Praktikum am GeoForschungsZentrum Potsdam
vom 11. bis zum 22. Oktober 2004
Von Ugur Toprak
In den Herbstferien absolvierte ich im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage mein Praktikum am GeoForschungsZentrum in Potsdam.
Das Geoforschungszentrum wurde am 01.01.1992 gegründet. Es hat 630 Mitarbeiter, davon sind 315 Wissenschaftler. Das GFZ, ein Teil des Wissenschaftsparks „Albert Einstein“, besteht aus fünf Abteilungen, die sich mit verschiedenen Schwerpunkten der Geowissenschaften beschäftigen (Geodäsie und Fernerkundung, Physik der Erde, Geodynamik, Chemie der Erde und Geoingenieurwissenschaft).
Ich hatte die Möglichkeit, einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit der Sektion 5.3, Ingenieurseismologie, zu erhalten. Die Mitarbeiter dieser Sektion forschen zu ausgewählten Problemen des Erdbebeningenieurwesens. Dazu gehört z. B. die Erdbebengefährdungseinschätzung bestimmter Regionen, aber auch – in Kooperation mit Bauingenieuren – die Erarbeitung erdbebengerechter Baunormen.
Ein Erdbeben ist eine Erschütterung der Erdoberfläche. Es entsteht meist durch Reibung der Kontinentalplatten an Stellen, wo Platten sich aufeinander zu oder aneinander vorbei bewegen (tektonische Beben). Erdbeben gehören in Deutschland zu den seltenen Naturphänomenen. Die Bebentätigkeit konzentriert sich dabei auf drei Schwächezonen der Erdkruste: das Rheingebiet, die Schwäbische Alb sowie Ostthüringen und Westsachsen. Die durch Beben angerichteten Schäden sind in Deutschland zwar gering, aber keinesfalls vernachlässigbar. Das letzte starke Beben (1992 bei Roermond in der deutsch-holländischen Grenzregion) verursachte Schäden von ca. 120 Millionen €.
Quelle: GFZ
Die Ingenieurseismologie beschäftigt sich mit der Einschätzung der Erdbebengefährdung eines Gebietes auf der Grundlage beobachteter seismologischer Daten. Diese Daten sind entweder von Seismographen gemessene Erschütterungen (instrumentelle Daten) oder aber von Menschen gefühlte Wahrnehmungen bzw. beobachtete Bebenschäden (makroseismische Daten). Diese Daten werden EDV-mäßig erfasst, damit sie mit modernen mathematischen Methoden weiterverarbeitet werden können. Meine Praktikumsarbeit stand im Zusammenhang mit der Erweiterung der makroseismischen Datenbank für die ostdeutsche Bebenregion von Thüringen, Brandenburg, Berlin und Sachsen.
Ich bekam die Aufgabe, mithilfe des Encarta-Weltatlas für mehrere Erdbeben im Vogtland die geographische Breite und Länge der Herdregionen (das sind Regionen, in denen Erdbeben entstanden sind) heraus zu suchen. Nachdem ich diese Daten in die EDV eingegeben hatte, wurden sie mithilfe eines Programms zeichnerisch dargestellt.
In der grafischen Darstellung kann man nun erkennen, welche Regionen mit welcher Intensität in einem bestimmten Zeitabschnitt von Erdbeben getroffen worden sind. Solche Karten von Erdbebenzonen werden dann benutzt, um Baunormen für Gebäude festzulegen.