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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 5. März 2018, S. 5 [1]

Suche nach bestem Medikament

Moderne Diagnostik: Professor Geyer sprach bei Auricher Wissenschaftstagen über die Therapie von morgen

Foto von Professor Dr. Matthias Geyer bei seinem Vortrag bei den 28. Auricher Wissenschaftstagen, 24 k

Professor Dr. Matthias Geyer referierte über personalisierte Me­di­zin. (Foto: Mittelstaedt)

jm Aurich. Die sogenannte translationale Forschung stand im Mittelpunkt des Vortrags von Professor Dr. Matthias Geyer, der am Donnerstag im Rahmen der Wissenschaftstage im Auricher Güterschuppen vor 200 Besuchern der Frage nachging, wie die personalisierte Medizin die Therapie von morgen verändert. Die personalisierte Medizin ist ein Behandlungs­konzept, das Patienten schneller zu einer für sie geeigneten Therapie verhelfen kann. Mit diesem Behandlungskonzept will die Forschung das beste Medikament für den Patienten finden. Es beruht im hohen Maße auf moderner Diagnostik.

„Der Mensch hat“, so Geyer, „nur 20 000 Gene.“ Das sei nicht besonders viel. Manche Pflanzen hätten deutlich mehr. Aber natürlich passierten im komplexen menschlichen Körper noch viele weitere Prozesse, die steuernd in das Wachstum und die Entwicklung von Zellen eingreifen. Die könne man erforschen. Beispielsweise führe die überzogene Aktivität bestimmter Proteine zu starkem Zellwachstum. So könnten sich Tumore entwickeln. Wenn man den biologisch-genetischen Hintergrund bei einem Patienten erkannt habe, könne man diesen bei der Behandlung und Therapie berücksichtigen. „Dann kann Medizin für einen Menschen individuell gebaut werden.“ So sei etwa bei Lungenkrebs die Therapie sehr viel passgenauer. Behandlungserfolge würden größer und Nebenwirkungen bei der Behandlung könnten dabei deutlich verringert werden. Der Referent des Abends hat Physik in Kiel, Bonn und Heidelberg studiert, promovierte am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg zum Thema Biophysik und erhielt schließlich seine Habilitation in Biochemie.

Seit dem Jahr 2014 arbeitet Geyer an der Universität Bonn im Institut für angeborene Immunität und gehört seit 2015 zum Exzellenzcluster „Immuno Sensation“ für strukturelle Immunologie. Geyer nutzt mit seinem interdisziplinär zusammengesetzten Team aus Ärzten, Chemikern, Biologen, Informatikern und Physikern eine Vielzahl biochemischer Methoden, um die Wechselwirkungen in den Zellen zu erforschen und zu verstehen. Ziel sei dabei eine bessere, maßgeschneiderte Behandlung von kranken Menschen, sagte Geyer. Besonders in der Krebsforschung und der Krebsbehandlung sei das Wissen hilfreich. Auch bestehe die Möglichkeit, bei dieser Forschung Wirkstoffe zu entdecken, „die das Potential haben, Medikamente zu werden“.

Professor Geyer stammt aus Ostfriesland. Er wurde in Sandhorst geboren und hat im Jahre 1984 am Ulricianum sein Abitur gemacht. Insofern, so Geyer, sei das für ihn ein wenig wie nach Hause kommen. Wie immer bei diesen Veranstaltungen übernahmen Stipendiaten die Moderation. Diesmal waren es mit Inken Schulte, Jule Galonska und Emma Liebert drei junge Frauen. Sie hatten im Juli und August des letzten Jahres ein Praktikum im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg absolviert und dort viel über Laborarbeit, Molekularbiologie und Zellbiologie gelernt.

In seinem Vortrag machte Matthias Geyer den anwesenden Schülern Mut, sich für die Naturwissenschaften und letztlich auch für naturwissenschaftliche Studiengänge zu interessieren. Hier gebe es ein großes Potential für spannende Berufe.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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