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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 8. März 2017, S. 5 [1]

Gründe für Kriege gibt es viele

Historiker Dr. Bernd Wegener belegte dies bei den Wissenschaftstagen anhand von Beispielen aus der Geschichte

Von J. Mittelstaedt

Foto von Prof. Dr. Bernd Wegner bei seinem Vortrag auf den 27. Auricher Wissenschaftstagen, 24 k

Der Historiker Dr. Bernd Wegener (Foto: Mittelstaedt)

Aurich. Krieg und Frieden war das Thema bei einer Veranstaltung anlässlich der Wissenschaftstage im Auricher Güterschuppen. Der Vortrag traf auf große Resonanz. 175 Zuhörer waren gekommen und füllten den Saal bis zum letzten Platz. Mit dem Historiker Professor Dr. Bernd Wegner von der Hamburger Hochschule der Bundeswehr hatten die Organisatoren einen ausgewiesenen historischen Kenner von „Kriegsgründen und Kriegsbegründungen“ eingeladen.

Vorher aber, wie immer bei den Vorträgen der Wissenschaftstage, stellten die Schüler Gerrit Post und Tobias Wohlgemuth von der BBS ihr Praktikum vor. Sie waren im vergangenen Jahr für zwei Wochen im „Kunsthistorischen Institut KHI“ in Florenz beschäftigt. Begeistert berichteten die beiden von ihren Aufgaben dort. Und, quasi um zu zeigen, dass sie dort nicht nur im Institut gearbeitet hätten, erzählten sie: „Wir haben in Florenz auch sehr gut gegessen.“

Dann übernahm der Hauptreferent des Abends. „Ich fürchte, mein Thema wird nicht annähernd so schön sein wie der Vortrag gerade“, sagte Wegner zu Beginn. Schon immer in der Geschichte hätten die Mächtigen versucht, Kriege vor ihren Völkern zu begründen. Man wolle ein Land überfallen, aber nicht die Verantwortung übernehmen. „Also verleiht man dem Ganzen einen Anschein von Legitimität.“ Oft würden Kriege als Verteidigungshandlung begründet, auch, um dem eigenen Volk den Krieg „schmackhaft zu machen“. Im Laufe seines Vortrages, einer klassischen Vorlesung mit einem umfangreichen Redemanuskript, lieferte Wegner aus einem großen Wissensfundus immer neue kriegstheoretische und kriegsphilosophische Begründungen aus allen Zeiten der Geschichte.

Kriegsgründe gebe es ja viele. Manchmal seien sie besonders konstruiert, wie das Beispiel der Begründung für den letzten Irak-Krieg gezeigt habe. Auch die Aussage des ehemaligen Verteidigungsministers Peter Struck: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt“, stellte Wegner in diesen Begründungszusammenhang. In der Geschichte und der Begründung von Kriegen habe es die verschiedensten Konstrukte gegeben: Kriege gegen die Feinde des Christentums, zur Absicherung von Kolonien oder, gerade in jüngerer Zeit, als Kampf gegen den Terror. Gerne würde auch ‚Gott‘ dabei bemüht. „Gott mit uns“ stand etwa auf den Koppelschlössern der Wehrmacht-Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Es gebe insgesamt eine große Dehnbarkeit bei den Erklärungen für Krieg und Gewalt. Das hätten etwa auch die Nazis perfekt präsentiert. „Zum Glück hatte Hitler nicht das letzte Wort der Geschichte“, sagte der Referent.

In der abschließenden Fragerunde wurde von einem Zuhörer erklärt, dass man Kriegsbegründungen ja immer „so oder so“ interpretieren und bewerten könne. Dem gegenüber erklärte Wegner, dass sich bei diesem Thema aus der Geschichte viele Mechanismen herausarbeiten ließen, die vergleichbar seien. Auf eine abschließende Frage zum Thema ‚Terrorismus‘ antwortete der Referent: „Wir sollten Terrorismus nicht als Krieg, sondern als Kriminalität ansehen.“

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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