Praktikum am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung
in Stuttgart vom 29. Juni bis zum 9. Juli 2009
Von Claudia Diehl und Mareike Smolka
Vom 29. Juni bis 9. Juli 2009 haben wir im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage ein Praktikum am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart-Büsnau absolvieren können.
Das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung
Das Institut für Festkörperforschung wurde 1969 gegründet und hat sich seit jeher – wie alle 80 Institute der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland – mit Grundlagenforschung befasst. Dementsprechend forschen die Wissenschaftler in Stuttgart ohne Anwendungsorientierung, sondern mit dem alleinigen Ziel, neue Erkenntnisse über die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Festkörpern zu erhalten.
In der Organisation des MPI für Festkörperforschung wird zwischen
Abteilungen, unabhängigen Nachwuchsgruppen und wissenschaftlichen
Servicegruppen unterschieden. Als Abteilungen bezeichnet man dabei die
acht verschiedenen Forschungsgruppen, die sich grob in die drei Bereiche
Festkörperchemie, Experimentalphysik sowie Festkörpertheorie gliedern
lassen. Die einzelnen Abteilungen werden jeweils von einem Professor in
der Funktion des Direktors geleitet. Die Geschäftsführung des gesamten
Instituts wird im zwei Jahres Turnus jeweils von einem der acht Direktoren
übernommen.
Die unabhängigen Nachwuchsgruppen sind ebenfalls Forschungsgruppen,
allerdings gehören sie keiner der acht Abteilungen an, sodass sie auch
keinem Direktor unterliegen, dem sie direkt Rechenschaft über ihre
Forschungstätigkeit schuldig sind. Allerdings besitzen sie aufgrund ihrer
Unabhängigkeit von den Abteilungen keinen direkten Ansprechpartner in der
Institutsleitung, der sich automatisch für ihre Interessen einsetzt.
Die Hauptaufgabe der Servicegruppen hingegen besteht darin, die
Wissenschaftler der einzelnen Abteilungen in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Dabei geht es vor allem um spezielle aufwendige Herstellungsverfahren
mit großem gerätetechnischen Aufwand von Substanzen, an denen die
Wissenschaftler forschen wollen. Neben diesen Servicediensten forschen
die einzelnen wissenschaftlichen Servicegruppen jedoch auch noch innerhalb
ihres Spezialgebiets.
Weitere organisatorischen Einheiten bilden die Geschäftsstelle, die
Arbeitssicherheit, die der Geschäftsstelle zugeordnete Infrastruktur wie
z. B. die Druckerei, sowie Einrichtungen,
die das Institut für Festkörperforschung zusammen mit dem benachbarten
Max-Planck-Institut für Metallforschung unterhält, wie beispielsweise
verschiedene Werkstätten, die Bibliothek oder die Verwaltung.
Die Forschungsarbeit im Institut für Festkörperforschung konzentriert sich momentan, unabhängig von den Abteilungseinteilungen, auf zwei Themenschwerpunkte: Zum einen ist dies die Erforschung von komplexen anorganischen Materialien, die mit Zunahme ihrer Komplexität immer neue Lösungen für wissenschaftliche und technologische Probleme bieten. Zum anderen spielt die Physik und Chemie im Nanobereich eine wichtige Rolle in der aktuellen Forschung, da sich in dieser Größenordnung neue physikalische und chemische Eigenschaften von den Festkörpern feststellen lassen.
Im Rahmen des zweiwöchigen Praktikums am Max-Planck-Institut für
Festkörperforschung erhielten wir die Möglichkeit sieben Forschungsbereiche
des Instituts kennenzulernen.
Unser Praktikum begann mit einer Einführung in die wissenschaftliche
Servicegruppe für Technologie. Die Arbeit dieser Gruppe zielt darauf ab,
Materialien so aufzubereiten, dass Untersuchungen, hauptsächlich auf ihre
physikalischen Eigenschaften bezogen, möglich sind. Eine Methode, die wir
selbst während unseres Praktikums anwenden durften, um ein bestimmtes
Substrat zu kontaktieren und so z. B.
eine Messung der Leitfähigkeit zu ermöglichen, ist die Lithographie und
anschließende Metallisierung. Dabei haben wir mit Hilfe von Schablonen,
den so genannten Masken, Fotolack auf ein Substrat aufgetragen und danach
Metall aufgedampft, das nach der Belichtung des Präparats nur an den
Stellen, an denen sich kein Fotolack befand, zurück bleibt. Dadurch wurden
Kontakte geschaffen, die in einem weiteren Schritt mit dünnen Drähten
durch eine Lötung verbunden werden müssten, um Messgeräte anschließen zu
können.
Am nächsten Praktikumstag wechselten wir bereits den Fachbereich und erhielten einen Einblick in die selbstständige Nachwuchsgruppe für organische Elektronik, die sich mit der Entwicklung von Materialien und Technologieprozessen für die Herstellung organischer elektronischer Bauelemente beschäftigt. Dabei bauten wir selbst einen Transistor, was später noch ausführlich im Bericht erläutert wird.
Einkristalle aus Kaliumaluminiumsulfat
Auch in der Servicegruppe für Kristallzucht, die wir am dritten und am letzten Tag unseres Praktikums besuchten, wurde uns eigene Aktivität neben den ausführlichen Erklärungen unserer Betreuer ermöglicht. Da sich diese Gruppe mit der Herstellung von Einkristallen beschäftigt, die den Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts sowie anderen Instituten zur Verfügung gestellt werden, um durch die Kristallgitterstruktur vereinfacht die Eigenschaften des Feststoffs erforschen zu können, durften wir selbst auch einen Einkristall aus Kaliumaluminiumsulfat züchten. Im Zuge der von uns angewendeten Lösungszüchtung stellten wir eine gesättigte Lösung des Salzes her, in die wir einen einkristallinen Keim aus dem gleichen Material gaben. Innerhalb unserer Praktikumswoche fiel nun das gelöste Salz am Keim aus, sodass sich ein Kristall bildete.
In der Abteilung Jansen für Chemie lernten wir erstmals den chemischen Forschungszweig des Instituts kennen, da das Hauptanliegen dieses Fachbereichs die Erschließung neuer Festkörper mit interessanten Stoffeigenschaften darstellt. Im Zentrum stehen dabei u. a. Nanotubes, also aufgerollte Graphenstrukturen, zu züchten um ihre elektronischen Eigenschaften vorteilhaft nutzen zu können. Im Rahmen unseres Praktikums beschäftigten wir uns allerdings nicht mit den alltäglichen Forschungen dieser Abteilung, die bei unserem betreuenden Doktoranten auch die Verbesserung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren einschließt, sondern führten Versuche zu den Oxidationsstufen von Kaliummanganat durch. Diese Versuche waren besonders anschaulich, da jede der sieben Oxidationsstufen eine andere Farbe aufweist und uns der Reaktionsmechanismus anhand von Modellen erklärt wurde.
Die Abteilung Kern, in die wir am Ende der ersten Praktikumswoche eingeführt wurden, hat dagegen wieder einen physikalischen Schwerpunkt. Im Aufgabenbereich dieser Abteilung liegt die Untersuchung der Oberflächen von Festkörpern im Nanobereich vor und nach der Aufdampfung verschiedener Metalle, um aus der Veränderung der Kristallstruktur Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Eigenschaften der Materialien ziehen zu können. Um diese Untersuchungen zu ermöglichen, beschäftigen sich unsere Betreuer dieser Abteilung momentan mit dem Aufbau eines Rastertunnelmikroskops (STM), den wir gespannt verfolgen durften. Dieses Mikroskop auf atomarer Skala bildet einen Stromkreis, der einen Elektronenfluss mit einer Nadel über das zu untersuchende Material lenkt, das selbst in diesen Stromkreis eingebaut ist. Wenn der Abstand zwischen Nadel und Materialoberfläche größer wird, was auf die Lage der Atome zurückzuführen ist, nimmt die Stromstärke ab. Anhand der sich veränderten Stromstärke lässt sich also die Anordnung der Atome und damit das Gitter des Festkörpers ermitteln.
Bild der Gitterstruktur von Kohlenstoff, auf Silicium aufgenommen mit einem STM (Foto: Leidfeld)
Das sich seit vier Jahren im Aufbau befindende STM der Abteilung Kern zeichnet sich durch die Kühlung des mikroskopierten Materials nahe des absoluten Nullpunkts aus, was genauere Messungen aufgrund der starken Reduzierung der Brownschen Molekularbewegung ermöglicht. Zudem wird es erst das zweite STM, dessen zu untersuchende Materialien trotz der Argonfüllung der Apparatur problemlos ausgetauscht werden können, da eine Präparationskammer direkt integriert wurde.
Trotz der überwiegend physikalischen Ausrichtung unseres Praktikums verbrachten wir zwei Tage in der Chemieabteilung Maier, die versucht das Verständnis über Massen- und Ladungstransport sowie chemischer Reaktivität insbesondere von Keramiken zu erzielen. Unsere eigene Mitwirkung in der Forschung dieser Abteilung wird später im Bericht detailliert beschrieben. Neben dieser wissenschaftlichen Arbeit erhielten wir aber auch die Möglichkeit die Vorzüge des Instituts, wie z. B. die problemlose Beschaffung von flüssigem Stickstoff auszunutzen, in dem wir es zur zehnminütigen Erdbeereisherstellung einsetzten.
Die letzte Station unseres Praktikums war die Servicegruppe zur Röntgenographie, welche die Kristallstruktur von kristallinen Festkörpern in Form von Pulver oder als Einkristall mit Hilfe der Ergebnisse ihrer Röntgenbestrahlung ermittelt. Da die Beugung der Röntgenstrahlen von der Lage der Atome sowie der Größe der einzelnen Gitterzellen des Festkörpers abhängt, geben die Strahlungsintensitäten der aus dem Festkörper wieder austretenden gebeugten Röntgenstrahlen, die durch einen Detektor aufgezeichnet werden, im Verhältnis zu ihrem Austrittswinkel Aufschluss über die gesamte Kristallstruktur des Materials. Weil die Gitterstruktur eines Feststoffes häufig für andere Abteilungen des Instituts bedeutend ist, beschäftigt sich die Röntgenographie mit ihrer routinemäßigen Bestimmung neben ihrer eigenen Forschung zur Entwicklung neuer Methoden der Interpretation von Beugungsspektren der Röntgenstrahlung an Pulvern. So nutzten auch wir die Röntgenographie um unsere pulverförmigen Ergebnisse aus der Chemieabteilung Maier auf ihre Reinheit zu untersuchen.
Das Praktikum am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung bot uns also ein breites Spektrum an eigener wissenschaftlicher Arbeit, die uns auch theoretisch ausführlich von unseren Betreuern nahegelegt wurde, und unsere Kenntnisse im Bezug auf die Verfahren zur Untersuchung von Feststoffen erheblich erweiterte.
Flexibles Display mit organischen Feldeffekt-Transistoren
Die selbstständige Nachwuchsgruppe für organische Elektronik setzt
ihren Forschungsschwerpunkt in die Herstellung und Nutzung organischer
Materialien als elektronische Bauelemente. Momentan beschäftigt sie sich
dabei hauptsächlich mit der Entwicklung organischer Feldeffekt-Transistoren,
die im Gegensatz zu Transistoren auf der Basis anorganischer Halbleiter
wie z. B. Silizium auf Folien und auf
Papiersubstraten hergestellt werden können. Diese organischen Transistoren,
die zum Schalten und Verstärken des Stroms dienen, ermöglichen also
z. B. flexible Displays und damit das
Lesen einer elektronischen Zeitung, bestehend aus einer faltbaren Folie.
Im Rahmen unseres Praktikums am Max-Planck-Institut durften wir uns
auch mit der Herstellung solcher organischen Feldeffekt-Transistoren
beschäftigen, welche im Folgenden beschrieben wird.
Pentacen
Der grundsätzliche Aufbau eines Feldeffekt-Transistors beruht auf dem Einsatz eines Halbleiters, der den elektrischen Strom nur leitet, wenn ein elektrisches Feld besteht. Für diesen Transistortyp sind daher zwei Stromkreise essenziell, wobei ein Stromkreis zur Steuerung der Spannung dient, die das elektrische Feld erzeugt. Als Halbleiter wird dabei in der Nachwuchsgruppe des Max-Planck-Instituts Pentacen genutzt, das kommerziell erhältlich ist und ohne großen technischen Aufwand mittels thermischer Verdampfung in Vakuum auf beliebigen Substraten abgeschieden werden kann.
Der Bau unserer Transistoren während des Praktikums verlief in Etappen,
da nur durch den schrittweisen Auftrag einzelner Schichten ein für ein
flexibles Display ausreichend dünner Transistor hergestellt werden kann.
Als nichtleitendes Ausgangssubstrat verwendeten wir dabei Glas, auf das
im ersten Schritt in einer Vakuum-Aufdampfanlage Aluminium mit Hilfe einer
Maske aufgedampft wurde. Das Aluminium bildet das Gate des Transistors,
das seinen Steueranschluss darstellt, und damit für den Stromkreis, der
das elektrische Feld erzeugt, bedeutend ist (1).
Das Aluminium musste danach in der Servicegruppe für Technologie mittels
einer Plasmabehandlung oxidiert werden, damit anschließend durch eine
Säurebehandlung über dem Gate ein Isolator, der auch als Dielektrikum
bezeichnet wird, entstehen konnte. Der Isolator wird bei der chemischen
Reaktion von Aluminiumoxid, dessen Sauerstoffatom sich an der Luft sofort
mit einem Proton verbindet, und Dodekylphosphonsäure
(C12H25PO(OH)2), die in iso-Propanol
gelöst verwendet wird, gebildet:
Bei der dargestellten Reaktion findet eine Deprotonierung statt, weil
die Dodekylphosphonsäure, als Protonendonator ein Proton abgibt, das
sich mit den Hydroxid-Gruppen des Aluminiumoxids verbindet und dadurch
Wasser bildet. An die Stelle des abgegebenen Protons tritt nun Aluminium,
sodass sich das Gate mit der Säure verbindet und den in der
Reaktionsgleichung gelb hinterlegten Isolator bildet (2).
Der Isolator wird benötigt um das Gate von dem organischen Halbleiter
Pentacen zu trennen, der die Wirkungsweise des Transistors ausmacht.
Diesen haben wir in einem weiteren Schritt mit einer Maske auf das
Dielektrikum aufgedampft (3).
Schließlich müssen noch Kontakte aus Gold auf den Halbleiter aufgedampft
werden, damit der nun vollendete Feldeffekt-Transistor an einen Stromkreis
angeschlossen werden kann (4). Bei den Kontakten unterscheidet man zwischen
Source (dt. Quelle) und Drain
(dt. Abfluss), da der Source-Anschluss an
beide Stromkreise des Transistors angeschlossen wird. Der Stromkreis,
der das Gate mit dem Source-Anschluss verbindet, ist aufgrund des Isolators
nicht geschlossen. Legt man nun eine Spannung VGS an diesen Stromkreis,
bildet sich ein elektrisches Feld, da sich die Elektronen wegen des
negativen Anschlusses im Gate sammeln, während der Halbleiter, der mit
dem Source-Anschluss kontaktiert ist, positiv aufgeladen wird.
Dieser Ladungsunterschied bildet die Voraussetzung für die Leitfähigkeit
von Pentacen. Je höher nun die Spannung VGS gewählt wird, desto
kleiner wird der Widerstand des Halbleiters. Dadurch wird der zweite
Stromkreis, der Source und Drain verbindet, geschlossen und ein Stromfluss,
welcher von der Stärke des elektrischen Felds und damit von der Höhe der
Spannung VGS abhängt, ist möglich. Mit dem Stromkreis, der
Source und Gate verbindet, lässt sich somit der zweite Stromkreis des
Transistors steuern, da vom Widerstand des Halbleiters bestimmt wird, ob
ein Stromfluss besteht und wie stark dieser ist. Der Transistor ist also
dadurch in der Lage seine Schalt- und Verstärkungsfunktion in Stromkreisen
einzunehmen.
Natürlich hängt die Stärke des Stromflusses durch den Transistor nicht
nur von der Spannung VGS im Steuerstromkreis, sondern auch von der zwischen
Source und Drain angelegten Spannung VDS ab, weil auch diese
Spannung Einfluss auf die Leitfähigkeit des Transistors nimmt. Grundsätzlich
gilt deshalb auch hier: Je höher die Spannung, desto größer der Stromfluss
bzw. die Stromstärke. Allerdings ist
zu beachten, dass ab einer bestimmten Spannung der Halbleiter seine höchste
Leitfähigkeit oder auch seinen geringsten Widerstand erreicht, weshalb
eine Steigerung der Stromstärke ab diesem Punkt nicht mehr möglich ist.
Diese Wirkungsweise des Feldeffekt-Transistors erkannten wir bei der
anschließenden Untersuchung der Leitfähigkeit unserer zahlreichen
Transistoren, die bei unserer Herstellungsmethode in einer Vielzahl auf
dem Glassubstrat entstanden sind.
Organische Feldeffekt-Transistoren auf einem Glassubstrat (eigene Anfertigung während des Praktikums)
Um die gebauten Transistoren an Messgeräte anschließen zu können, ist
zu beachten, dass auf das Gate des Transistors stellenweise Gold aufgedampft
werden muss, bevor die weiteren Schritte des Herstellungsprozesses
vollzogen werden können, weil nur dadurch weitere Kontakte bestehen, die
einen Anschluss ermöglichen. Diese Goldschicht hat allerdings keinen
Einfluss auf die Wirkungsweise des Transistors und entfällt deshalb bei
normalen Feldeffekt-Transistoren, die nicht zu Untersuchungszwecken,
sondern industriell verwendet werden.
Die erste von uns durchgeführte Messung geht von einer konstanten Spannung
im Steuerstromkreis aus, während die Spannung zwischen Drain und Source
laufend erhöht wird:
Bei der zweiten Messung wurde dagegen die Drain-Source-Spannung konstant gehalten und die Spannung zwischen Source und Gate verändert, was den gleichen Anstieg des Drain-Stroms bis zur maximalen Leitfähigkeit des Halbleiters verursacht. Gleichzeitig wird allerdings auch ein Leckstrom deutlich. Dieser beschreibt den Energieverlust im Steuerstromkreis der z. B. durch die Wärmeerzeugung am Gate beruhend auf der angelegten Spannung entsteht, die sich in diesem Fall laufend erhöht und damit auch den Leckstrom ansteigen lässt.
Die selbstständige Nachwuchsgruppe des Max-Planck-Instituts für Organische Elektronik beschäftigt sich nun in ihrer Transistoren bezogenen Forschung mit der Verringerung des Leckstroms, um den bereits entwickelten organischen Feldeffekt-Transistor mit Pentacen noch effektiver zu gestalten. Gleichzeitig wird allerdings auch an anderen organischen Materialien geforscht, die zukünftig möglicherweise zur Herstellung von Transistoren in flexiblen Displays verwendet werden können.
Die Abteilung Maier im Fachbereich Chemie beschäftigt sich mit der Erforschung der physikalischen Chemie von Festkörpern. Dabei wird insbesondere an Ionenleitern geforscht, wobei vor allem das Verständnis des Massen- und Ladungstransports sowie die chemische Reaktivität im Focus der Forschungsarbeit stehen.
Notwendige Schutzkleidung
Am ersten Tag in dieser Forschungsabteilung haben wir unter fachkundiger Anweisung zwei Keramiken, zum einen Strontiumtitanat und zum anderen Kupfer dotiertes Strontiumtitanat, mit der Methode der Festkörperreaktion hergestellt.
Im ersten Schritt dieses Verfahrens werden die Massen der Edukte
Titandioxid, Strontiumcarbonat sowie (in Fall zwei) Kufperoxid möglichst
genau abgewogen. Anschließend werden sie mit einem Mörser gemahlen und
vermischt. Danach werden beide Proben in je einen brennfesten Tiegel
gefüllt, die dann im Ofen bei 1150°C zwei Stunden gebrannt werden. Während
dieser zwei Stunden zersetzt sich das Strontiumcarbonat vollständig in
Kohlenstoffdioxid und Strontiumoxid. Es gilt somit:
Nach dem zweistündigen Brennen gibt man die Pulver in eine Kugelmühle, in der sie je ein Stunde gemahlen werden. Dieses Mahlen hat den Sinn, das zusammengebackene Pulver zu zerkleinern und zu verfeinern sowie besser zu vermischen. Beim anschließenden Zurückfüllen in die Tiegel muss unbedingt ein Atemschutz getragen werden, da ansonsten feine Stäube des gemahlenen Pulvers in die Atemwege eindringen könnten.
Nun werden die Pulvertiegel wieder in den Ofen gegeben und dort weitere
sechs Stunden bei 1280°C gebrannt. Nach Ablauf dieser Zeit werden die
Pulver wieder je eine Stunde gemahlen. Dieser Arbeitschritt wird insgesamt
dreimal durchgeführt.
In diesem zweiten Brennschritt reagiert das Titandioxid mit dem Strontiumoxid
zu Strontiumtitanant. Diese Reaktion findet vor allem an den Grenzflächen
der Titandioxid- und Strontiumoxidpartikel statt. Indem man durch das
Mahlen die Oberflächen der Gesamtmasse vergrößert, wird die Reaktion
erheblich beschleunigt, da nach dem Mahlen mehr Grenzflächen zur Verfügung
stehen, sodass die Reaktion
vollständig abgelaufen ist.
Der Synthesevorgang der Keramik, des Strontiumtitanats, ist abgeschlossen, wenn bei überprüfenden Röntgenaufnahmen keine Spuren der Edukte mehr festzustellen sind.
Das Strontiumtitanat liegt nun in einem Kristallgitter vor, das
spezifische Eigenschaften besitzt. Die zweite Probe unterscheidet sich
in der Herstellung nicht, der einzige Unterschied zum bis jetzt in der
Synthese beschriebenen SrTiO3 besteht darin, dass die zweite
Probe mit Kupfer dotiert ist. Zwar verändert dies nicht die kristalline
Struktur der Keramik, doch hat sie aufgrund der Dotierung zum Teil andere
Eigenschaften. Dies lässt sich besonders einfach anhand der Oxidationszahlen
erklären:
Im reinen Strontiumtitanat ergeben die
Oxidationszahlen einer Einheitszelle in der Summe 0.
Im Kupfer dotierten Strontiumtitanant geht dies nicht mehr auf, wenn statt
einem Ti-Ion ein Cu-Ion vorliegt:
In einer von Kupfer dotierten Einheitszelle hingegen wäre die Summe
der Oxidationszahlen erst einmal = -2. Da eine kristalline Keramik jedoch
keine Ladungen tragen kann, muss die doppelt negative Ladung in irgendeiner
Weise ausgeglichen werden. Dies geschieht, indem in dieser Einheitszelle
ein Oxidion weniger eingebaut wird, sodass die Ladungssumme der
Einheitszelle wieder Null ist.
Somit gilt für die Kupfer dotierte Einheitszelle:
Betrachtet man nun ein Kristallgitter von Kupfer dotiertem Strontiumtitanat, so erhält man folgendes Bild im Vergleich zum reinen Strontiumtitanat:
Reines Strontiumtitanat (Einheitszelle)
Kupferdotiertes Strontiumtitanat
Beim Kupfer dotierten Strontiumtitanat erhält man an einigen Stellen
im Kristallgitter anstatt eines Oxidions eine Leerstelle (in der Abbildung
„F center“). Durch diese, wenn auch geringfügige Veränderung ihrer Struktur
verändert die Keramik ihre Eigenschaften.
Beispielhaft ist hier die Betrachtung der Leitfähigkeit. Das dotierte
Strontiumtitanat wird zum p-Leiter, in diesem Fall sogar zu einem
Oxidionenleiter:
Im ersten Schritt (1) dieses fiktiven Versuchaufbaus wird eine Spannung an die dotierte Keramik (die Sauerstoffleerstellen beinhaltet) angelegt, sodass sich die eine Platinelektrode negativ, die andere positiv auflädt.
Im zweiten Schritt (2) wird nun – an die geladenen Elektroden – ein
Verbraucher angeschlossen. Es fließt ein Strom. In dem mit Kupfer
dotierten SrTiO3 findet nun folgende, den Elektronenfluss
ermöglichende Reaktion statt:
Diese Reaktionsgleichung bedeutet, dass sich ein Sauerstoffmolekül mit
zwei Leerstellen der Keramik sowie mit vier Elektronen zu zwei Oxidionen
reagiert, die durch die als Oxidionenleiter fungierende Keramik wandern
und sich an der zweiten Platinelektrode wieder zu vier Elektronen, zwei
Leerstellen und einem Sauerstoffmolekül aufspalten:
Auf diese Weise wurden die vier elektrischen Ladungen durch die Keramik transportiert, sodass Strom fließt. Das Hauptproblem bei diesem und vergleichbaren Ionenleitern ist, dass sie erst ab Temperaturen von mindestens 500°C und nur unter Sauerstoffatmosphäre wie im Versuch beschrieben als Ionenleiter fungieren, da bei geringerer Temperatur oder Sauerstoffkonzentration die Reaktion von Sauerstoff zu Oxidionen nicht stattfinden würde.
Es werden in dieser Abteilung jedoch auch noch viele andere Eigenschaften
von Keramiken und Keramikgemischen untersucht. So wird beispielsweise das
Massenspektrometer sowie eine sehr feine in den verwendeten Ofen eingebaute
Waage genutzt um festzustellen, in wieweit die Anwesenheit eines zweiten
Stoffes in einer Mischung mit dem Edukt dessen Reaktivität beeinflusst.
Dies haben wir am Beispiel von reinem Strontiumcarbonat sowie einer Mischung
aus Strontiumcarbonat und Titandioxid untersucht.
Mit Hilfe des Massenspektrometers konnten wir das bei der Reaktion von
Strontiumcarbonat zu Strontiumoxid entstehende Gas untersuchen und auf die
Art des Gases rückschließen. Das Massenspektrometer kann das Verhältnis
von Masse zu Ladung der auf seinen Detektor auftreffenden Gasmoleküle
bestimmen, bei dem die Wissenschaftler dann in den meisten Fällen wissen,
um welches Gas es sich in diesem Fall handelt.
Während die Probe langsam und gleichmäßig erhitzt wird, zeichnet die Feinwaage jede Gewichtsveränderung auf; das Massenspektrometer bestimmt Art und Quantität des entstehenden Gases. Nach Ende des Versuchs können nun beide Messdiagramme verglichen werden. Im Regelfall entdeckt man dabei, dass zur gleichen Zeit das Gewicht der Probe abnahm, zu der auch die Messwerte für das bei der Reaktion entstehende Gas drastisch anstiegen. Somit ist diese Temperatur der spezifische „Vergasungspunkt“ für diese Keramik.
Im Vergleich des „Vergasungspunkt“ des reinen Strontiumcarbonats mit dem Gemisch aus Strontiumcarbonat und Titandioxid stellten wir fest, dass das CO2 bei dem Reinstoff erst bei einer etwas höheren Temperatur entweicht. Diese Beobachtung konnten wir uns damit erklären, dass das Titandioxid elektrochemische „Zugkräfte“ auf das Strontiumcarbonat ausübt, da das Titandioxid bestrebt ist, mit dem entstehenden Strontiumoxid zu Strontiumtitanat zu reagieren.
In der Abteilung Maier erhielten wir in den zwei Praktikumstagen Einblick in mehrere Methoden zur Synthese von verschiedenartigen Keramiken sowie unterschiedliche Möglichkeiten, die fertigen Keramiken auf ihre Eigenschaften hin zu untersuchen und zu verbessern. In Hinblick auf unser Experiment versuchten wir also eine optimale Dotierung zu erzielen.
Zusammengefasst war das Praktikum am Max-Planck-Institut für
Festkörperforschung in Stuttgart für uns sehr lohnend. Dadurch, dass wir
fast jeden Tag eine andere Abteilung des Instituts besucht haben, bekamen
wir einen groben Überblick über die verschiedenen Tätigkeiten sowie über
die alltäglichen Abläufe im Institut. Außerdem haben wir immer wieder
Zusammenhänge zwischen den Arbeiten der einzelnen Abteilungen erkannt,
sodass wir nicht nur einzelne Stationen des Instituts sahen, sondern diese
auch in den größeren Kontext der Instituts- und Forschungsorganisation
einordnen konnten.
Auch inhaltlich war dieses Ferienpraktikum eine sehr lohnende Investition,
da wir viele physikalische und chemische Grundlagen wiederholt, sowie auf
dieser Basis sehr viel Neues gelernt haben, zum Teil in so speziellen
Bereichen, dass eine Eingliederung dieser Inhalte in den normalen
Schulunterricht schlicht nicht möglich wäre. Doch stellen diese Inhalte
– gerade für die Oberstufe – sicher eine Bereicherung der
naturwissenschaftlichen Kenntnisse dar.
Besonders beeindruckt waren wir von unseren Betreuern. Sie alle haben
uns in Kombination von Theorie- und Praxiseinheiten in die Arbeit ihrer
jeweiligen Abteilung eingeführt und sich dabei unwahrscheinlich viel Zeit
für detaillierte Erklärungen, spontane Führungen, für uns geplante
Experimente und Beantwortung all unserer Fragen genommen. Dafür möchten
wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei all unseren Betreuern
in den besuchten Abteilungen bedanken!!!
Unser Dank gilt natürlich auch Frau Dr. Asen-Palmer, die das Praktikum
für uns geplant und vorbereitet hat und unsere Hauptansprechpartnerin im
Institut war.
Schließlich gilt unser Dank der Sparkasse Aurich-Norden, die mit der
Förderung der Auricher Wissenschaftstage uns
dieses Praktikum erst ermöglicht hat, sowie Herrn Stracke, der als
Organisator für Praktika im Rahmen der Wissenschaftstage den Kontakt zum
Institut, speziell zu Frau Asen-Palmer, hergestellt hat.
Uns hat dieses Praktikum die Möglichkeit gegeben, die wissenschaftliche
Forschungsarbeit in vielen Aspekten live zu erleben. Dadurch erhielten wir
ein lebendiges und ungestelltes Bild auf diesen Tätigkeitsbereich, das
wir in diesem Maße nie bei einem „Tag der offenen Tür“, oder einer
vergleichbaren Veranstaltung erhalten hätten.
Dennoch würden wir diese Praktikum nur denjenigen empfehlen, die großes
Interesse an Naturwissenschaften, besonders an Physik, haben, da auch in
den chemischen Abteilungen physikalische Grundlagen unbedingt nötig sind,
um die Vorgänge verstehen zu können. Wer dieses Interesse hat und bereit
ist, in den Ferien zu lernen, dem können wir ein Praktikum im
Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart sehr empfehlen.