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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 12. März 2018, S. 4 [1]

Schlaf macht nicht nur schön

Vortrag bei Wissenschaftstagen machte deutlich: Das Gehirn ist nachts sehr aktiv

Foto von Prof. Dr. Andreas Bauer bei seinem Vortrag bei den 28. Auricher Wissenschaftstagen, 24 k

Professor Dr. med. Andreas Bauer (Fo­to: Vortanz)

hvo Aurich. Jeder Mensch muss schlafen, daran besteht kein Zweifel. Doch warum das so ist, darüber klärte Professor Dr. med. Andreas Bauer, Direktor des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin, am Freitagabend auf. Im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage hielt er einen Vortrag zum Thema „Warum wir schlafen müssen“ und gab den Zuhörern im gut gefüllten Foyer des Ulricianums einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Schlaf- und Gehirnforschung.

Etwa ein Drittel unserer Lebenszeit verbringen wir schlafend. Doch das ist keine vertane Zeit. Das merken wir sehr schnell, wenn uns der Schlaf entzogen wird oder wir aus anderen Gründen nicht zu der gewohnten Zeit und im üblichen Umfang Ruhe finden. Dabei ist wissenschaftlich widerlegt, dass es sich beim Schlaf um eine reine Ruhephase handelt. Aussagen wie „Wir schlafen, weil wir müde sind“ oder „Ich brauche meinen Schönheitsschlaf“ sind aus Sicht des Referenten zu einfach, um das Phänomen des Schlafens zu erklären.

„Eigentlich wissen wir bis heute noch nicht genau, warum der Schlaf so lebenswichtig ist“, musste der Gastredner eingestehen. Aus Sicht der Forschung gibt es jedoch zwei Kernthesen: „Im Schlaf wird das Nervenwachstum angeregt, wodurch Informationen im Gehirn verankert werden. Ohne Schlaf kann man nicht lernen.“ Und: „Im Schlaf werden Stoffwechselprodukte des Gehirns entsorgt und die Bedingungen für die lebenslange Anpassung an die Umwelt optimiert.“ Vereinfacht dargestellt, bedeute das: Die Flut von Informationen, die täglich auf den Menschen einwirken, wird zunächst in einem bestimmten Bereich des Gehirns zwischengelagert. Während der Tiefschlafphase, wenn keine äußeren Einflüsse mehr hinzukommen, werden diese Eindrücke abgerufen und mit den bisherigen Lebenserfahrungen verknüpft. Das dauere bei einem Kleinkind erheblich länger als bei einem Erwachsenen, da fast alle Eindrücke neu sind und entsprechende Netze erst gebildet werden müssen. Darum schläft ein Säugling bis zu 16 Stunden und Erwachsene nur noch die Hälfte.

Mit der Aufnahme immer neuer Informationen im Laufe der Wachphase sei ein stetiges Wachstum der Nervenzellen verbunden. Da das Gehirn aber in einer festen Schale sitze und nicht unbegrenzt weiter wachsen könne, müssten auch Nervenzellen nach Verarbeitung der darin enthaltenen Informationen absterben. Diese Stoffe werden während der Schlafphase mit dem Nervenwasser aus dem Gehirn abtransportiert. Zusätzlich habe der Körper im Schlaf die Möglichkeit, Hormone und das Immunsystem zu regenerieren, um so das gesunde Gleichgewicht zu erhalten, erklärte Bauer.

Eröffnet wurde der Abend von zwei Schülern des Ulricianum. Anakin Aden und Steffen Henninger berichteten über ihr Praktikum am Forschungszentrum Jülich. Als Stipendiaten der Auricher Wissenschaftstage hatten sie Gelegenheit, im Institut für Neurowissenschaften und Medizin zu arbeiten.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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