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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 16. Januar 2015, S. 5 [1]

Vorträge sprengen Grenzen der Disziplinen

Bei den Auricher Wissenschaftstagen spielen auch bei naturwissenschaftlichen Vorträgen ethische Überlegungen immer eine Rolle

Von Karin Baumann

Foto von Prof. Olaf Lechtenfeld vom Triathlon, 17 k

Der theoretische Physiker Prof. Olaf Lechtenfeld hat ne­ben seinem Hobby Ironman-Triathlon Zeit für die Auri­cher. / Foto: privat

Aurich. Mit Grenzen kennt Prof. Olaf Lechtenfeld sich aus. Der Physiker geht gern an seine eigenen. Auf seiner Internetseite des Instituts für Theoretische Physik an der Leibniz Universität Hannover dokumentiert er seine Passion: Ausdauersport. Lechtenfeld ist ein Ironman, also einer, der fast vier Kilometer schwimmt, 180 Kilometer radelt und dann noch einen Marathon läuft. Am 13. Februar spricht er bei den Auricher Wissenschaftstagen über Grenzen, nämlich die des physikalischen Wissens.

Josef Antony, der die Auricher Bildungsreihe für Oberstufensschüler und die interessierte Öffentlichkeit zusammen mit Claudia Groen und Wolfgang Völcker organisiert, ist begeistert. Als Physiker fängt er sofort an zu fragen: „Was ist das Nichts? Wo liegen die experimentellen Grenzen der Erkenntnis?“

Nicht der einzige Beitrag, der Physikerherzen höherschlagen lässt. Albert Einsteins Erkenntnisse sind für uns täglich wichtig im Alltagsleben. Der Vortrag von Prof. Michael Kramer am 13. März in der Aula der Berufsbildenden Schulen (BBS) 2 sei ein „kleines Bonbon“ für ihn, verrät Antony.

Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Suchtverhalten sind Thema des Referats von Prof. Falk Kiefer von der Universität Heidelberg am 10. Februar. Prof. Stefan Koelsch von der Freien Universität Berlin stellt am 19. Februar die Wirkung von Musik auf das Gehirn vor. Dabei gehe er auch auf Therapieansätze ein, sagt Groen.

Die Veranstalter sind auch in diesem Jahr stolz auf ihre Referenten, die allesamt interdisziplinäre Forschungen betreiben. Deshalb spielen ethische Fragen in vielen Vorträgen eine zentrale Rolle. Beispielsweise bei Dr. Max Wilke vom Geoforschungszentrum Potsdam, der über seltene Erden und ihr Vorkommen in Handys spricht. Abgebaut würden die extrem wertvollen Rohstoffe in China und Afrika, sagt Antony. Verbunden damit seien politische und soziale Folgen, die mitbedacht werden müssten.

Epigenetik untersucht, wie sich Umwelteinflüsse nach Generationen in menschlichen Genomen nachweisen lassen. Die Fragen dahinter sind hochpolitisch: Führen Schadstoffe in der Nahrung zu Allergien? Prof. Thomas Jenuwein aus Freiburg wird am 23. Februar antworten und zudem mit Schülern über Bioethik sprechen.

Das Thema Naturschutzökonomie – also die Folgen gesellschaftlicher und individueller Entscheidungen auf die Umwelt – von Prof. Stefanie Engel aus Osnabrück hat den Windenergieanlagenhersteller Enercon dazu veranlasst, am 2. März sein 140 Plätze fassendes Innovationszentrum zu öffnen. Damit wolle der Konzern seine Heimatverbundenheit zeigen und beweisen, dass er nicht so unnahbar sei, wie es in jüngster Vergangenheit erschienen sei, sagte Andreas Winter von Enercon.

Weitere Vorträge befassen sich mit Synonymen (16. März) und Rechtsmedizin (20. März). Dass diesmal kein Nobelpreisträger dabei ist, damit können die Organisatoren leben. Prof. Hannes Leitgeb werde am 23. März über Logisches Schließen sprechen, das er in Formeln übersetze. „Gäbe es einen Nobelpreis für Mathematik – er hätte ihn“, so Antony.

Beim Festakt am 8. Februar um 18 Uhr im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft spricht Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka. Anschließend werden ehemalige Stipendiaten der Wissenschaftstage von ihrem Werdegang erzählen. Den ersten offiziellen Vortrag hält am 9. Februar Prof. Michael Buback in der Kundenhalle der Sparkasse in Aurich. Der Sohn des von der Roten Armee Fraktion ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback berichtet über den Terror der 1970er-Jahre aus Sicht eines Opferangehörigen. „Terror – ein ganz aktuelles Thema, wie wir nun in Paris gesehen haben“, sagt Antony.

Karten

Kostenlose Eintrittskarten für die Wissenschaftstage können in den Sekretariaten des Gymnasiums Ulricianum, Tel. (0 49 41) 92 28 22, und der Berufsbildenden Schulen 2, Tel. (0 49 41) 92 52 02, reserviert werden. Ab dem 26. Januar können sie abgeholt werden. Für den Festakt am 8. Februar im Ständesaal der Ostriesischen Landschaft sind Gäste geladen. Für die Öffentlichkeit stehen wenige Plätze zur Verfügung. Die Vorträge beginnen meist um 19.30 Uhr – wenn nicht anders angegeben, im Auricher Güterschuppen.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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