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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesen-Zeitung vom 9. Februar 2012, S. 20 [1]

Schlechte Aussichten für das Meereis

FORSCHUNG Die Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts sprach bei den Auricher Wissenschaftstagen

Der Klimawandel sorgt für Veränderungen in den Polarregionen. Bis Ende des Jahrhunderts könnte die Arktis im Sommer eisfrei sein.

Von Günther Niet

Foto eines Eisbergs (Bildrechte bei der DPA), 16k

Ein Eisberg im Fjord von Narsaq (Grönland): In den Polarregionen sind die Auswirkungen des Klimawandels jetzt schon spürbar. (Foto: DPA)

AURICH - Der Vortrag von Professor Dr. Karin Lochte über den Klimawandel in den Polarregionen bei den 22. Auricher Wissenschaftstagen, die am Dienstagabend in der Auricher Sparkasse eröffnet wurden (die OZ berichtete), passte zu den eisigen Temperaturen draußen vor der Tür. Doch man sollte wegen dieser Kälteperiode den Treibhauseffekt nicht vergessen, schränkte die Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven ein: „Diese extreme Kälte bei uns ist eine Auswirkung der rasanten Veränderung im Polareis.“

Die Zukunft des arktischen Meereises stufte die Meeresbiologin als nicht rosig ein. Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) sei bislang zu wenig verringert worden, erläuterte die Wissenschaftlerin. Sollte die globale Erderwärmung unvermindert weitergehen, werde es Ende des Jahrhunderts in den Sommermonaten kein Eis mehr in der Arktis geben. Nach den Worten von Lochte steigt die Erwärmung in der Arktis doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt.

Die Eisdecke des nordpolaren Meereises habe seit Mitte der 1970er Jahre ständig abgenommen. Habe man 1991 noch eine Dicke von 2,5 Meter gemessen, so sei das Eis 2007 nur noch ein Meter dick gewesen. „Die Arktis ist ein sensibles Frühwarnsystem für den Klimawandel.“

Zudem wirke die helle Eisdecke auf dem Meer wie ein Spiegel, der die Wärme von der Erde ins All reflektiere. Da immer mehr Eis verschwinde, werde durch die dunkle Wasserfläche inzwischen 80 Prozent der Wärme auf der Erdoberfläche zurückgehalten und nur noch 20 Prozent zurückgegeben, berichtete die Polarexpertin. Dadurch schmelze das Grönlandeis weiter, und der Meeresspiegel steige weiter an.

Auch die beginnende Schmelze in der Permafrostregion mache sich dort schon deutlich bemerkbar. Die Erosion verursache Schäden an Gebäuden und setze Methan frei, eines der schlimmsten Klimakiller, sagte Karin Lochte.

Am Ende des Vortrags gab es eine Direktschaltung in die Antarktis zur Neumayer-III-Station des Alfred-Wegener-Instituts. Besucher der Veranstaltung hatten Gelegenheit, sich mit den Leitern des Forschungsteams zu unterhalten und Fragen zu ihrer Arbeit zu stellen.

Die Vorträge

Die nächsten Vorträge im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage finden nicht, wie gestern irrtümlich angekündigt, im Güterschuppen, sondern in der neuen Aula der Berufsbildenden Schulen (BBS) statt. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.

Heute wird Prof. Dr. Karl Stahr von der Universität Hohenheim zum Thema „Unsere Böden, die Haut der Erde“ sprechen. Am Freitag lautet das Thema „Placeboeffekte – warum Therapien ohne Wirkstoff helfen“. Referenten sind Dr. Karin Meisner und Dr. Niko Kohls von der Universität München. Um „Schwarmintelligenz“ geht es am Freitag, 24. Februar, in der BBS-Aula. Zu Gast ist Prof. Dr. Jens Krause vom Leibniz-Institut für Gewässer-Ökologie in Berlin.

Im Güterschuppen finden folgende Vorträge statt: „Gianlorenzo Bernini – Künstlerfürst und Anarchist“ (Prof. Dr. Arne Karsten, Bergische Universität Wuppertal, 16. Februar, 19.30 Uhr), „Wie das Gehirn Neues lernt“ (Prof. Dr. Mark Greenlee, Universität Regensburg, 17. Februar, 19.30 Uhr), „Stipendiaten berichten von ihren Aufenthalten in wissenschaftlichen Instituten“ (24. Februar, 9 Uhr), „Der mündige Bürger und sein Staat. Wer verantwortet was?“ (Prof. Dr. Nikolaus Knöpffler, Universität Jena, 1. Juni, 19.30 Uhr).

Einlasskarten gibt es in den Sekretariaten der BBS 2 (Tel. 04941/925202) und des Ulricianums (Tel. 04941/922822).

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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