Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 14. Juli 2012, S. 4 [1]
Nur kein Neid: Ina Schoon und Lara Pape (v. I.) starten am Montag mit dem Flieger in Richtung Rom zur Grabung nach Albano. (Foto: Klöker)
rak Aurich/Rom. So richtig wissen Ina Schoon und Lara Pape noch gar nicht, was bei den Ausgrabungen in Albano (nahe Rom) auf sie zukommt. Aber am Montag fliegen sie bereits los, um die gesamten Sommer-Schulferien bei einer antiken Ausgrabungsstätte zu verbringen. Übrigens ganz in der Nähe des Castell Gandolfo, wo der Papst seine Sommer verbringt.
Die zwei jungen Frauen werden unter italienischer Sommersonne vielleicht im Staub der Jahrtausende sitzen oder knien und mit dem Spatel feine Bodenschichten abtragen. Oder sie werden mit dem feinen Pinsel Scherben oder andere Überreste eines römischen Legionslagers bearbeiten, sodass Wissenschaftler die Funde aufnehmen, klassifizieren und dokumentieren können. Wer weiß? Alles ganz schön spannend für die zwei Schülerinnen, die so was zum ersten Mal machen.
„Grabungskampagne Albano 2012" heißt das Projekt, an dem sie im Rahmen des Stipendiatenprogramms der Auricher Wissenschaftstage teilnehmen dürfen. Als sie gefragt wurden, haben beide nicht lange nachgedacht und zugesagt. Flug, Unterkunft und Verpflegung sind frei, bei beiden war die Freude groß, als alles klappte.
Die Arbeitszeiten, die auf sie zukommen, sind nicht von Pappe. Von morgens sieben bis nachmittags 17.30 Uhr wird werktags gearbeitet, sogar sonnabends am Vormittag läuft die Ausgrabung. Ansonsten ist das Wochenende frei, was für die beiden Ostfriesen-Mädels soviel heißt wie, sie können sich ausruhen oder Rom erkunden. Die Freude auf das Neue, Unbekannte ist sehr groß, versichern sie im ON-Gespräch.
Betreut werden Ina Schoon, die 20-Jährige besucht das Berufliche Gymnasium zwei in Aurich, und Lara Pape (18) aus Ihlow (Gymnasium Ulricianum) von einer Wissenschaftlerin des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, Dr. Alexandra W. Busch. Wohnen werden sie in Mehrbettzimmern auf dem Gelände des Bischöflichen Priesterseminars der Herz-Jesu-Schwestern in Albano, direkt an der Piazza San Paolo. Wohnen im Kloster? Die beiden modebewussten Ostfriesinnen sind dort angehalten, sich nicht zu freizügig zu kleiden, auch wenn es richtig heiß wird im sommerlichen Italien.
Frühstück und Abendessen organisieren die Wissenschaftler und ihre Grabungshelfer in zwei Küchen nahe der Grabungsstätte selbst. Das Mittagessen beziehen sie über das bischöfliche Seminar. Die Vorfreude bei Ina und Lara ist groß. Sechs Wochen Italien, da werden sie Freunden und Familie später einiges zu berichten haben. Über ihre Erfahrungen werden sie im Februar bei den Wissenschaftstagen einen eigenen Vortrag halten.
In Albano Laziale sind noch heute große Teile der Umwehrung des Lagers der Legio II Parthica aus der Zeit des Septimius Severus erhalten. Die Innenbebauung des rund 15 Kilometer südlich von Rom gelegenen Legionslagers ist ziemlich unbekannt. Das gilt auch für die Umgebung. Geklärt werden sollen Fragen zur Nutzungsabfolge, wie zum Beispiel der Auflassung des Lagerareals und der Erschließung des Geländes. Das Projekt ist eng verknüpft mit der Untersuchung Henner von Hesbergs zur Villa des Domitian in Castle Gandolfo, auf deren Areal das Legionslager in severischer Zeit errichtet wurde. Projektlaufzeit ist 2008-2013. Betreuung durch Prof. Dr. Henner von Hesberg, Dr. Alexandra Busch.
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