Praktikum am Alfred-Wegener-Institut
vom 22. bis zum 27. März 2010
Von Josephine Köhler
Mit der Diskussion über den Treibhauseffekt steigt das Interesse nach
früheren, natürlich verursachten Klimaschwankungen, deren Ursache und
Folgen. Doch geht es nicht darum, die menschlichen Einflüsse auf das
Klima zu relativieren, sondern um im heutigen Zeitpunkt verantwortungsvolles
Handeln zu ermöglichen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die
Temperatur. Um diese zu untersuchen werden Gletschereiskernbohrungen
untersucht.
Warum?
Alle Niederschläge, die hier ausschließlich als Schnee fallen, werden
übereinander geschichtet und deponiert. So entsteht das perfekte Klimaarchiv.
Meine erste Aufgabe nach meiner Ankunft war es, die Behältnisse der Eisproben zu beschriften, denn eine unbenannte Probe kann keinem Zeitraum oder/und Kern zugeordnet werden und ist somit eine verlorene Probe. Nachdem ich meine Aufgabe beendet hatte, hat Fernando Valero mich in die Öffentlichkeitsarbeit eingewiesen. Die Podiumsdiskussion „Kinder und Klimawandel“ musste geschnitten und mit Bildern versehen werden. Wobei es für mich nicht ums Schneiden, sondern die Diskussion selbst geht: Wie kann man Kindern den Klimawandel erklären? Als ich die Diskussion zu einem Film zusammen geschnitten hatte, wurde ich in die Glaziologie – mithilfe eines Lernpogramms – eingeführt. Begriffe wie Isotopenfraktionierung, Firnschicht, Dansgaard-Oeschger- Ereignisse und Thermodiffusion waren nach diesem Tag keine Fremdwörter mehr für mich.
Der zweite Tag begann für mich wie der erste: es mussten Probentüten beschriftet werden. Es dauerte nur eine halbe Stunde, bis Fernando kam und mich mit ins Eislabor nahm. Dort ist es -20°C kalt, jedoch ist die Luftfeuchtigkeit so gering, dass sich die Temperatur nicht so kalt anfühlt, wie sie klingt. Hier wird der Bohrkern für die Proben zurecht geschnitten und in die beschrifteten Tüten getan, welche danach verschweißt werden müssen, um den Kontakt mit der Luft zu vermeiden. Als die Arbeit getan war, folgte ein wenig Theorie zum Massenspektrometer. Desweiteren musste ich eine Lesung von Fernando in der Bücherei von Bremerhaven schneiden.
Am nächsten Tag habe ich am Massenspektrometer gearbeitet. Als Erstes musste ich die Fläschchen entleeren, da die Messungen der δ18O-Werte über Nacht erfolgen. Bevor man das Massenspektrometer wieder in Betrieb nimmt, füllt man mithilfe einer Pipette 7ml aufgetautes Eis einer Eiskernbohrung in Probenglasfläschchen. Zusätzlich werden Standartwerte zum Vergleich mit den Proben pipettiert. Beim Bestücken des Massenspektrometers muss auf den Probenbestückungsplan geachtet werden. Die Proben kommen in ein Wasserbad und werden auf 20°C erwärmt. Das Massenspektrometer ist an einen Rechner angeschlossen, in den nun die Probennamen eingegeben werden. Die Daten werden noch einmal überprüft, um sicher zu gehen, dass jeder Probe am Ende der Messung der richtige Isotopengehalt zugeordnet wird. Dann wird CO2 in die Anlage gefüllt. Zwischen dem Präparationsbereich und dem Massenspektrometer befinden sich Kühlfallen, durch die das Gas in das Zentrum des Massenspektrometers gelangt. Um die Kühlfallen werden Gefäße mit einem Gemisch aus Spiritus und Trockeneis befestigt. Dieses Gemisch hat eine Temperatur von -90°C. Dadurch sublimiert die Feuchtigkeit aufgrund der extrem niedrigen Temperatur. Nach dem Mischen der Kühlflüssigkeit war ich noch im Eislabor um Proben zu schneiden. Desweiteren habe ich noch den Probenbestückungsplan für Donnerstag geschrieben und Tüten beschriftet.
Mein nächster Tag begann wieder am Massenspektrometer. Um 11:00 Uhr folgte ein Seminar, an dem ich teilnahm. Glaziologen aus Japan waren zu Besuch und haben einen Vortrag über ihr Projekt am Dom Fuji gehalten. Nach der Mittagspause sind ein weiterer Praktikant sowie Fernando und ich ins Eislager am Hafen gefahren, um zwei falsch beschriftete Kisten umzubeschriften sowie einige Kanister einzulagern und einen mit ins Institut zu nehmen. Anne hatte das Massenspektrometer schon angestellt, jedoch mussten noch die Standard-Wasser nachgefüllt werden. Als diese Aufgabe erledigt war, durfte ich mir den Röntgen-CT anschauen. Die Physiker, die hier arbeiten, beschäftigen sich unter anderem mit der Thermodiffusion und der Problematik der Altersbestimmung der Luft und somit auch von Aerosol und den δ18O-Werten, die in dem Eis eingeschlossen wird.
An meinem letzten Tag habe ich mich um das Massenspektrometer gekümmert sowie Eis geschnitten. Anne hat mir noch etwas über die Bohrungen erklärt und sie mir an einigen Modellen veranschaulicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der Besuch am Alfred-Wegener-Institut in der Glaziologie sehr gelohnt hat. Ich habe hier einen Eindruck in die Physik bekommen, den mir wohl kein noch so guter Unterricht vermitteln kann. Das wissenschaftliche Arbeiten macht viel Spaß, und die Kollegen waren sehr nett. Und wann bekommt man schon einmal die Chance, ein 20.000 Jahre altes Stück Eis in den Händen zu halten?
Ich würde ein Praktikum jedem weiter empfehlen. Es hat sich letzendlich wirklich gelohnt, eine Woche meiner Ferien in Bremerhaven an diesem Institut zu verbringen.