Praktikum am GeoForschungsZentrum Potsdam
vom 11. bis zum 22. August 2008
Von Tommo W. Brickner
In den Sommerferien 2008, vom 11. bis zum 22. August, absolvierte ich über die Auricher Wissenschaftstage mein Praktikum am Geoforschungszentrum Potsdam.
Untergebracht war ich im Kongresshotel am Templiner See, welches ca. 25 Minuten vom GFZ entfernt liegt (S-Bahn und Fußweg), ein sehr schickes und nobles Hotel inklusive großzügigem Morgenbuffet.
Die zwei Wochen verbrachte ich, wie gewünscht, in der Sektion 5.1 „Umwelt-Geotechnik“ unter der Aufsicht von Dr. Ruediger Giese. Meine Tätigkeit als Praktikant dauerte an Wochentagen von 09:00 bis 16:00 Uhr, jedoch war ich meist von ca. 08:30 bis 17:00 Uhr im Institut, da die Arbeiten um 16:00 Uhr noch nicht beendet waren.
Die Sektion 5.1 „Umwelt-Geotechnik“ mit ihren ca. 70 Mitarbeitern ist eine der größeren Sektionen und ziemlich breit gefächert, sodass ich in den 10 Praktikumstagen sehr viel Abwechslung hatte und von vielen Bereichen einen Eindruck bekam. So geht es in der Sektion vom geowissenschaftlichen Bereich über die Elektronikabteilung, die Maschinenbauplanung, die Glasfaseroptik, die Werkstatt, wo Fräsen, Bohren und vieles mehr erledigt wird, den biologischen Wissenschaftsbereich bis hin zum Biochemielabor in Rehbrücke, in dem z. B. Proben der geowissenschaftlichen Bohrungen auf Bakterien untersucht werden. Die meisten Bereiche arbeiten eng zusammen.
Sektion 5.1 – Außenstelle, Biochemielabor in Rehbrücke
Sektion 5.1 – Werkstatt
Sektion 5.1 – Elektronik
Bei einem so großen Arbeitsfeld konnte ich mich logischerweise nicht überall einarbeiten; so war ich größtenteils in dem Geowissenschaftlichen Bereich und der Maschinenbauplanung tätig und schaute in die anderen Bereiche jeweils ein oder zwei Tage hinein.
Die wichtigsten Projekte, in die ich Einblick hatte, waren:
Das Projekt ISIS zur Hilfe im Tunnelbau basiert auf seismischen Wellen,
welche an verschiedenen Positionen in der Tunnelbohrung durch Geophone
aufgezeichnet werden. Die Wellen werden am Quellpunkt durch pneumatische
Schlaghammerimpulse oder so genannte „Sweeps“ ausgelöst. Es werden jeweils
3 Geophone in einem Geophonanker eingesetzt, welcher in kleinen
Nebenbohrungen positioniert wird. Die Funktion eines Geophons kann man
sich als eine Art Plättchen vorstellen, welches durch die Schwingung im
Gestein mitschwingt; wird es zuerst nach „hinten gedrückt“, kam die Welle
von vorne, beim anderen Fall von hinten.
Die Geophone sind so im Anker ausgerichtet, dass bei Frontaufsicht ein Geophon
nach vorne (zu dem Betrachter), eins zur Seite und eins nach oben zeigt,
sodass durch die Aufzeichnung der empfangenen Schwingungswellen aller
3 Geophone und der Mitberücksichtigung von positivem und negativem Einschlag
die Herkunft bzw. die Richtung der
Welle und ihre Stärke ermittelt werden kann.
Da die Positionen der Geophonanker im Gestein und die Geschwindigkeit
der erzeugten seismischen Wellen bekannt sind, fallen die Wellen, die durch
Störungen beeinflusst wurden, bei der Auswertung sofort auf. So kann
z. B. eine Welle an einer Störungszone
im Gestein reflektiert sein und kommt so nach der „Hauptwelle“ an den
Geophonen an. Anhand der Daten lässt sich ein Bild des Gesteins erstellen,
sodass man beispielsweise sogar die nächsten 100 Meter der Bohrung
einschätzen kann.
Meine Aufgabe als Praktikant war es hier, die empfangenen Daten auszuwerten und die einzelnen Wellen zwischen anderen unbedeutenden Störungen, welche von den Geophonen mit aufgezeichnet werden, herauszufiltern.
Mein Arbeitsplatz beim Auswerten der Messungen – ISIS
Das in Ketzin laufende Projekt CO2-SINK dagegen befasst
sich mit dem CO2-Problem. Es geht darum, innerhalb von 2 Jahren
60.000 Tonnen CO2 ca.
600 Meter tief in Erdschichten zu speichern. Dieses wird gasförmig mit
60 Bar hinunter gepumpt (ca.
2,1 Tonnen/Stunde). Allerdings bleibt die Frage offen, wie sich das
CO2 dort ausbreitet, ob es Schaden an den Erdschichten anrichtet
und ob es dort überhaupt bleibt. Dazu gibt in Ketzin neben der
Injektionsbohrung zwei weitere Beobachtungs-Bohrungen, an denen Gasproben
der Erdschichten genommen und ausgewertet werden, sodass die Entwicklung
in 600m Tiefe mitverfolgt werden kann.
Ziel hierbei ist es, später Kraftwerke direkt an CO2-speicherfähigen
Gebieten zu errichten, sodass dieses gar nicht erst in den Umlauf kommt.
Ausflug nach Ketzin – CO2-SINK (links), Biogasanlage (rechts)
Was mir besonders gefiel, war die Mitarbeit am Projekt SPWD-Tool,
welches auf den Erkenntnissen von ISIS basiert; geplant ist ein Bohrlochtool,
welches schnell einsetzbar ist und die Eigenschaften von ISIS in sich trägt.
Ich hatte die Möglichkeit bei der Erstellung des Tools mit dem Programm
Autodesk-Inventor dabei zu sein (Maschinenbauplanung).
Genaueres dazu darf ich nicht erwähnen, da es der Geheimhaltung unterliegt.
Sektion 5.1 – Glasfaseroptik (links),
Ingenieurswesen/Maschinen-
bauplanung, Arbeiten mit dem Autodesk-Inventor (rechts)
Das Praktikum am GeoForschungsZentrum Potsdam hat mir sehr gut gefallen
und mir die Möglichkeit gegeben, einen Einblick in die Praxis der Wissenschaft
zu gewinnen. Zudem wird es mir bei meiner späteren Berufswahl sicherlich helfen,
da ich mir ein Bild von vielen Bereichen machen konnte.
Besonders beeindruckt hat mich die enge Verzahnung der einzelnen Teilbereiche.
An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmals bei allen Mitarbeitern bedanken, die mich sofort herzlich aufgenommen haben und mich an ihrer Arbeit haben teilhaben lassen. Besonderer Dank gilt auch den Organisatoren der Auricher Wissenschaftstage, die mir dieses Praktikum ermöglicht haben.