. März 2013, S. 14 [1]

Launige Physikstunde über eine Schiffskatastrophe

VORTRAG Bei den Auricher Wissenschaftstagen ging es am Freitag um den Untergang der „Titanic“

Locker und kompetent beleuchtete Metin Tolan das Schicksal des Luxusdampfers, der 1912 im Atlantik versank.

AURICH / NI - Ein Hauch von großem Kino tat sich am Freitagabend bei den Auricher Wissenschaftstagen im Güterschuppen auf. Die „Titanic“-Hymne erklang, und manch einer im Publikum erinnerte sich wohl an die filmische Schiffs- und Liebestragödie mit Kate Winslet und Leonardo di Caprio. Professor Metin Tolan von der Universität Dortmund wollte an diesem Abend jedoch keinen Kinoaufguss der Schiffskatastrophe von 1912 präsentieren. Es ging um Physik.

Unter der Überschrift „Titanic – mit der Physik in den Untergang“ versuchte der Experimentalphysiker das Unglück wissenschaftlich zu ergründen. Dabei präsentierte der Wissenschaftler sich in Aurich nicht nur als großer „Titanic“-Kenner, sondern auch als glänzender Unterhalter, der mit seiner lockeren Art für eine kurzweilige Physikstunde sorgte.

Von Anfang an räumte der Physiker mit einigen Mythen und Theorien auf, die immer noch über das Schicksal des Luxusdampfers, der in der Nacht auf den 15. April 1912 auf seiner Jungfernfahrt einen Eisberg rammte und im Atlantik versank, herumgeistern. So werde dem Kapitän der „Titanic“ Fahrlässigkeit bei der Wahl der Route vorgeworfen, die zum Unglück geführt habe. „Das ist haltlos“, so Tolan. John Smith sei einer der erfahrensten Kapitäne der damaligen Zeit gewesen.

„Die ,Titanic‘ ist optimal gesunken“
Metin Tolan

Sein Resümee: Die Besatzung habe unter den gegebenen Umständen richtig gehandelt, und das Schiff sei „optimal gesunken“. Man habe das eindringende Wasser im Schiff verteilt, um so eine Schräglage der Titanic zu vermeiden. So habe man für die Evakuierung der Passagiere bis zuletzt Strom und Licht zur Verfügung gehabt, berichtete der Hochschullehrer. Die asymmetrische Gewichtsverteilung habe dann zum Auseinanderbrechen des Schiffes und zum Untergang geführt.

Die einzige Möglichkeit, den Untergang zu verhindern, wäre gewesen, frontal in den Eisberg zu steuern. Unerklärlich bleibe für ihn aber, warum der Eisberg erst so spät bemerkt worden sei. Vielleicht habe es sich um das seltene Exemplar eines so genannten blauen Eisberges gehandelt, der nachts noch schwieriger zu erkennen sei als am Tag. Als vorbildlichen Rettungsversuch bewertete Tolan dennoch das gescheiterte Manöver, den Eisberg in letzter Minute in voller Fahrt zu umfahren, umso <sic> einen Zusammenstoß zu verhindern.

Den entscheidenden Grund für die Schiffskatastrophe sah der Physiker in der zu geringen Zahl von Rettungsbooten: Luxus ging auf dem Schiff vor Sicherheit. Zudem galt die „Titanic“ als unsinkbar.

Die Jungfernfahrt der „Titanic“ endete tragisch mit dem Tod von 1500 Menschen. Für Metin Tolan ging der Abend in Aurich gut aus, und es gab langanhaltenden Beifall für eine recht launige Physikstunde.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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