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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 9. Februar 2015, S. 3 [1]

Auricher machen Lust auf Wissenschaft

Bundesministerin Johanna Wanka lobte während des Festakts die Leistungen der Organisatoren der Veranstaltungsreihe

Von Matthias Hippen

Foto vom Festakt, 37 k

Rico Mecklenburg, Präsident der Ostfriesischen Landschaft, begrüßte die Gäste des Festakts zum 25-jährigen Bestehen der Auricher Wissen­schafts­tage im Ständesaal. / Fotos: Friedrichs

Aurich. Lust auf Wissenschaft zu machen – das ist seit 25 Jahren das Ziel der Macher der Auricher Wissenschaftstage. Zahlreiche renommierte Forscher kamen nach Aurich, um Vorträge zu halten – unter ihnen allein 14 Nobelpreisträger. Das ist beeindruckend. Aber viel wichtiger ist das Stipendiatenprogramm, durch das mehr als 1000 Auricher Schüler Einblicke in Forschung und Wissenschaft erhielten – und das fast auf der ganzen Welt. Gestern wurden die 25. Auricher Wissenschaftstage im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft eröffnet. Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, würdigte in dem Festakt die Leistungen der Auricher. Sie übernahm in diesem Jahr die Schirmherrschaft über die Veranstaltungsreihe.

Die Mitarbeiter in ihrem Ministerium seien ob der Anfrage aus Aurich zunächst skeptisch gewesen, berichtete die Ministerin. Immerhin gebe es bundesweit so viele Initiativen, warum sollten ausgerechnet die Ostfriesen hervorgehoben werden? Doch nach einem Besuch von Josef Antony, dem Initiator der Wissenschaftstage, und einigen Schülern, waren die Berliner beeindruckt: Die machen einiges, die Auricher. Wanka musste er wohl nicht mehr überzeugen. Sie kannte die Veranstaltungsreihe noch aus ihrer Zeit als niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur.

Wanka sagte: „Wir brauchen mehr davon in Deutschland.“ Denn das Interesse für Forschung und Wissenschaft müsse nicht nur bei jungen Leuten geweckt werden, dieser Bereich müsse tief in der Bevölkerung verankert werden. Obwohl Deutschland nur 1,1 Prozent der Weltbevölkerung stelle, sei das Land Exportweltmeister. Die Basis dafür seien Innovation, Kreativität, Wissenschaft und Forschung. Deutsche Ingenieurskunst sei legendär – und um diesen Status auch in Zeiten schrumpfender Bevölkerungszahlen zu halten, bedürfe es aller Anstrengungen. Deshalb investiere die Bundesregierung viel Geld, habe unterschiedliche Programme, wie das „Haus der kleinen Forscher“, aufgelegt. Wanka sagte: „Wir alle können helfen, dass der Funke überspringt.“

Es sei eine wichtige Aufgabe, Kinder dabei zu unterstützen, ihre individuellen Begabungen zu erkennen. Die Auricher täten dafür schon viel. Es sei nicht ohne, dass Schüler auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ mitfahren dürften. Ein Stipendium in einer Forschungseinrichtung wie Cern sei nicht selbstverständlich. Erlebnisse während eines Stipendiums im Krankenhaus seien etwas Besonderes. Zusammen mit den Vortragsreihen gelinge es den Machern der Wissenschaftstage, ganz unterschiedliche Bevölkerungsschichten für Forschung und Wissenschaft zu interessieren.

Eine solche Reihe ist natürlich auch auf Unterstützung vor Ort angewiesen. Für die Förderer sprach Dr. Hans-Jörg Klotter, Chefarzt an der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich. Er wollte 1996 die Initiative unterstützen und legte ein Stipendiatenprogramm im Auricher Krankenhaus auf.

Klotter holte – Anfangs auch gegen Widerstände – Auricher Schüler ins Krankenhaus und ließ sie am Leben der Ärzte teilhaben. Heute ist dieses Programm eine Erfolgsgeschichte. Dies sei ein Verdienst der Begeisterungsfähigkeit und Neugierde der Jugendlichen.

Falco Fritzsche, selbst Arzt an der UEK, konnte seinen Chef nur bestätigen. Fritzsche gehörte zu einer Reihe von früheren Stipendiaten der Wissenschaftstage, die bei dem Festakt über ihre Erfahrungen sprachen. Er war 1996 als Jugendlicher im Auricher Krankenhaus und wurde dort in seinem Wunsch bestätigt, Medizin zu studieren. Aber das müsse nicht so sein, betonten sowohl Fritzsche als auch Klotter. Wenn Jugendliche feststellen würden, dass die Medizin nichts für sie sei, sei das ebenso wichtig.

Eine ähnliche Erfahrung machte Irene Witte. Sie wollte ursprünglich Chemie studieren. Im Rahmen des Stipendiatenprogramms merkte sie: Das ist nicht das richtige, das ist zu theoretisch. Sie entschied sich für die Agrarwissenschaften.

Lust auf die Wissenschaftstage machte auch Prof. Dr. Joachim Treusch. Der Physiker war von Juli 2006 bis Dezember 2012 Präsident der Jacobs University Bremen, hat vorher am Forschungszentrum Jülich gearbeitet, und ist ein langjähriger Begleiter der Wissenschaftstage. In seinem Vortrag „Rückblick in die Zukunft“ würdigte er die Leistungen der Macher der Wissenschaftstage, die aktuell von Josef Antony, Claudia Groen und Wolfgang Völckner organisiert werden.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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