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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 14. Februar 2018, S. 6 [1]

Licht ins Dunkel der Tiefsee

Zum Auftakt der Auricher Wissenschaftstage sprach Professor Antje Boetius über die nahezu unerforschte Artenvielfalt am Grund der Meere – und welche Ressourcen dort für die Menschheit liegen

Von Helmut Vortanz

Foto von Professor Dr. Antje Boetius auf der Eröffnungsveranstaltung der 28. Auricher Wissenschaftstage 2018, 21 k

Professor Dr. Antje Boetius schlug in Aurich einen Bogen von den Anfängen der Meeresforschung bis hin zu den heutigen Erkenntnissen. (Foto: Vortanz)

Aurich. Mit „Alaaf“ und „Helau“ eröffnete Carlo Grün, der Vorstandsvorsitzende der Sparkassenstiftung Aurich-Norden, am Rosenmontag die 28. Auricher Wissenschaftstage im Foyer der Sparkassenhauptstelle. Auch wenn er sich in seiner Begrüßung der mehr als 300 Gäste stark an die Gepflogenheiten und Bräuche des Rheinischen Karnevals anlehnte, so ließ er doch keinen Zweifel an der Bedeutung der Auricher Wissenschaftstage, die – wie er sagte – dazu beitragen, die Wissenschaft in diese Region zu tragen.

Die Veranstaltungsreihe ist ein Gemeinschaftsprojekt der Berufsbildenden Schulen (BBS) 2 Aurich und des Gymnasiums Ulricianum. Diese Initiative wurde auch von dem Präsidenten der IHK für Ostfriesland und Papenburg, Dr. Bernhard Brons, in seinen Grußworten gelobt. Er warb stark dafür, dass junge Leute wieder in unsere Region kommen und ermutigte die jungen Menschen, viel auszuprobieren und einen gefundenen Weg konsequent weiter zu verfolgen. „Der Kontakt mit der Arbeitsrealität kann nicht ersetzt werden durch Theorien und Vorträge“, sagte er.

Als Hauptrednerin für die Eröffnung hatte das Organisationsteam um Claudia Groen, Josef Antony und Klaus Schüßler eine hochkarätige und international anerkannte Meeresforscherin verpflichten können. Die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Professor Dr. Antje Boetius, hielt einen mit viel Beifall bedachten Vortrag über die Entdeckung der Tiefsee. Sie schlug einen weiten Bogen von den Anfängen der Meeresforschung bis hin zu den heutigen Erkenntnissen und die noch vorhandene Unwissenheit über die Artenvielfalt der Tiefsee.

Die Valvidia-Expedition des Zoologen Karl Chun in den Jahren 1898/99 war die erste Expedition zur Erforschung der Tiefsee. Mit Schleppnetzen, die an einem zehn Kilometer langen Stahlseil hingen, wurden Bodenproben genommen. Die Ausbeute war so riesig, dass die Arbeit an dem 24-bändigen wissenschaftlichen Bericht erst 1940 beendet war.

Mehr Menschen waren auf Mond als in der Tiefsee

Heutzutage wird die Tiefsee mit Tauchbooten erforscht, wobei Roboter die Menschen außerhalb des Bootes ersetzen. Die schwierigen Umstände bei der Arbeit in den Tiefen des Meeres sei auch daran abzulesen, dass inzwischen mehr Menschen auf dem Mond waren als einige Kilometer unter dem Wasserspiegel. Beeindruckend für die Gäste war zu hören, dass die Algen der Tiefsee genau so viel Sauerstoff abgeben, wie alle Bäume auf der Erde. Auch eine Zahl von schätzungsweise zehn Millionen Arten von Tiefseetieren, die noch auf ihre Entdeckung warten, rief ungläubiges Erstaunen bei den Zuhörern hervor.

Abschließend ging die Referentin auf den Umgang mit der Zukunftsressource Tiefsee ein. Sie verwies darauf, dass die Menschheit sich bewusst werden müsse, dass es für angerichtete Schäden in der Tiefsee keine schnelle Heilung gibt. Flächen, die durch Tiefseebergbau in Wüsten verwandelt werden, benötigen laut Dr. Boetius etwa zwei bis drei Millionen Jahre zur Regenerierung.

Die Organisatoren bedankten sich bei der Referentin für den Einblick in die Tiefseeforschung.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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