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Aufenthalte am GeoForschungsZentrum Potsdam (XVI)

Praktikumsbericht

Praktikum am GeoForschungsZentrum Potsdam
vom 21. Oktober bis zum 3. November 2012
Von Yasmin Kautz

Am 21.10.12 begann Jan-Eriks und meine Reise morgens per Zug vom Leeraner Bahnhof in Richtung Potsdam.

Nachdem wir in Potsdam angekommen waren und uns Straßenbahntickets für die vollen zwei Wochen, die wir dort verbringen sollten, gekauft hatten, fuhren wir zum Kongresshotel und nahmen unsere vom GFZ reservierten Zimmer entgegen.

Foto des Gebäudes, 30 k

GFZ Außenstelle

Am nächsten Morgen wurden wir auf dem Telegrafenberg im Haus G erwartet, von wo uns ein Kollege zur Außenstelle des GFZ geleitete, der wir zugewiesen worden waren. Dort wurde Jan-Erik der Sektion 2.1, die sich mit Erdbebenrisiko und Frühwarnungen beschäftigt, und ich der Sektion 2.6, die sich mit Erdbebengefährdung und dem Spannungsfeld der Erde beschäftigt, zugeordnet.

Da ich in meine Bewerbung geschrieben hatte, dass ich mich für Geschichte interessiere, und da der Sektionsleiter Herr Prof. Gottfried Grünthal krank war, wurde ich sozusagen der „Schützling“ des Historikers Konrad Schellbach, der mir viel über die Sektion erzählte und der mir in den nächsten 14 bzw. 12 Tagen alle meine Fragen beantwortet hat. Er arbeitet schon seit zwei Jahren an einem Erdbebenkatalog, in dem alle Erdbeben der Jahre 700 bis 1000 im Gebiet des heutigen Deutschlands bzw. des damaligen Heiligen Römischen Reichs aufgezeichnet und ausgewertet sind. Schon allein die Einleitung und Erklärung des wissenschaftlichen Werkes, welches hoffentlich noch dieses Jahr erscheinen wird, umfasst ca. 30 Seiten, die ich in den ersten Tagen lesen und meine Meinung dazu abgeben sollte, da der Katalog auch für eine weite Bandbreite von Lesern verständlich sein soll.

Herr Schellbach überprüft aus früheren, quellenunkritischen Katalogen, ob das tatsächliche Erdbeben oder sogenannte „Fake“-Erdbeben waren.

Er sucht, in welchen Jahren dieses Erbeben war und in welcher alten lateinischen Schrift es festgehalten wurde, sucht diese Schrift im Internet, die Stelle an der das Erbeben (auf Latein „terrae motus“) beschrieben wurde und druckt die besagte Stelle aus, um so alle Quellen zusammen zu tragen. Dann zitiert er diese Quellen in seinem Dokument und beschriftet, wo er diese Textstelle her hat. Diese Tätigkeit habe ich auch unter anderem für ihn gemacht, um nachvollziehen zu können, was er macht, und um mit helfen zu können. Daraufhin versucht er mit seinem Wissen die Quellen genau zu analysieren, um sagen zu können, ob das Erdbeben nun wirklich stattgefunden hat oder ob es nur symbolisch war – bis zum Jahre 1000 wurde viel über Jesus‘ Wiederkehr nach 1000 Jahren und den Tag des Jüngsten Gericht und die Omen und Katastrophen – z. B. Erdbeben – geschrieben, die aber nicht unbedingt stattgefunden haben mussten. Außerdem hat man oft das Phänomen, dass Priester oder ähnliche Leute von anderen Schriftstellern abgeschrieben haben und man sich nicht sicher sein kann, welches nun die glaubwürdige, originale Quelle war, oder wohlmöglich ist diese Information mit den Leuten gewandert und hat sich in einer Umgebung verbreitet, in der das Erbeben gar nicht spürbar war – so muss die Lokalisation des Erdbebens geändert werden. Zudem muss Herr Schellbach anhand von den Verhaltensmustern der Menschen etwa zuordnen, z. B. welche Intensität das Erdbeben damals hatte, was er mithilfe einer Tabelle macht.

Diese und andere Informationen aus den Erdbebenkatalogen aus aller Welt werden dann von anderen Mitarbeitern in der Sektion gesammelt, in Datenbanken eingetragen und ausgewertet, um die Wahrscheinlichkeit und maximale Stärke von Erdbeben in den nächsten 50 Jahren zu errechnen.

Diese Informationen werden wiederum an Ingenieure weiter gegeben, die in den dementsprechenden Gebieten dementsprechend erdbebensichere Gebäude konstruieren können. Denn bei einem Erdbeben werden die Menschen eher von ihren eigenen, erdbebenunsicheren Häusern erschlagen, als vom Erdbeben selbst verletzt.

Desweiteren werden in dieser Sektion unter anderem durch Erdbohrungsrandausbrüche errechnet, wie hoch die Spannung an manchen Stellen in der Erdkruste ist und so eine „World Stress Map“, zu Deutsch „Weltspannungskarte“, erstellt, die ebenfalls wichtig ist für Ingenieure, die z. B. Tunnel bauen oder Erdbohrungen durchführen wollen, denn durch Bohrungen wird die Spannung in der Erdkruste verändert und so kann es z. B. zu Erdbeben kommen.

Auch wird das GFZ zu Rate gezogen, um einen Ort zu finden für ein Endlager in Deutschland, wo es erdbebensicher sein soll und die Erdschichten drumherum wasserundurchlässig sind, damit kein Sauerstoff oder Feuchtigkeit die Behälter der radioaktiven Brennstäbe beschädigt und sie so dort viele Jahre lagern können.

Ebenso werden im GFZ viele Artikel zu Erdbeben- oder ähnlichen Forschungen gesammelt und so ein Index in einer Datenbank erstellt und die Dokumente durchnummeriert. Dadurch können die Dokumente leicht gefunden werden, wenn sie einmal benötigt werden und z. B. einem Kollegen zu gemailt werden.

Mein Arbeitstag begann morgens um etwa 10:00 Uhr und endete je nachdem, wie weit ich mit den Aufgaben war, zwischen 16:30 und 17:30 Uhr. In der ersten Woche blieb ich die meiste Zeit bei Herrn Schellbach, der mich eines Abends noch mit zur Uni in Potsdam nahm, wo ich bei einem Vortrag dabei sein durfte, und wurde am Freitag etwas in der Sektion herumgereicht, um eben auch diese anderen Aspekte der Sektion kennen zu lernen, außer der historischen Arbeit am EMEC Katalog, Schellbachs. An dem genannten Freitag erfuhr ich zwar viel, konnte aber selbst nichts machen. Ich wurde noch einmal über die Plattentektonik aufgeklärt mit den konvergierenden und divergierenden Platten und die Erdbeben, die dieser Vorgang mit sich bringt, und den Zusammenhang der Erdbebenstärke und der Tiefe des Erbebens. – Je näher ein Erbeben an der Erdoberfläche stattfindet, desto stärker ist es im Epizentrum, aber wird auch schneller bei kleinerer Entfernung vom Epizentrum wieder schwächer. Je tiefer ein Erbeben in der Erdkruste ist, desto schwächer wird es zwar an der Oberfläche im Epizentrum sein, aber desto weiter ist das Erbeben noch ähnlich stark spürbar.

Am Wochenende nutzten Jan-Erik und ich die Gelegenheit und fuhren mit der Bahn einen Tag nach Berlin oder schauten uns Potsdam an.

Stipendiatin mit Betreuer, 16 k

Herr Schellbach und ich vor seinem Arbeitsplatz

In der zweiten Woche bekam ich von Herrn Heidbach einen großen Stapel von Artikeln, die ich, wie ich schon oben erwähnt hatte, in die Datenbank eintragen und nummerieren sollte, um sie später leichter wieder zu finden. Um diesen Stapel abzuarbeiten brauchte ich etwa 3 Tage.

Am Mittwoch, dem 31.10. war in Potsdam ein Feiertag – der Reformationstag –, an dem Jan-Erik und ich frei hatten.

Donnerstags war ich alleine und arbeitete die Aufgaben ab, die mir aufgetragen worden waren, und freitags, dem letzten Tag im GFZ, suchte ich historische Erdbebendarstellungen für Herrn Schellbach heraus.

Samstags morgens, den 03.11.12, ging es dann mit dem Zug wieder zurück nach Leer und von dort nach Aurich.

Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, Herrn Schellbach über die Schulter zu gucken, mich mit ihm zu unterhalten und ihn auch bei gewissen Arbeiten zu unterstützen und ich habe viel über Erdbeben erfahren, was meine Schulkenntnisse vertieft und erweitert hat.

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