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Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

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Artikel der Ostfriesischen Nachrichten vom 9. Februar 2012, S. 5 [1]

„Bildung ist die beste Zukunftsstrategie“

Ministerpräsident David McAllister lobt Auricher Wissenschaftstage für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Von Heino Hermanns

Foto von der Experimentiershow, 36k

„Stella Nova“ zeigte in ihrem Programm unter anderem, wie man mit Feuer einen Wirbelsturm sichtbar macht. Fotos: Banik

Aurich. Die Kundenhalle der Sparkasse Aurich-Norden war wie in jedem Jahr ausgelastet: Rund 400 Besucher waren gekommen, um der Eröffnung der Auricher Wissenschaftstage beizuwohnen, darunter Ministerpräsident David McAllister, der ein Grußwort hielt.

Bevor er jedoch auf die Veranstaltung einging, fand er lobende Worte für die Stadt Aurich. Beim Tag der Niedersachsen habe die Stadt eine „eindrucksvolle Visitenkarte“ auch in Hannover hinterlassen und sich sympathisch dargestellt. „Das haben Sie richtig gut gemacht“, sagte David McAllister. Auch die Auricher Wissenschaftstage würden weit über Ostfriesland hinaus bekannt sein, meinte der Ministerpräsident. Er dankte den Schulen für ihren langjährigen Einsatz für diese Veranstaltung. Denn hier würden Schüler an die Naturwissenschaften herangeführt. Bildung sei die beste Zukunftsstrategie, die Investition in junge Köpfe sei die wichtigste Ressource, die wir haben.

McAllister verteidigte die föderale Struktur in der Bildungspolitik. „Aber wir haben es mit der bildungspolitischen Vielfalt in 16 Ländern übertrieben", sagte er. Schulformen und Abschlüsse müssten vergleichbar, kompatibel sein.

Sein Vorredner Carlo Grün, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Aurich-Norden, hatte bereits das Thema Bildung für sein Grußwort gewählt. Die Bildungsausgaben in Deutschland lägen unterhalb des EU-Durchschnitts. „Dabei sind wir als Exportnation auf Bildung und Innovation angewiesen“, sagte er. Auch auf das Thema Finanzkrise ging Grün ein. „Wir haben keine Krise des Euro, sondern eine Krise der Finanzpolitik und des Eurowahns vergangener Jahre“, sagte er. Man habe Staaten in die Eurozone gelassen, die da nicht reingehörten. Ein Schuldenerlass sei unumgänglich. Für die Zukunft gelte es, die soziale Marktwirtschaft wiederzuentdecken und diese gegen gierige Kapitalisten zu verteidigen. Grün regte an, die Wissenschaftstage zu erweitern. Auch andere Schulen in Ostfriesland sollten künftig an dem Programm teilhaben können.

Wie es bei den Vorträgen der Auricher Wissenschaftstage üblich ist, berichteten vor dem Hauptvortrag Stipendiaten über ihre Erfahrungen. Ausführlich erläuterte Rüben Teichgräber seinen zweiwöchigen Aufenthalt an der Kernforschungseinrichtung CERN (Schweiz). Gezeigt wurde auch, wie die Stipendiaten im Rahmen der Junior-Wissenschaftstage an vier Auricher Grundschulen gastierten, um die Schüler für Naturwissenschaften zu begeistern (wir berichteten).

Professor Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI), informierte das Publikum in ihrem Vortrag über die Folgen des Klimawandels für die Polarregionen. Ihr Fokus lag dabei auf der Arktis, deren Eis in Dicke und Ausdehnung seit Jahren abnehme. Das AWI-Forschungsschiff „Polarstern“ habe 2008 als erstes konventionell betriebenes Schiff den Nordpol in einer Saison umrundet. „Das ist vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen“, sagte Lochte.

Foto von Prof. Karin Lochte bei ihrem Vortrag, 33k

Prof. Karin Lochte referierte über die Bedeutung des Klimawandels für die Polarregionen

Nicht nur das Meereis würde abnehmen, auch Permafrostböden tauten immer weiter auf und die Eisschilde über Grönland verschwänden zunehmend. In der Antarktis sei die Situation noch stabil, sagte Lochte, aber „Grönland ist unser Sorgenkind“.

Im Gegensatz zu Landmassen oder offenem Wasser reflektiert Eis das Sonnenlicht statt es zu absorbieren. Fehlt das Eis, heizen sich Land und Wasser auf. Dadurch schmelze noch mehr Eis, und die Permafrostböden tauten. In letzteren sei vor allem Methan gespeichert, das jetzt freigesetzt werde. „Das ist ein viel stärkeres Treibhausgas als CO2“, so Lochte. Beeinflusst werde auch das Ökosystem der Arktis, das eine Schlüsselrolle im Klimasystem habe.

Die Arktis sei ein Frühwarnsystem für den ganzen Planeten, da sich die Erwärmung hier etwa doppelt so schnell vollziehe wie im Durchschnitt. Auch deshalb seien Veränderungen in den Polargebieten in globalem Maße relevant. Wissenschaftler müssten ihre Forschungen so schnell wie möglich veröffentlichen, damit die richtigen Maßnahmen ergriffen werden könnten.

Zum Abschluss des Vortrages gelang eine Telefonschaltung zur Neumayer-III-Station des AWI in der Antarktis. Stationsleiter Dr. Christoph Möbius und Meteorologe Jölund Asseng gaben bereitwillig Antworten auf Publikumsfragen, auch wenn sie mit dem Anruf nicht mehr gerechnet hatten. Denn die Neumayer-III-Station ist unserer Zeit zwei Stunden voraus – es war wohl eigentlich schon Schlafenszeit.

Anmerkung

[1]

Ein Scan des Artikels ist ebenfalls verfügbar.

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