Aufenthalt an der Biologischen Anstalt Helgoland
vom 22. bis zum 31. März 2010
Von
Insa Henze
An meinem 1. Tag wurde mir von Frau Dr. Antje
Wichels, meiner Betreuerin, etwas über die Anstalt und meine kommenden
Aufgaben erzählt. Die biologische Anstalt besteht aus 3 Häusern und wurde
als Königlich Preußische Biologische Anstalt auf Helgoland 1892 gegründet.
Sie untersteht seit 1998 dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und
Meeresforschung (AWI). Das Haus A befindet sich nahe dem Hafen und
beschäftigt sich mit der Erforschung und Zucht des Hummers. Im Haus C
befindet sich unter anderem die Mikrobiologie. Das Haus C und das Aquarium
liegen mittig auf der Insel am Yacht-Hafen.
Spontan ergab sich an diesem Tag eine Exkursion mit der Master-Studentin
Beate ins Oberland, wo mit einem speziellen Gerät Luftproben genommen
wurden. Beate braucht diese Proben für ihre Masterarbeit, in der sie das
Wachstum von Bakterien in der Meeresluft untersucht.
Danach habe ich mit Cedric, einem Franzosen, verschiedene Plankton-Arten
des Meeres mikroskopiert und etwas über deren Nahrungsverhalten und Zucht
erfahren.
Außerdem erfuhr ich noch etwas über die Unterschiede zwischen Nord- und Ostsee. So ist die Nordsee salziger als die Ostsee, da diese mehr Süßwasser-Zuflüsse hat, deren Wasser sich mit dem der Ostsee vermischt. Ein Austausch des Wassers findet in der Ostsee auch nur über den Großen Belt statt.
Am 2. Tag führte mich mein Weg zum Haus A, in dem sich die Hummerzucht befindet. Dort wurde ich von Uwe betreut. Er erklärte mir die Krebsforschung und was genau sein Chef auf diesem Gebiet macht. Uwe ist technischer Assistent und für die Pflege der Tiere zuständig. Danach war es meine Aufgabe, Larven aus einem Gefäß nach ihren Stadien zu sortieren. Krebse durchlaufen während ihres Wachstums verschiedene Stadien bis sie „erwachsen“ sind und schließlich wie ein richtiger Krebs aussehen. In der Anstalt wird unter anderem erforscht, welche Salinität (Salzgehalt des Wassers, Angabe in Promille) der jeweilige Krebs während der verschiedenen Entwicklungsphasen braucht. Es gibt auch Krebse, wie die chinesische Wollhandkrabbe, die als Larve Salzwasser und als adultes (ausgewachsenes) Tier Süßwasser brauchen. Danach zeigte Uwe mir noch, welche Krebsarten in der Station untersucht werden. Mittags bin ich zurück zum Haus C. Dort hab ich erfahren, was meine Aufgaben in den nächsten Tagen sein werden. Antje hat mir die Aufgabe für den nächsten Tag erklärt und wir haben die Materialien dafür zusammengesucht.
Weiblicher (re.) und männlicher (li.) Krebs
Am 3. Tag ging es dann wieder zum
(Hummer)-Haus A. Dort musste ich mich mit Axel, der dort sein freiwilliges
ökologisches Jahr macht, um die Hummer kümmern. Als erstes mussten wir
aus dem Becken mit den Hummernachzuchten diejenigen trennen, die das
4. Stadium schon erreicht haben. Man erkennt diese an ihrem Schwimmstil.
Da Hummer unter Kannibalismus leiden, müssen sie immer voneinander
getrennt werden. Nur zu Beginn ihrer Entwicklung leben sie in einem Becken.
Dessen Wasser ist in ständiger Bewegung, damit die Tiere auch in ihrer
frühen Entwicklungsphase so selten wie möglich aufeinander treffen.
Danach wurde nach den Copepoden gesehen und die Eier aus den Bottichen
vom Boden abgesaugt. Die Copepoden gehören auch zu den Crustacaen (Krebsen)
und werden auch als Hüpferlinge bzw.
Ruderfußkrebse bezeichnet. Die Tiere wurden mit Algen gefüttert. Dafür
werden ständig neue Algenkulturen angelegt. Anja hatte mir aufgetragen,
ihr Fecal Pellets und Copepoden mitzubringen. Copepoden sind sehr klein
und Fecal Pellets sind deren Ausscheidungen. Mithilfe eines Binoskops
musste ich die Pellets und Tiere jeweils einzeln in Reaktionsgefäße
(1,5 ml) geben. Das war eine sehr mühsame Arbeit, da beide sehr klein
sind. Als ich fertig war, hat Axel mir die Hummer gezeigt. Die Nachzuchten
werden 2-3 Jahre gehalten und dann ausgesetzt. Fischer geben gefangene
Hummerweibchen mit Eiern ab, da sie diese nicht an den Handel verkaufen
dürfen. Dafür bekommen sie dann Geld vom Institut. Nach der Eiablage
(ca. 1 Jahr später) werden auch die
Hummerweibchen wieder ausgesetzt. Die Larven werden dann in der Station
aufgezogen.
Danach bin ich wieder zurück ins Haus C gegangen, wo Antje mir die
weitere Verarbeitung der Pellets und Copepoden erklärte. Diese musste ich
mit 1% Formaldehyd / Phosphat gepufferter Natriumchlorid-Lösung (PBS)
fixieren und danach in den Kühlschrank bei 4°C stellen, wo sie über Nacht
sedimentieren mussten. Diese Arbeiten fanden unter dem Abzug statt, weil
Formaldehyd ein starkes Zellgift ist.
Am 4. und 5. Tag war ich im Felswatt mit Thomas. Er schreibt seine Diplomarbeit. Darin untersucht er, wie Algen, in seinem Experiment „Fucus vesiculosus“, auf verschiedene Wellenexpositionen (Wellenstärke starke / keine Wellen) reagieren. Außerdem untersucht er die Wirkung der verschiedenen Standorte auf trophische Interaktionen (ob Fressfeinde wie Strandschnecken und Meerasseln lieber Algen aus Gebieten mit starken oder mit schwachen Wellenexpositionen essen). Dazu misst er mit sogenannten Dynamometern die maximale Wellenexposition an vier verschiedenen Orten und mit Gipskugeln die Wasserbewegung / Strömung dort. Donnerstags haben wir die Dynamometer ausgetauscht und die Gipskugeln angebracht. Freitags wurden die Gipskugeln wieder eingesammelt und die Ergebnisse der Dynamometer aufgenommen. Außerdem wurden diese gewaschen und neue Gipskugeln hergestellt. Die Gipskugeln müssen mindestens alle zwei Tage eingesammelt werden, da sie sich sonst vollständig auflösen und man dann natürlich keine Ergebnisse erhält. Die Standorte der Messgeräte sind im Felswatt, am Kringel, beim Haus A und gegenüber vom Haus C. Um ins Felswatt zu dürfen, musste ich aufgrund der Steinschlaggefahr durch die Felsen eine Einverständniserklärung unterschreiben. Da wir bei der Arbeit teilweise bis zum Bauch im Wasser standen und die Gefahr des Ausrutschens bestand, trugen wir Schutzkleidung, Waathosen und einen Helm. Am Donnerstag (4. Tag) musste ich, nach der Arbeit mit Thomas im Felswatt, die Pellets und die Copepoden weiter bearbeiten. Das formaldehydhaltige PBS wurde wieder unter dem Abzug abpipettiert und anschließend eine Ethanolhaltige PBS Lösung daraufpipettiert. Danach kamen die Proben wieder bei 4°C in den Kühlschrank . Bei der Arbeit mit dem formaldehydhaltigen PBS muss man sehr vorsichtig sein, da Formaldehyd giftig ist. Deswegen muss man sofort die Handschuhe wechseln, wenn diese mit Formaldehyd kontaminiert werden.
Samstag und Sonntag hatte ich Wochenende und habe mir Helgoland angeguckt. Am Samstagnachmittag habe ich die Führung durch die Bunkeranlagen Helgolands mitgemacht.
Meine letzten 3 Tage war ich im Aquarium
beschäftigt. Der Ablauf dort ist morgens meist immer der gleiche. Als
erstes werden die Becken nach toten Tieren abgesucht und die Temperatur
des Wassers gemessen. Anschließend musste ich zuerst in einigen Becken
den Sauerstoff- und den
Wasserzulauf abstellen. Dann wurde das Gerät, in dem der Eiweißschaum
gesammelt wird, gereinigt. Dieser Eiweißschaum stammt unter anderem von
Nahrungsresten. Danach wurde das Futter geholt und aufgetaut. Während das
Futter auftaute, mussten wir Sand holen. Dieser wurde dann mit Warmwasser
durchgespült, um das vorhandene Eiweiß zu entfernen. Uli hatte währenddessen
schon das Versuchsbecken mit den Norwegischen Sandgrundeln und den deutschen
Fleckengrundeln gereinigt und die toten Tiere herausgeholt. Ich musste
dann den Sand durch ein Sieb in das Wasser sieben, damit keine größeren
Steine und Muschelstücke in das Aquarium gelangen. Dadurch wird die
Verletzungsgefahr für die Tiere gemindert. Danach wurde das aufgetaute
Futter zubereitet und die Tiere gefüttert. Es gab Tintenfisch für die
Seewölfe und rotes Plankton und braune Schwebegarnelen für die kleineren
Fische und die Pflanzen. Die Tiere bekommen dies als extra Futter
zusätzlich zum normalen Futter. Anschließend konnte ich dann die
Pellet-Aufgabe beenden. Ich musste den Ethanolüberstand mit einer Pipette
abheben und neues Ethanol dazu geben. Danach wurden die Fecal-Pellets
und Copepoden bei -20°C tiefgefroren.
Nach der Mittagspause sind Uli und ich zum Yachthafen gegangen, um dort
nach Kugelrippenquallen zu suchen. Am Strand hinter der Jugendherberge
suchten wir nach Meerringelwürmern. Leider haben wir beides nicht gefunden.
Im Aquarium gab es dann nicht mehr so viel zu tun. Es wurden noch die
Seepferdchen und der Tintenfisch gefüttert und wir bekamen Besuch von
Franka, die ihre Schulferien oft auf Helgoland verbringt und dann auch
oft im Aquarium ist und hilft.
Im Labor
Der 7. Tag war dann mein vorletzter Tag auf
Helgoland. Morgens erfuhr ich, dass ein Mitarbeiter ausgefallen ist, und
es wurde zwischendurch auch ziemlich stressig. Als erstes musste ich Sand
durchsieben, der dann in das gereinigte Seepferdchenbecken kam. Danach
wurden die Futterfische (Sprotten) geschnitten und die Scheiben vom
Seepferdchenbecken gewischt. Dann durfte ich die Tiere im Arena-Becken
und später auch noch in einigen andere Becken füttern. Dazu hatte ich
Handschuhe angezogen, weil der Fischgeruch nicht ganz so leicht von der
Haut verschwindet.
Nachdem die Aquariumführung aus dem Bereich weg war, haben wir dann das
morgens frisch gefangene Plankton in die Becken verfüttert. Das Plankton
wird mit einem 500 µm Planktonnetz gefangen.
Nach der Mittagspause musste ich erneut Sand holen und diesen waschen.
Danach wurde der Sand gesiebt und im Helgolandbecken verteilt. Als wir
soweit fertig waren, musste dann noch der Boden gewischt und desinfiziert
werden. Uli hat die Arbeitsflächen gereinigt und desinfiziert. Als letztes
bekam der Tintenfisch noch etwas zu fressen.
An meinem letzten Tag (8. Tag) habe ich nur bis Mittags gearbeitet. Wir mussten die Tiere mit dem Extra-Futter füttern. Dann hab ich noch mit Helgo neuen Sand in das Arena Becken gefüllt. Danach musste ich in allen Becken den Wasser- und Sauerstoffzulauf, den wir vorher aufgrund der Fütterung abgestellt hatten, wieder aufdrehen.
Um 15:00 Uhr brachte Uli mich und mein Gepäck mit dem Elektroauto zum Anleger. Um 16:00 Uhr legte das Fährschiff Atlantis in Richtung Cuxhaven ab. Mein Praktikum und mein Aufenthalt auf Helgoland waren nun endgültig zu Ende. Das Praktikum in der biologischen Anstalt auf Helgoland hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich schon darauf bei einem Besuch, alle Mitglieder im Institut auf Helgoland wiederzusehen.
Biologische Anstalt (re.) und Aquarium (li.)
Vielen Dank an alle, die mir dieses Praktikum in der BAH ermöglicht haben und an alle, die mich auf Helgoland betreut haben.
Insa Henze, April 2010