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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesen-Zeitung vom 20. Februar 2012, S. 11 [1]

Forscher berichtete: So lernt das Gehirn Neues

VORTRAG Professor Mark Greenlee referierte bei den Auricher Wissenschaftstagen

Der ehemalige Oldenburger Hochschullehrer erzählte von Untersuchungen an Probanden. Dabei kamen Kernspintomographen zum Einsatz.

Von Günther Niet

Foto von Professor Mark Greenlee, 20k

Professor Mark Greenlee bei seinem Vortrag im Auricher Güterschuppen am Freitagabend. (Foto: Niet)

AURICH - Wie erwirbt das Gehirn neues Wissen und wie geht es mit diesen Informationen um? Diese Frage stieß am Freitagabend bei den Aurichern Wissenschaftstagen auf großes Interesse. Beim Vortrag von Professor Dr. Mark Greenlee von der Uni Regensburg zum Thema „Wie das Gehirn Neues lernt“ war der Güterschuppen restlos gefüllt.

Der gebürtige US-Amerikaner leitet an der Uni das Institut für Psychologie und hat sich in der Forschung mit dem perzeptuellen Lernen und den damit einhergehenden Abläufen im Gehirn beschäftigt. Als perzeptuelles Lernen wird der Erwerb neuer Fähigkeiten der Wahrnehmung oder der Verbesserung der Wahrnehmungsqualität bezeichnet.

In Experimenten habe man untersucht, wie sich das Gehirn auf neue Aufgaben einlässt und welche Hirnaktivitäten dabei ablaufen, erläuterte Professor Greenlee.

„Wahrnehmungslernen ist reizspezifisch angelegt“ und erweise sich als sehr dauerhaft, so der ehemalige Oldenburger Hochschullehrer. Durch Kernspinuntersuchungen bei Probanden habe man nachweisen können, dass sich die Aktivitäten der Gehirnregionen verändern, die an der Betrachtung und Bewertung komplexer Bewegungs- und Zahlenmustern beteiligt waren.

Anfänglich erhöhte Aktivitäten der Nervenzellen im Gehirn gingen immer mehr zurück, je vertrauter und gewohnter die Aufgabenmuster für die Probanden wurden und je mehr die intellektuelle Leistung gesteigert wurde, so die Untersuchungsergebnisse. Training bewirke Lernzuwachs und stabilisiere die Leistungen der studentischen Versuchspersonen über viele Monate, wie Experimente gezeigt hätten. Das pädagogische Mittel des Feedbacks habe sich als negativ und hemmend auf den Lernerfolg der Studenten ausgewirkt, berichtete der Psychologe. Probanden, die ständig Auskünfte über die Qualität ihrer Arbeit erhielten, zeigten eine schlechtere Lernleistung als diejenigen ohne jede Rückmeldung. Ein Feedback könne nur bei einfachen Aufgabenmustern positiv auswirken.

Perzeptuelles Lernen werde auch bei Patienten mit Gesichtsfeldausfällen nach einem Schlaganfall eingesetzt. Durch ein systematisches Wahrnehmungsprogramm könnten Betroffene wieder einen größeren Überblick und eine bessere Lesefähigkeit erzielen. Die Patienten lernten, den Gesichtsfeldausfall durch Blickbewegungen zu ersetzen und zu kompensieren.

Zum Schluss gab der Referent den Zuhörern noch eine kleine Lebenshilfe mit auf den Nachhauseweg: Kognitiv und körperlich fit bleiben, sei die beste „Medizin“ fürs Gehirn.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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