Logo der Berufsbildenden Schulen 2 Aurich

Auricher Wissenschaftstage –
Forum einer dritten Kultur

Logo des Ulricianums

Aufenthalte am Forschungszentrum Jülich (VII)

Praktikumsbericht

Praktikum am Institut für Medizin in Jülich
vom 16. bis zum 27.10.2006
Von Rasmus Geßner

In der Zeit vom 16. bis zum 27.10.2006 absolvierte ich ein Praktikum am Institut für Medizin (IME) des Forschungszentrums Jülich.

Zebris, 18 k

Drei Sender (weiß) und Empfänger (grüne Flächen am Ge­rät), die Punkte können mithilfe von Dreiecks­be­rech­nun­gen lokalisiert werden

Das IME hat verschiedene Forschungsschwerpunkte, die jedoch alle mit dem Gehirn von Menschen und Tieren zusammenhängen. Es wird der Hirnschrittmacher weiterentwickelt, das Gehirn wird genau kartografiert, verschiedene Stoffwechsel-Vorgänge werden visuell aufbereitet und erstmals in ihre Bestandteile zerlegt.

Meine ersten Patientenerfahrungen machte ich ziemlich schnell, da ich bei diversen Motorik-Experimenten assistieren durfte, die mit Schlaganfall- und Parkinson-Patienten durchgeführt wurden. Der Patient sollte hierbei einen erhöht liegenden Würfel greifen und danach die Hand wieder in die Ausgangsposition bewegen. Mithilfe einer Ultraschall-Messmethode kann der Weg der Hand zum und vom Würfel nachgezeichnet werden und dient z. B. bei Parkinson-Patienten zur Erkennung des Tremors (Zittern).

Der Schlaganfall-Patient wurde mit Magnetfeldern am Motorcortex des Gehirns stimuliert und seine Bewegungen davor und danach miteinander verglichen. Es stellte sich eine nicht unwesentliche Besserung heraus, da der Ablauf sehr viel flüssiger war. Insbesondere bei Schlaganfall-Patienten wird in die Trans-Cranielle („durch den Schädel“) Magnetstimulation sehr viel Hoffnung gelegt, aber man muss sagen, dass diese Methode eine sehr neue ist und zur Zeit noch Grundlagenforschung betrieben wird.

Das IME besitzt verschiedene Tomographen, mit deren Hilfe man z. B. Tumore lokalisieren und Blutungen im Gehirn feststellen kann. Die Tomographen unterscheiden sich in ihren Anwendungsschwerpunkten und Arbeitsweisen.

Ich habe selbst an fMRT- und MEG-Messungen als Proband teilgenommen und eine PET-Untersuchung angesehen. Zudem „probierte“ ich TMS aus, wobei Teile meines Gehirns mit starken Magnetfeldern kurzzeitig gereizt wurden. So konnte man z. B. seinen kleinen Finger oder auch die ganze Hand völlig ohne Willen bewegen (lassen).

Außerdem durfte ich einen genaueren Einblick in die Elektronen-Mikroskopie werfen. Von der Vorbereitung der Präparate bis hin zur Mikroskopie selbst war dies ein weiterer, sehr interessanter Teil des Praktikums.

Elektronen-Mikroskop, 22 k

Elektronen-Mikroskop: Auf den Bildschirmen erscheinen mit einer Verzögerung von ~10s die Bilder. Bei einer Nachjustierung dauert es wiederum so lange, bis man die Auswirkungen sieht.

Zum Praktikumgehörte auch die Sektion von Ratten, anhand derer ich insbesondere die Anatomie von Tieren besser kennen lernen konnte. Natürlich sind solche Sektionen wesentlich praxisnaher als stumpf mit einem Anatomie-Atlas in der Hand Knochen auswendig zu lernen. Trotzdem sollte so etwas nie als in irgendeiner Art und Weise „normal“ angesehen werden. Ich persönlich sehe zwar den Nutzen von Sektionen, aber man sollte keineswegs Tierversuche – etwas anderes ist es ja nicht – als absolutes Mittel zum Lernen und Herleiten von Vorgängen sehen. Hinzuzufügen ist, dass Tierversuche in Deutschland sehr stark reglementiert sind und unter dementsprechend starken Einschränkungen stehen.

Insgesamt kann ich sagen, dass mir das Praktikum sehr viel Spaß gemacht hat. Das liegt vor allem an den äußerst hilfsbereiten und netten Medizinern, Psychologen, Professoren, TAs, Doktoranden, und anderen gestressten Studenten, die immer wieder Fragen beantworteten und mich niemals spüren ließen, dass ich ja nur Praktikant sei. Einen Großteil dazu hat auch meine Betreuung beigetragen, danke an Oli Haumann und Frau Fournier. Danke auch an die Förderer der Auricher Wissenschaftstage, ohne die dies nicht möglich gewesen wäre, und an Herrn Stracke für die reibungslose Organisation.

FZ Jülich-Praktika | Seitenanfang