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Auricher Wissenschaftstage –
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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 21. Februar 2014, S. 4 [1]

Parforceritt über die sieben Weltmeere

Ozeanograf Prof. Martin Visbeck beleuchtete bei Auricher Wissenschaftstagen den Zusammenhang von Meer und Klimaerwärmung

Von Karin Baumann

Foto von Prof. Martin Visbeck bei seinem Vortrag im Rahmen der 24. Auricher Wissenschaftstage 2014, 22 k

Prof. Martin Visbeck sagt: Der Mensch muss sich dem Mee­res­spie­gel anpassen. (Foto: kab)

Aurich. Es war, als würde Prof. Dr. Martin Visbeck vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel um das „blaue Band“ der schnellsten Atlantikquerung kämpfen. Sein Vortrag über „Mensch und Meer“ am Mittwoch bei den Auricher Wissenschaftstagen glich einem Parforceritt über die Weltmeere.

Der Ozeanograf hatte sich viel vorgenommen und eine Flut von zum Teil mehrteiligen und animierten Folien mitgebracht. Inhaltlich ist das dem Thema angemessen, schließlich ist „das Meer“ ein globales Phänomen. Menschliche Einflüsse haben in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Spuren im Ozean hinterlassen.

Rund 90 Prozent der größeren Fische seien durch industriellen Fischfang aus den Meeren unwiederbringlich verschwunden, so Visbeck. Im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ forschen er und seine Kollegen aus vielen anderen Disziplinen zu den Veränderungen im Meer, zur nachhaltigen Nutzung, zu Risiken und einem besseren Management der Ozeane.

Die Verdoppelung der Weltbevölkerung brachte einen erheblichen Anstieg des CO2-Ausstoßes. Dadurch erwärme sich die Welt und damit der Ozean kontinuierlich, so viel könne man schon aus alten Daten belegen, sagte Visbeck. Die meiste Wärmeenergie werde bisher durch das Meer gebunden. Dieser „Wasserkessel“ bremse die Erderwärmung derzeit ab. Doch der Meeresspiegel steige durch die Ausdehnung des Wassers und das Abschmelzen des Eises. Wie sich das genau auswirkt, erforscht Visbeck, indem er Messroboter in der Labradorsee westlich von Grönland versenkt, die Teil eines weltweiten neuen Datennetzes sind.

Die menschliche Einwirkung habe Folgen, die sich immer weiter beschleunigten, sagte der Ozeanograf: Wärmeres Wasser könne weniger CO2 binden als kaltes, Strömungen veränderten sich, tropische Arten wanderten immer weiter nach Norden und Süden ab, Korallenriffe würden geschwächt, der Säurehaushalt des Meeres und in der Folge das Planktonvorkommen gerieten durcheinander, Müll und Schadstoffe gefährden Arten. Die Nutzung der Meere werde sich intensivieren: Staaten sicherten sich Abbaurechte am Meeresboden, die Tiefsee werde nach nutzbaren Stoffen durchkämmt, Gashydrate und seltene Metalle beschäftigten Forschung und Wirtschaft. Visbecks Fazit: Das Meer wird sich durch Klimawandel erheblich verändern, Prognosen sind schwierig.

Vor dem Vortrag berichteten Maren Siebels und Anna Warmut über ihr Praktikum am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie.

Anmerkung

[1]

Eine E-Paper-Version des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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