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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 4. März 2017, S. 4 [1]

Wie eine richtige Hand

Auricher Wissenschaftstage: Vortrag über Steuerung von Prothesen über das Gehirn

Von J. Mittelstaedt

Foto vom Vortrag von Prof. Dr. Alexander Gail bei den 27. Auricher Wissenschaftstagen, 38 k

Greift man nur zu einem Glas Milch, löst das im Körper eine komplexe Be­fehls­kette aus. (Fotos: Mittelstaedt)

Aurich. Auch beim Vortrag am Donnerstag im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage ging es wieder um das Thema „Gehirn“. Der Saal im Güterschuppen war mit knapp 100 Zuhörern gut gefüllt. Der Veranstaltungstitel des Vortrages: „Hirn denkt, Prothese lenkt“ drückte prägnant aus, worum es diesmal genau ging. Der Referent Prof. Dr. Alexander Gail beschäftigt sich mit seinem Team an der Universität Göttingen und dem Deutschen Primatenzentrum mit sensomotorischen Prozessen und der Funktionsweise unseres Gehirns. „Ich verstehe mich als Hirn- und Grundlagenforscher“, sagte Gail zu Beginn seiner Ausführungen.

Viele Menschen litten, nach einem Unfall, einem Schlaganfall oder auch aufgrund einer Tumorerkrankung, unter Einschränkungen ihres Bewegungsapparats. Dies würde, insbesondere wenn die Funktion der Hände nicht mehr gegeben sei, die Möglichkeiten von Selbständigkeit natürlich extrem einschränken. So würde schon lange daran geforscht, wie man etwa eine Prothese der Hand über elektrische Impulse an die zuständigen Muskeln im Arm steuern könne, damit beispielsweise das Greifen der künstlichen Finger ermöglicht würde. Der Weg gehe dabei von der Großhirnrinde über das Rückenmark, das die Muskeln im Arm zur Bewegung der künstlichen Hand ansteuere. Der kürzere Weg sei allerdings, direkt im Gehirn Impulse zur Steuerung aufzunehmen. Man könne das, weil „der kranke Mensch eine Vorstellung darüber hat, wie man sich bewegen kann“. Die entsprechenden Schaltvorgänge im Gehirn könne man messen und auch als Impuls für die Nutzung von Prothesen abrufen und ansteuern.

Aufgrund technischer Fortschritte könne dies inzwischen über Funkelektronik gesteuert werden, so dass die Übertragung von Impulsen drahtlos erfolgen könne. Die Messung und auch die Steuerung mit elektrischen Impulsen an das Gehirn seien mit einem chirurgischen Eingriff verbunden, um die entsprechenden Elektroden in die Großhirnrinde einzusetzen. Daher würde dieses Verfahren in Tierversuchen mit Rhesusaffen studiert.

Alexander Gail gelang es sehr gut, das komplexe Thema für die Zuhörer, auch an Hand zahlreicher Schaubilder und kleiner Filmsequenzen, verständlich aufzubereiten. Er erhielt am Schluss langanhaltenden Applaus.

Moderiert wurde der Abend von Tanja Baumann, einer Schülerin der Berufsbildenden Schulen 2 (BBS) aus Aurich. Sie besucht diese Schule im Bereich Ökotrophologie. Baumann hatte im letzten Jahr ein zweiwöchiges Praktikum im „Deutschen Diabetes Zentrum“ der Leibnitz Gesellschaft in Düsseldorf absolviert und berichtete gleich zu Beginn des Abends kurz über ihre dortigen Aufgaben. Insgesamt seien die zwei Praxiswochen eine „interessante und sehr lehrreiche Erfahrung“ für sie gewesen.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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