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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesen-Zeitung vom 26. Februar 2011, S. 27 [1]

Fasziniert vom Fliegengehirn

VERANSTALTUNG Neurobiologe berichtet von seiner Arbeit

Prof. Dr. Alexander Borst hielt auf den Auricher Wissenschaftstagen einen Vortrag.

Von Günther Niet

Foto von Prof. Dr. Alexander Borst während seines Vortrags bei den 21. Auricher Wissenschaftstagen, 7k

Alexander Borst

AURICH / NI - Uns sind sie im Alltag eher lästig, und wir schlagen gleich mit der Fliegenklatsche nach ihnen. Doch für Neurobiologen wie Prof. Dr. Alexander Borst sind die Schmeißfliege und die Fruchtfliege Gegenstand interessanter wissenschaftlicher Studien. Sie versuchen, die Abläufe und Vorgänge im Fliegengehirn zu entschlüsseln und zu erfahren, wie dort Bewegungen verarbeitet werden.

„Fliegen haben sogar zwei Gehirne“, verriet er bei seinem Vortrag bei den Auricher Wissenschaftstagen. Sie besäßen einen Geruchssinn und könnten Farben unterscheiden. Der Wissenschaftler sprach zum Thema „Das Fliegenhirn – besser als jeder Computer“.

Wenn auch im Vergleich zum Menschen eine Fliege mit einer Million nur wenige Nervenzellen besäße, so könnten die winzigen Gehirne im Bruchteil einer Sekunde Bewegungen mit einer unglaublichen Präzision verarbeiten. So schnell sei heute kein Computer, sagte der Leiter der Abteilung für Neuronale Informationsverarbeitung am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried.

Bereits in den 1950er Jahren habe man ein mathematisches Modell entwickelt, um zu beschreiben, wie Bewegungen im Gehirn von Fliegen erkannt und verarbeitet werden, führte der Wissenschaftler weiter aus. Jetzt habe man auch die technischen Möglichkeiten, das Nervensystem der Fliege mit seinem „Schaltplan“ zu untersuchen und zu entschlüsseln.

Mit Hilfe modernster genetischer Methoden und der Injektion unterschiedlicher Farbstoffe in die einzelnen Nervenzellen könne man deren Aktivitäten auf bestimmte Umweltreize im Fliegenhirn sichtbar machen. Mit neusten Mikroskopie-Methoden könne man die Zellen im Gehirn beobachten, die für das Bewegungssehen zuständig seien.

Man habe auch herausgefunden, dass die Nervenzellen der Fliegen auf den sogenannten optischen Fluss reagierten. Dieser könne bei Menschen unter anderem die Illusion vermitteln, in der Achterbahn zu sitzen, obwohl man die Achterbahn nur im Kino auf der Leinwand erlebe, erklärte Borst. Am Ende habe man die Erkenntnisse zum Bau eines „Quadrokopters“ benutzt, auch wenn der Flügelschlag der Fliege bei dem Fahrzeug noch nicht nachempfunden werden konnte.

Zu Beginn der Veranstaltung hatten Jannes Müller und Henning Detmers von den Berufsbildenden Schulen 2 über ihr Stipendium berichtet. Sie hatten ein Praktikum am Kunsthistorischen Max-Planck-Institut in Florenz gemacht.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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