Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 21. Mai 2016, S. 4 [1]
Von J. Mittelstaedt
Prof. Dr. Dieter Ebert von der Universität Basel. (Foto: Mittelstaedt)
Aurich. Um das Thema „Mikrobielle Begleiter“ ging es beim letzten Fachvortrag im Rahmen der 26. Auricher Wissenschaftstage im Saal des Güterschuppens. Mit fast 100 Zuhörern war der Saal recht voll. Zunächst bedankte sich Dieter Schröder, Schulleiter des Ulricianum, bei den Organisatoren der diesjährigen Wissenschaftstage (Claudia Groen, Wolfgang Völckner und Josef Antony) mit einem Blumenstrauß. Schröder: „Ich bin sicher, dass es so etwas in Deutschland in dieser Größenordnung kein zweites Mal gibt.“ Wie meist bei den Vorträgen dieser Vortragsreihe stellte sich wieder ein Schüler vor. Juris Striefing hatte ein Praktikum beim Bundestagsabgeordneten Heiko Schmelzle in Berlin gemacht. Nach seinem kurzen Bericht über seine Erfahrungen moderierte er den weiteren Abend und begrüßte mit Prof. Dr. Dieter Ebert, Zoologe am Department Umweltwissenschaften an der Universität Basel, den Vortragenden.
In lockerer Art sagte er zunächst, dass er nach seinen Berechnungen im Saal fünf bis zehn Billiarden Zuhörer in Form von Mikroben begrüße. Denn Menschen kämen niemals allein vor. Jeder Mensch beherberge über zweitausend verschiedene Arten von Bakterien. Die seien lebenswichtig. In einem kurzen erdgeschichtlichen Abriss zeigte er auf, wie die Entwicklung der Erde und damit auch von den Bakteriengruppen, mit denen man heute lebe, abhängig war vom Vorhandensein von Sauerstoff.
Der Professor: „Alle menschlichen Bakterien am und im Körper wiegen nur rund zwei Prozent unseres Körpergewichts.“ Aber sie seien für unser Leben und Überleben extrem wichtig. So brächten Bakterien eine bedeutende Serviceleistung für viele Prozesse des Lebens, etwa indem sie die Verdauung, das Aufschlüsseln von wichtigen Lebensbausteinen oder auch Resistenzen gegen bestimmte Krankheiten unterstützen.
Es sei extrem wichtig für ein neugeborenes Tier, aber ebenso für neugeborene Menschen, dass lebenswichtige Bakterien auch bei diesem Nachwuchs vorhanden sind. Beim Kaiserschnitt etwa habe das Baby keine Bakterien im und am Körper. Diese würden normalerweise während des Geburtsprozesses vom Säugling aufgenommen. Im Falle einer Kaiserschnittgeburt könne das Baby erst im direkten Kontakt mit der Mutter und später mit anderen Familienmitgliedern die wichtigen Bakterien aufnehmen. Überhaupt seien soziale Kontakte unter Menschen sehr wichtig für die Bakterienübertragung.
Weiter berichtete Dieter Ebert, dass viele besonders erfolgreiche Bakterienarten Spezialisten seien, die bevorzugt auf einem Wirt (zum Beispiel im Darm oder in der Lunge) wachsen und dadurch dort in großen Zahlen vorkommen.
Am Schluss moderierte Juris Striefing die zahlreichen Fragen aus dem Zuschauerraum.
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