Logo der Berufsbildenden Schulen 2 Aurich

Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

Logo des Ulricianums

Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 13. Januar 2017, S. 5 [1]

Nobelpreisträger spricht mit Auricher Schülern

Wissenschaftstage: Biologe Bert Sakmann will Jugend für Forschung begeistern

Von Karin Böhmer

Aurich. Bert Sakmann ist der Enkel des früheren Leibarztes des Königs von Siam (heute Thailand). Und er ist seit 1991 Nobelpreisträger für Medizin, weil er eine neue Messmethode für elektronische Ströme an Zellmembranen entwickelt hat. Und er beschließt mit seinem Vortrag über Anatomische und funktionelle Verschaltungen im Gehirn von Nagern am 28. April das diesjährige Programm der Auricher Wissenschaftstage.

Worum es im Vortrag von Sakmann genau gehen wird, verrieten die Organisatoren der Wissenschaftstage Josef Antony, Claudia Groen und Klaus Schüßler gestern noch nicht. Antony nannte aber den Grund, warum Sakmann ohne großes Zögern seine Teilnahme zugesagt hat: Das Konzept der Wissenschaftstage habe den Nobelpreisträger überzeugt, sagte Antony nicht ohne Stolz. Es besteht seit Jahren aus Vorträgen hochrangiger Wissenschaftler zu aktuellen Themen für das allgemeine Publikum und Praktika für Schüler in Forschungseinrichtungen. So sollen die jungen Leute ein lebensnahes Bild von Forschung in der Praxis bekommen und fundierte Entscheidungen für ihre Berufswahl treffen.

Sakmann hält das für sehr sinnvoll. Deshalb machte er zur Bedingung, dass er zusätzlich zum Vortrag mit den Schülern selbst ins Gespräch kommt. Die dürfen sich also auf eine Gesprächsrunde mit dem Spitzenforscher freuen. Sein Thema ist hochaktuell: Am Computer baut er virtuelle Hirnstrukturen auf und hofft so, mehr über die komplexen Denk-Prozesse im menschlichen Hirn zu verstehen. Sein Schüler Henry Markram leitet das Riesenforschungsprojekt Blue Brain, in dem im Computer ein Segment aus der Hirnrinde einer Ratte, eine sogenannte kortikale Säule, nachgebaut wird.

Carlo Grün von der Sparkassen-Stiftung, die die Wissenschaftstage fördert, zog eine humorvolle Bilanz des Programms: „Ich bin begeistert. Von Populismus bis zu den Hirnwindungen von Nagern ist alles dabei.“ In der Tat schlagen die Wissenschaftstage diesmal einen großen Bogen, weit in die Geisteswissenschaften hinein. Der Menschenrechtsaktivist und Theologe Friedrich Schorlemmer referiert bei der Eröffnung über die vielen Facetten der Figur Martin Luther. Der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Jürgen Knaube befasst sich mit Populismus und charismatischen Führern nach dem Konzept des Soziologen Max Weber. Weitere Vorträge befassen sich mit den Gründen und Begründungen für den Ausbruch von Kriegen oder vier Typen von Gläubigkeit oder Ungläubigkeit in modernen Konsumgesellschaften.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

[Zurück zum Text]

Neues | Seitenanfang