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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 22. Februar 2017, S. 4 [1]

„Vielfalt der Ozeane fasziniert mich“

ON-Interview: Die Auricher Abiturientin Anna Frühling über ihre Forschungsreise auf dem Schiff „FS Meteor“

Von Jonas Czok

Foto von der Forschungsreise auf der 'Meteor', 51 k

Sie untersucht Wasser auf Tiefe und Temperatur: Anna Frühling (Mitte). (Fotos: privat)

Aurich. Sie war vier Wochen auf dem Forschungs­schiff „FS Meteor“ zwischen Kapstadt und den Falklandinseln unterwegs: Die Auricher Schülerin Anna Frühling. Das war möglich durch ein Stipendium im Rahmen der Auricher Wissenschafts­tage. Die 18-jährige Abiturientin mit Schwerpunkt Geografie, Geschichte und Mathe traf auf dem Schiff auf Wissenschaftler aus Uruguay, Argentinien, Brasilien, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland und Südafrika. Prof. Dr. Martin Visbeck vom Geomar Forschungsinstitut in Kiel leitete die Reise. Die Ostfriesischen Nachrichten haben sich mit Anna Frühling über Phytoplankton, Weihnachten an Bord und Pinguine unterhalten.

Ostfriesische Nachrichten: Sie waren im Dezember und Januar auf dem Forschungs­schiff „FS Meteor“ unterwegs. Wie kam es dazu?

Anna Frühling: Das Schiff ist für die Ozean­forschung unterwegs und dafür interessiere ich mich schon seit jungen Jahren. Als ich von dem Stipendium erfahren habe, habe ich mich sofort darauf beworben.

Was interessiert Sie an der Ozeanforschung?

Die Vielfalt der Ozeane. Ich finde das total faszinierend. Ich habe mich schon immer für Schiffe und Ozeane interessiert. Natürlich ist die ökologische Vielfalt spannend, aber auch die ganzen Prozesse, die im Ozean ablaufen.

Was für Prozesse im Ozean sind das, die Sie spannend finden?

Die Strömungsprozesse beispielsweise. Wie Wellen entstehen, finde ich sehr interessant. Oder den Aufbau mit den unterschiedlichen Schichten. Ein Beispiel: Als wir den 34,5ten Breitengrad verlassen haben, änderte sich die Farbe des Wassers von blau zu grün.

Was haben Sie auf dem Schiff erlebt?

Ich habe das Forschungsteam unterstützt. Wir hatten acht Stunden Schichtdienst pro Tag. Ich bin um 3.30 Uhr morgens aufgestanden. Die Schicht ging von vier bis acht Uhr.

An so eine frühe Zeit muss man sich aber auch erst mal gewöhnen, oder?

Ja, das ging überraschenderweise aber ganz gut. Wir waren immer in Vierergruppen. Nach der ersten Schicht gab’s Frühstück und dann sind wir meist noch ein bis zwei Stunden schlafen gegangen. Danach fand dann die eigentliche Arbeit an den Forschungsprojekten statt.

Weshalb ist es notwendig, so früh am Tag mit den Untersuchungen zu beginnen?

Es ist wichtig, rund um die Uhr zu messen, damit man keine Lücken hat. Außerdem sollte man die begrenzte Forschungszeit auf dem Schiff voll ausnutzen. So eine Forschungsreise ist sehr teuer.

Mit was haben Sie sich da beschäftigt?

Ich habe Phytoplankton mikroskopiert. Das sind kleine Tierchen, die in unterschiedlichen Meerestiefen unterschiedlich oft vorkommen. Die gibt’s in verschiedenen Arten. Wir haben untersucht, welche Arten in welcher Tiefe wie oft vorkommen.

Warum nützt es der Wissenschaft, das herauszufinden?

Die biologische Grundlagenforschung kann damit zum Beispiel Rückschlüsse auf Prozesse des Klimawandels ziehen.

Wie wurden die Proben entnommen?

Mit einem Multinet. Das ist ein Gerät, mit dem man die Planktondiversität messen kann. Dazu musste das Boot anhalten. Dann wurde das Multinet ins Wasser gelassen und konnte die Proben entnehmen. Anschließend haben wir die Proben untersucht.

Was genau haben Sie mit den Proben gemacht?

Wir haben sie zunächst gefiltert. Das war nötig, um Zooplankton und Krill herauszufiltern. Dann haben wir die Probe auf 50 Mikroliter zentriert und unterm Mikroskop angeguckt.

Können Sie so eine Erfahrung, wie Sie sie gemacht haben auch anderen Schülern empfehlen?

Auf jeden Fall. Ich habe dort extrem viel erlebt. Ich hätte sonst nie so tiefe Einblicke in die Ozeanforschung gewinnen können.

Konnten Sie im Anschluss an die Seefahrt noch etwas von den Falklandinseln sehen?

Ja, wir haben eine Pinguin-Tour gemacht. Da sind wir mit dem Bus rumgefahren und haben Pinguine beobachtet. Das war allerdings leider nur ein Tag.

Gab es neben Ihrem wissenschaftlichen Interesse andere Dinge, die Spaß gemacht haben?

Die Gruppe war sehr nett. Ich habe mich mit einer Schülerin aus Kiel sehr gut verstanden. Wir haben zusammen Weihnachten und Silvester gefeiert. Da haben wir einen kleinen Chor gebildet und ein Krippenspiel einstudiert auf dem Schiff. Der Schwerpunkt der Reise war aber natürlich die Forschung.

Das müssen Sie jetzt hier im Interview auch sagen.

(lacht) Das war wirklich so.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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