Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 4. Februar 2010, S. 21 [1]
Von Günther Niet
AURICH - Wissenschaft kann interessant und spannend sein. Sind Naturwissenschaften aber auch romantisch? Eindeutig ja, stellte der Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Ernst Peter Fischer von der Universität Konstanz beim Auftakt der Auricher Wissenschaftstage am Dienstagabend in der Kundenhalle der Sparkasse Aurich/Norden fest. Dabei dürfe man Romantik aber nicht mit Gefühlsschwärmereien bei Kerzenschein und Rotwein verwechseln. „Hier geht es um die geistige Gegenbewegung im 17./18. Jahrhundert gegen die Physik des Isaac Newton und seinen universellen Anspruch, alles als eindeutig richtig und wahr erklären zu können“, so der Referent. Zu diesem Totalanspruch der Newton’schen Physik hätten seinerzeit Forscher und Literaten wie E.T.A. Hoffmann eine Gegenposition entwickelt, sagte der Naturwissenschaftler vom Bodensee in seinem Vortrag „Wie romantisch ist die Wissenschaft?“.
Dabei habe für die Romantiker die Welt der Werte Vorrang vor der Welt der Tatsachen. Die Polarität im Denken sei für das romantische Wissenschaftsverständnis die Grundlage für neue Erkenntnisse, führte Fischer weiter aus. Zu allen Entdeckungen und Beobachtungen müsse auch immer das Gegenteil untersucht werden. Die Erfolge der Naturwissenschaft seien letztlich ein Verdienst der romantischen Epoche, so Fischer. Als Beispiel nannte er den Physiker Michael Faraday. Dieser habe gezeigt, dass elektrischer Strom eine Magnetnadel bewege, dieser Magnet im Gegenzug auch wieder Strom erzeuge. „Für die romantische Sichtweise hat jede Sache immer zwei Seiten“, so Fischer.
Seit 20 Jahren gibt es, wie berichtet, inzwischen die Wissenschaftstage. Anlass für den niedersächsischen Ministerpräsidenten ChristianWulff (CDU), zur Eröffnungsveranstaltung zu kommen. Der Rat der Wissenschaft werde in allen Lebensbereichen immer wichtiger, um brennende Probleme zu lösen und zu bewältigen, so Wulff.
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