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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Artikel in der Ostfriesen-Zeitung vom 2. Februar 2009, S. 12 [1]

Wie Physik unter die Haut gehen kann

BILDUNG Nobelpreisträger referierte bei der Eröffnung der Auricher Wissenschaftstage über Nanotechnik

Professor Peter Grünberg ließ sich auch von einem defekten Beamer nicht aus dem Konzept bringen.

Von Günter Niet

Foto von der Eröffnungsveranstaltung 2009, 36k

Im Foyer der Sparkasse wurden am Freitagabend die 19. Auricher Wissenschaftstage eröffnet. (Bilder: Ortgies)

AURICH - Auch der Nobelpreis in Physik half Professor Dr. Peter Grünberg nicht, als bei seinem Vortrag zur Eröffnung der 19. Wissenschaftstage in der Sparkasse in Aurich sein Computer ausfiel. Als die Festplatte des Computers auf halber Strecke versagte und dadurch auch der Beamer ausfiel, musste Grünberg seinen Vortrag zum Thema „Magnetismus in Nanostrukturen – von der Physik zur Medizin“ unfreiwillig abkürzen.

Ohne Grünbergs Forschung wäre die heutige Computergeneration mit ihren Gigabytes nicht denkbar. Bereits 1988 entdeckte er den „Riesenmagnetowiderstand“, der heute fast in jedem Computer sitzt und die Speicherfähigkeit der Festplatten drastisch erhöht. Für diese Erfindung erhielt er 2007 zusammen mit seinem französischen Kollegen, Albert Fert, den Nobelpreis für Physik.

Doch der knapp 70-jährige Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich nahm die Panne gelassen. Er erklärte seinem Publikum, wie sich magnetische Eigenschaften von Materialien gezielt durch Nano-Strukturen auf der Oberfläche beeinflussen lassen. Dieser Nanomagnetismus ermögliche auch die Entwicklung neuerer und hochwertiger Sensoren für den medizinischen Bereich. So könne man durch diesen Effekt Medikamente in Form von Tropfen oder Tabletten auch in tiefere Hautschichten haargenau einführen, sagte der Wissenschaftler.

Für einen hohen Unterhaltungswert sorgte an diesem Abend Carlo Grün, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse-Aurich-Norden. In seiner launigen Rede, gespickt mit Zitaten von Voltaire über Tucholsky bis hin zum neuen US-Präsidenten, analysierte Grün scharfsinnig die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise und nahm auch die eigene Banker-Zunft aufs Korn. Mit Ironie und Galgenhumor geißelte der Auricher Banker den Turbo-Kapitalismus und die „Ackermänner dieser Welt“, die in ihrer götzenhaften Verehrung von Geld und Macht jegliches Gewissen und Maß an Verantwortung für das Gemeinwohl verloren hätten. Doch jetzt werde nach dem Staat gerufen, der zuvor immer als Störenfried im globalen Kapitalgeschäft belächelt worden sei. Die Krise und die Konjunkturprogramme würden aber immerhin der Bildung einen kleinen Geldsegen beschweren, konnte Grün der Lage noch etwas Gutes abgewinnen. Die Auricher Wissenschaftstage würden auch künftig von der Sparkassen-Stiftung gefördert werden, sagte der Sparkassenchef.

Offiziell eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe am Freitagabend von Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann. Sie lobte insbesondere das Stipendiatenprogramm der Wissenschaftstage, das es Oberstufenschülern ermögliche, Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten zu gewinnen. Danny Kels und Stefan Nagel von der BBS II hatten zuvor über ihr Praktikum am Max-Planck- Institut für Radioastronomie in Bonn berichtet. Auch Rüdiger Meyer, ehemaliger Auricher Gymnasiast und Stipendiat, zog eine positive Bilanz über sein bisheriges Medizin-Studium in Hamburg.

Veranstaltet werden die Wissenschaftstage von den BBS II und dem Ulricianum.

Programm

Einen Vortrag zu „Kostümstrategien im Bild“ hält am Donnerstag, 5. Februar, Dr. Philipp Zitzlsperger von der Berliner Humboldt-Universität. Am Freitag, 6. Februar, referiert Professor Jörg Rüpke von der Universität Erfurt über das Thema „Ritual, Kult und Religion“. Am 13. Februar folgt ein Beitrag von Professor Susanne Siebentritt von der Universität Luxemburg zur Photovoltaik. Das weitere Programm steht unter www.auricher-wissenschaftstage.de.

Die Veranstaltungen finden im ehemaligen Güterschuppen jeweils um 19.30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Die Auricher Wissenschaftstage enden am 22. Juni.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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