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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 1. April 2016, S. 5 [1]

Gymnasiasten aus Aurich forschen in Trinidad

Stipendiatinnen der Wissenschaftstage unterstützen Forschungsteam / Schülerinnen gewannen Einblick in die Tierwelt

Foto der beiden Stipendiatinnen bei ihrer Arbeit, 35 k

Herma te Brake (rechts) vom Beruflichen Gymnasium der BBS 2 und Rieke Seifert vom Gymnasium Ulricianum bei ih­ren Forschungsarbeiten. (Foto: privat)

Aurich/Trinidad. Die Stipendiatinnen der Auricher Wissenschaftstage, Rieke Seifert, Schülerin des Gymnasiums Ulricianum, und Herma te Brake, Schülerin der BBS 2 Aurich, unterstützen ein Forschungsteam auf Trinidad. Dies teilt Josef Antony von den Auricher Wissenschaftstagen mit. Während ihres bisherigen Aufenthaltes haben sie dem Team bei vielen Tätigkeiten geholfen und Einblicke in die Tierwelt des Regenwaldes und der Savanne der Insel gewonnen. Beide Schülerinnen begeisterten besonders die Tiere, die sie vorher noch nie in freier Natur gesehen hatten, wie zum Beispiel die Baumschlange (tree boa), die amphibische Jagdspinne (fishing spider), die Nephila-Spinne und die großen Schmetterlinge Giant Owl und Morpho. Abgesehen davon machten sie einen Ausflug in den Carino-Sumpf, um unter anderem den Nationalvogel, den Roten Ibis, zu sehen. Sie leben zusammen mit dem Team in zwei Häusern, die den Schülerinnen von der Universität (The University of the West Indies) gestellt werden. Das Team wird geleitet von Professor Dr. Jens Krause (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) und besteht aus Dr. Ralf Kurvers (Max-Plank-Institut für Bildungsforschung, Berlin), der Doktorandin Lysanne Snijders (Wageningen University, Niederlande) und Professor Stefan Krause (Fachhochschule Lübeck), der für die Datenauswertung mittels IT zuständig ist.

Der Arbeitsalltag für die Schülerinnen beginnt um 8 Uhr mit der ungefähr einstündigen Autofahrt zum Regenwald, in dem sie dann etwa eine halbe Stunde entlang des Turure-Flusses wandern, um ihre Forschungsstelle zu erreichen. Dort arbeiten sie jeweils zu zweit an einem der drei von ihnen zuvor ausgesuchten und ausgebesserten Wasserbecken, aus denen im Idealfall keine Guppy-Fische heraus- oder neue hineingelangen können. Die Grundfrage der Forschung lautet: Lässt sich durch die Kenntnis sozialer Netzwerke der Informationsfluss innerhalb von Fischpopulationen vorhersagen?

Um die Stellung der einzelnen Fische innerhalb ihres Netzwerkes festzustellen, haben sie zunächst jeden Fisch im Pool für zwei Minuten beobachtet und alle zehn Sekunden dokumentiert, wo er sich aufhält und welche Fische sich in direkter Nähe befinden. Diese Untersuchung nahmen sie zwölfmal pro Netzwerk vor, um aussagekräftige Werte zu erhalten.

Die nächsten Tage beschäftigten sie sich dann mit dem Informationsfluss. Dafür stellten sie Köder her, jeweils einen „falschen“ (lediglich eine Bleikugel) und einen „richtigen“ (eine Bleikugel mit Fischfutter überzogen). Diese hängten die Schülerinnen mit einer Schnur an eine Angel. Jeder Pool wurde in zehn Zonen aufgeteilt, in die sie dann jeweils einmal einen „richtigen“ und einmal einen „falschen“ Köder hineinhielten. Sie nahmen ihn heraus, wenn entweder nach drei Minuten kein Fisch auf den Köder aufmerksam geworden oder nachdem eine Minute nach dem ersten Entdecken verstrichen war. Dazu schrieben sie auf, welche Fische sich in welcher Reihenfolge näherten.

Dies machten sie, um festzustellen, ob bei Fischen mit einer hohen Stellung im Netzwerk (viele Kontakte) auch eine hohe Anzahl an nachfolgenden Fischen beim Entdecken des Köders zu sehen ist. Um das Ganze zu Hause noch einmal überprüfen zu können, filmten sie jede Sequenz. Gegen 14 Uhr machten sich die Schülerinnen dann auf den Heimweg, um zu Hause nachmittags zunächst die Daten zu digitalisieren. Diese werden von Professor Stefan Krause ausgewertet, wovon dann auch das weitere Vorgehen abhängt.

Das Abendprogramm fällt ganz unterschiedlich aus. Die Schülerinnen waren bereits anlässlich des St.-Patrick-Days auf einer Party eines mit Professor Jens Krause befreundeten irischen Botanikers, waren im Kino und häufig lassen sie den Abend gemeinsam mit dem Forscherteam bei einem Abendessen entweder zu Hause oder in einer Pizzeria ausklingen. Die beiden erwartet zudem eine Nachtwanderung zu dem Maracaswasserfall unter Führung des Kurators des Naturkundemuseums von Trinidad, um verschiedene nachtaktive Reptilien und wirbellose Tiere zu beobachten.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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