Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 23. Februar 2009, S. 11 [1]
Von Günther Niet
Referierte bei den Auricher Wissenschaftstagen: Franz Ossing (Bild: Niet)
AURICH - Es war einer der kürzeren, aber nicht minder informativen Vorträge bei den Auricher Wissenschaftstagen. Rund 45 Minuten benötigte der Diplom-Meteorologe Franz Ossing vom Deutschen Geoforschungs-Zentrum (GFZ) in Potsdam, um kurzweilig und interessant über das etwas trocken anmutende Thema „Kunst in der Wissenschaft – Wolken, Klima und Geologie in der Malerei“ zu referieren.
Naturwissenschaften und Kunst haben in der heutigen Zeit nach Ansicht des Meteorologen kaum etwas miteinander zu tun. „Sie leben nebeneinander her und führen streng getrennte Leben.“ Dabei gäbe es durchaus Berührungspunkte und Dialogmöglichkeiten zwischen den beiden Kulturbereichen, um Einsichten in unterschiedliche Arbeitsweisen zu erhalten, aber auch Gemeinsamkeiten zu entdecken. „Schließlich denken ja alle, und dazu zählen auch die Naturwissenschaftler, letztlich in Bildern“, so der Wetterexperte im Auricher Güterschuppen.
Die Ursache für die heutige straffe Trennung von Kunst und Wissenschaft sieht Ossing vor allem in der modernen Arbeitsteilung mit der zunehmenden Spezialisierung. „Das war nicht immer so“, wie der Meteorologe weiter ausführte. Anhand von Beispielen aus der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts zeigte der Referent die vielfältige Beziehungen zwischen den geologischen Wissenschaften und der Kunst auf. Während der so genannten „Kleinen Eiszeit“ hätten die niederländischen Landschaftsmaler sofort diese Klimaveränderung als Thema aufgegriffen und Wetter und Klima in ihren Bildern dargestellt. Die häufige Abbildung von Winterlandschaften und Eisflächen belegten dies.
Heute wisse man, dass in den Gemälden von „Rembrandt und Co“ Wolken, Klimaelemente und Geologie überwiegend stimmig seien. „Doch ein Landschaftsgemälde kann nicht als Klimaarchiv dienen“, stellte Ossing in seinem Vortrag klar, weil das Bild eben keine Durchschnittswerte des europäischen Wetters liefere.
Die Landschaftsporträts der niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts seien keine reinen linearen Abbildungen realer Landschaften, sondern Kompositionen aus einigen realistischen Naturelementen. Aus den Klima- und Wetterdarstellungen ließen sich aber keine direkten meteorologischen Folgerungen und Rückschlüsse ziehen. Dennoch werde der Informationsgehalt eines Gemäldes erst in den gemeinsamen, aber doch unterschiedlichen Sehweisen von Naturwissenschaft und Kunst erschlossen und erklärt, so Ossing.
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